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Kolloquium zur Historischen Geographie > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
 
Landschaft und Religion
 

Warum lassen sich manche Kultformen nur in einer bestimmten Region nachweisen? Was macht eine Landschaft zu einer Sakrallandschaft? Fragen wie diese standen im Mittelpunkt des internationalen Kolloquiums „Die Landschaft und die Religion“ im Mai. Es war bereits das neunte Kolloquium zur Historischen Geographie des Altertums, das die Abteilung Alte Geschichte des Historischen Instituts der Uni durchführte.

  Zwischen naturräumlichen Gegebenheiten und religi-ösen Phänomenen bestehen vielfältige Wechsel-wirkungen  

Zwischen naturräumlichen Gegebenheiten und religi-ösen Phänomenen bestehen vielfältige Wechsel-wirkungen.                                                     (Foto: Institut)

Referenten aus zehn Ländern – darunter Althistoriker, Archäologen, Klassische Philologen, Kunsthistoriker und Geowissenschaftler – diskutierten in 36 Vorträgen die vielschichtigen Wechselwirkungen zwischen religiösen Phänomenen und naturräumlichen Gegebenheiten. Dabei wurden die Bedeutung des Oberthemas für die Religionsgeschichte wie auch für die Historische Geographie des Altertums verdeutlicht und Forschungsmethoden und -schwerpunkte vorgestellt.

   Nach einer Einführung durch Institutsleiter Prof. Eckart Olshausen begann die Reihe mit „Erdbeben in Syrien und Palästina“ von Prof. Holger Sonnabend (Stuttgart), der den Blick auf die in literarischen Quellen häufig genannten Erdbeben in den dortigen „heiligen Landschaften“ lenkte. Der in der gesamten Antike verbreitete religiöse Deutungskontext von Naturkatastrophen sei hier auffällig oft für politische und religiöse Zwecke instrumentalisiert worden. „Manche der geschilderten Erdbeben sind daher schlicht literarische Fiktion“, unterstrich Sonnabend.

   Weiter ging es in den thematisch breit gestreuten Referaten um die Frage, wer oder was sich hinter den epigraphisch belegten „Regiones als Stifter für Götter und Tempel am oberen Aarelauf“ verberge oder um die anthropogene Umgestaltung von Orten zu Heiligtümern und Grabanlagen. Am Beispiel der Grabeskirche in Jerusalem wurde die Sakralisierung einer Mikrolandschaft von der Spätantike bis zum Ende des Mittelalters nachgezeichnet. Dr. Iris von Bredow informierte über die Einbeziehung von Gestaltungselementen aus anderen Kulturkreisen bei der Ausgestaltung von Heiligtümern.

   Ein weiterer Schwerpunkt lag auf Beiträgen, die die Kultlandschaft einzelner Regionen untersuchten. Neben der Rekonstruktion der Kulte einer Landschaft galt es, auch den Einfluss der Landschaft auf Kultformen und auf den Mythos zu verdeutlichen, wie etwa im Vortrag von Prof. Olshausen und Vera Sauer über „Kulte im Kithairon – Kithairon im Mythos“. Die Ergebnisse resultierten aus mehreren Forschungsreisen durch diese mittelgriechische Gebirgslandschaft. Aufschlussreich ist dabei, dass die Zahl der Götter, die in griechischen Mythen mit dem Kithairon in Verbindung gebracht werden, die Zahl der dort nachweisbaren Kultstätten in auffälliger Weise übertrifft.

   Zur Sprache kamen auch religiöse Phänomene innerhalb einer bestimmten Region sowie die religiöse Verehrung naturräumlicher Gegebenheiten einzelner Landschaften. Weitere Vorträge stellten Lokalisierungsvorschläge für einzelne Kulte oder Mythen vor. Doch auch vor der eigenen Haustüre lassen sich die Wechselwirkungen von Religion und Naturraum beobachten: So ging Prof. Franz Quarthal von der Abteilung Landesgeschichte in seinem Festvortrag „Fiktion oder Wirklichkeit“ auf die Kulttradition im deutschen Südwesten ein.

   „Das Kolloquium erbrachte in angenehmer Atmosphäre eine Vielzahl an Ergebnissen sowohl zu Einzelfragen als auch zu grundsätzlichen Problemen des Oberthemas“, unterstrich Prof. Olshausen in seinem Schlusswort und lud gleich zum nächsten Kolloquium im Jahr 2008 ein. Es wird unter dem Thema „Die Erde und ihre Schätze. Rohstoffe in der antiken Welt“ stehen. Die Akten des diesjährigen Kolloquiums werden wie gewohnt in der Reihe „Geographica Historica“ im Franz Steiner Verlag (Stuttgart) erscheinen und die Ergebnisse dokumentieren.                               Frank Stini/amg

 

  

 
 

 

KONTAKT

 
 


Prof. Eckart Olshausen
Historisches Institut, Abteilung Alte Geschichte
Tel. 0711/121 3439
Fax 0711/121 3584
e-mail: Eckart.Olshausen@po.hi.uni-stutgart.de
 

 

 

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Pressestelle der Universität Stuttgart