Gesundheitsorganisationen wie das Robert Koch Institut in Berlin empfehlen der erwachsenen Bevölkerung, täglich mindestens 30 Minuten körperlich aktiv zu sein. Gerade ältere Menschen kommen jedoch selten auf die empfohlene Dosis. Dabei ist körperliche Inaktivität – wie zahlreiche epidemiologische Arbeiten zeigen – ein signifikantes Gesundheitsrisiko. An diesem Punkt setzt das Institut für Sportwissenschaft an. Ein Projekt unter Leitung von Institutschef Wolfgang Schlicht untersucht Prozesse und strukturelle Bedingungen, die über 50-jährige Personen daran hindern oder es ihnen erleichtern, regelmäßig körperlich aktiv zu sein. Ein retrospektiver Zugang erfasst strukturelle Barrieren und Erleichterungen (wie etwa Mentalitäten eines Lebensstils oder Sportangebote) im biographischen Kontext an einer Stichprobe von 1 200 Personen aus dem Raum Stuttgart für ein städtisches Umfeld und dem Landkreis Rottweil für den ländlichen Raum. Für eine prospektive Studie werden aus diesem Pool 16 Einzelfälle zufällig gezogen, die während eines Jahres monatlich befragt werden. Die Landesstiftung fördert dieses Projekt mit 190 000 Euro über drei Jahre.
Aktivität und Lebensstil
Eine zweite Studie unter Beteiligung des Sportsoziologen Prof. Klaus-Peter Brinkhoff erhebt – erstmals für Baden-Württemberg – repräsentative Querschnittsdaten zum Aktivitäts-, Sport- und Gesundheitsverhalten von Menschen zwischen dem 50sten und 70sten Lebensjahr. Die Sportwissenschaftler setzen die gewonnenen Informationen zur körperlichen Aktivität auf der Basis einer Stichprobe von 2 000 Personen in Bezug zu sozialstrukturellen und psychischen Faktoren. Ziel dieses Vorgehens ist es, detaillierte Informationen über typische Lebensstile sowie über Prioritätensetzungen bei der individuellen Lebensführung älterer Menschen zu ermitteln. Dieses gemeinsam mit der Universität Tübingen durchgeführte Projekt wird mit 57 000 Euro für zwei Jahre gefördert.
Die Stuttgarter Sportwissenschaftler gehen bei beiden Projekten von einem psychosozialen Ansatz aus, der unterstellt, dass Altern gelingen und misslingen kann. Sie betrachten körperliche Aktivität und Sport als Strategie, die zu „erfolgreichem“ Altern beitragen kann. Die Arbeitsgruppe um Prof. Schlicht kann für diese gesellschaftspolitisch wichtige Thematik auf umfangreiche Vorarbeiten zurückgreifen. Am Institut für Sportwissenschaft wurden bereits mehrere Studien durchgeführt und Gesundheitskampagnen wissenschaftlich begleitet, mit denen inaktive Personen zu mehr und regelmäßiger Aktivität motiviert werden sollen.
zi
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