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Baldur Barczewski

Am 7. Juli 2005 verstarb im Alter von 62 Jahren Dr.-Ing. Baldur Barczewski, Privatdozent an der Universität Stuttgart und wissenschaftlicher Leiter der Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und Altlastensanierung (VEGAS) am Institut für Wasserbau. Baldur Barczewski, am 25. Februar 1943 in Gehlenburg/ Ostpreußen geboren, studierte 1962 bis 1968 Physik an der Technischen Universität Karlsruhe und befasste sich anschließend in der Praxis mit Messtechnikentwicklung. 1972 kehrte er an die Universität Karlsruhe zurück, wo er am Institut für Hydromechanik Fragen der Strömungsmesstechnik untersuchte und 1978 promovierte.

   Anfang 1979 übernahm er am Institut für Wasserbau der Universität Stuttgart die Leitung der Arbeitsgruppe Messtechnik und Elektronik. Hier hat er den Bereich der Feldmessungen an natürlichen Gewässern ausgebaut sowie an zahlreichen wasserbaulichen Modellversuchen mitgewirkt. Sein Interesse galt dabei insbesondere der Entwicklung innovativer Konzentrationsmessverfahren für Mehrphasenströmungen und turbulente Strömungen, wobei er optische Sensoren und neue elektronische Steuerungs- und Datenerfassungskomponenten eingesetzt und zu voll entwickelten Messinstrumenten integriert hat.

  Baldur Barczewski  

Baldur Barczewski

   Anfang der 80er Jahre wurde die Problematik der Grundwasserbelastung durch Schadensfälle und Altlasten mit ihren Langzeitfolgen für die Wasserwirtschaft und die Trinkwasserversorgung deutlich. Das Institut für Wasserbau hat entsprechend die Forschungsbereiche Grundwasserschutz und -überwachung, Schadstoffeintrag und -ausbreitung sowie Erkundungs- und Sanierungsmaßnahmen entwickelt. Baldur Barczewski hat sich konsequent messtechnischen Fragen der Strömungs- und Konzentrationsmessung in Grundwasserleitern und im natürlichen Untergrund zugewandt und damit frühzeitig ein messtechnisch anspruchsvolles Aufgabengebiet erschlossen. Seine innovativen Ideen, Entwicklungen und Erfindungen haben die Grundwassermesstechnik in den letzten 20 Jahren wesentlich vorangebracht und haben national und international hohe Anerkennung gefunden.

   Bei der Konzeption für ein fachübergreifendes, anwendungsorientiertes Entwicklungsprogramm zu Problemen der Altlastensanierung hat er maßgeblich mitgewirkt. Als das bundesweite Forschungszentrum VEGAS 1995 in Betrieb ging, übernahm er als wissenschaftlicher Leiter gemeinsam mit dem technischen Leiter Dr.-Ing. Hans-Peter Koschitzky die Führungsrolle. Neben eigenen wissenschaftlichen Arbeiten stellte er sich damit auch der Aufgabe, das VEGAS-Forschungsprogramm zu koordinieren und die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Pilotprojekte und Fallstudien in Zusammenarbeit mit der Wasserwirtschaftsverwaltung und der Industrie in die Praxis zu bringen. Im September 2005 feierte VEGAS sein 10jähriges Jubiläum - ein Erfolgsprojekt, das Baldur Barczewski maßgeblich mitgestaltet hat.

   Er war einer der Initiatoren und langjähriges Vorstandsmitglied im „altlastenforum Baden-Württemberg e.V.“, wirkte im Arbeitskreis „Fiskalischer Bodenschutz“ mit, gehörte dem Lenkungsausschuss „Flächenressourcenmanagement“ an und hat den „fortbildungsverbund boden und altlasten Baden-Württemberg“ mitgestaltet. Zudem gehörte er mehreren Gutachtergremien des Bundes und des Landes Baden-Württemberg an und war Gründungsmitglied der „Bundesvereinigung Boden und Altlasten e.V.“.

   Der ideenreiche Forscher hat auch die Diskussion um die Einbindung der Sanierungstechnologien in die Wiedernutzung industrieller Brachflächen, die Betrachtung von Gesamtbilanzen für Sanierungsmaßnahmen und ein nachhaltiges Flächenressourcenmanagement angestoßen. Gleichzeitig hat er sich mit der Entwicklung neuer In-situ-Sanierungstechnologien befasst. Besonders lag ihm die Weiterentwicklung der Untergrunderkundung am Herzen, wo mit Lichtleitermesstechnik, sensorbasierten Systemen und mit Verfahren der Vor-Ort-Analytik wichtige neue Akzente gesetzt wurden. Seine Arbeiten fanden ihren Niederschlag in 85 Publikationen und mehr als 100 wissenschaftlichen Berichten des Instituts für Wasserbau. Im Jahr 2003 hat er sich an der Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften für das Fachgebiet „Umweltmesstechnik“ habilitiert.

   Für die Studiengänge Bauingenieurwesen, Umweltschutztechnik sowie „Water Resources Engineering and Management (WAREM)“ hat er Vorlesungen, Labor- und Feldpraktika zur Umweltmesstechnik abgehalten. Kollegen, Mitarbeiter und Studierende schätzten sein profundes Fachwissen, sein Organisationstalent und seine aufgeschlossene, stets hilfsbereite Art.

   Der Tod hat Baldur Barczewski allzu früh aus einem aktiven Berufsleben gerissen. Die Fachwelt hat einen international anerkannten, hoch motivierten und kreativen Wissenschaftler verloren. Das Institut für Wasserbau trauert um einen allseits beliebten, hochgeschätzten Kollegen und Freund.                     Helmut Kobus

 

 
 

 

last change: 08.01.06 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart