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Bauamtsregie mit architektonischer Ambition > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
 
Zum Abschied von Klaus Schmiedek

Ein denkwürdiger Tag für die Universität Stuttgart war jener 23. Juli 2003, als Rektor Dieter Fritsch, Finanzstaatssekretär Wolfgang Rückert und Bauamtschef Klaus Schmiedek den Grundstein für das Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart legten. Als er die Grundsteinkassette mit Erinnerungsstücken füllte und verschloss, konnte sich Schmiedek sicher sein, dass unter seiner Regie eines der wichtigsten Zukunftsprojekte der Universität Gestalt annahm. Welcher Beobachter der Szene hätte aber vermutet, dass der Amtsvorstand des Universitätsbauamtes hier eines der letzten großen Bauvorhaben seiner Karriere in Angriff nahm?

In Stralsund geboren, studierte Klaus Schmiedek zunächst an der TU Hannover und wechselte dann an die Universität Stuttgart. Einige Zeit nach dem Diplom in den wilden Zeiten der Studentenrevolte trat er als Baureferendar in den Staatsdienst ein. Nach gut zehnjähriger Tätigkeit im Staatlichen Hochbauamt und Finanzministerium wurde er 1986 ans Universitätsbauamt Stuttgart und Hohenheim versetzt, dessen Leitung er von 1990 bis Ende September 2005 innehatte.

  Klaus Schmiedek  

Klaus Schmiedek

   In Schmiedeks Amtsperiode fielen viele anspruchsvolle Bauvorhaben wie unter anderem die Neubauten für das Institut für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen, für die Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und Altlastensanierung (VEGAS), der zweite Bauabschnitt der Elektrotechnischen Institute oder die Neubauten der Fakultät Informatik, des Instituts für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile sowie für die Institute für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement und Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb.

   Eine besonders sensible Aufgabe war zweifellos die Erneuerung des K I, Sitz der Architekturfakultät, die das in die Jahre gekommene Gebäude heutigen Anforderungen an Lehre und Forschung anpassen sollte. Der Wunsch der Fakultät: Modernisierung ja, aber ohne Verlust an architektonischer Identität. Als Dekan konnte ich erfahren, wie intensiv sich das Team des Unibauamts darum bemühte, der Fakultät – trotz eines beschränkten Kostenrahmens – eine optimale Arbeitswelt zu bieten.

   Die kreative Partnerschaft zwischen Unibauamt und Nutzern hat ihre Wurzeln in einer Bauamts-Regie mit architektonischer Ambition. Die in Schmiedeks Amtszeit realisierten Eigenprojekte des Uni-Bauamts überzeugen in baukünstlerischer Hinsicht und haben einen festen Platz unter den guten Bauten der Landeshauptstadt. Sehr fruchtbar war auch die Zusammenarbeit mit freien Architekten, auf die folgende Bauten zurückgehen: Das Gebäude der Bioverfahrenstechnik (Architekt Prof. Kurt Ackermann), das Internationale Zentrum (Architekten Dasch, Zürn, von Scholley), das Internationale Begegnungszentrum (Architekt Prof. Hans Kammerer), das Gastdozentenhaus (Architekten Kohlhoff und Kohlhoff) und die Studentenwohnheime (Architekten Duder und Kiell).

   Klaus Schmiedek hat die baukulturelle Tradition seiner Vorgänger fortgeführt und für jeden Standort eine eigene Prägung gesucht. Wichtige Weichenstellungen hat er auf der Grundlage von Wettbewerben vorgenommen. Gern erinnere ich mich an die Jury für das Internationale Zentrum. Klaus Schmiedek begegnete dem Siegerentwurf des jungen Stuttgarter Büros zunächst nicht ohne Skepsis, wurde dann jedoch schnell zum begeisterten Förderer des Projekts. Heute zeigt er dem Besucher seines hoch gelegenen Dienstzimmers mit Genugtuung, wie präzis sich das Gebäude in den Stadtraum des Vaihinger Campus einfügt. Wandert das Auge über das gesamte Universitätsviertel, wird eine städtebauliche Herausforderung deutlich. Zwischen großzügig dimensionierten Erschließungsflächen, weiten Stadträumen und aufgereihten solitären Institutsbauten finden sich wenige Orte mit urbaner Atmosphäre. Seit Jahren ist die Universitätsleitung mit der Frage konfrontiert, wie der den städtebaulichen Prinzipien der Nachkriegsmoderne entsprungene Hochschulstandort mit immerhin einer Tagesbevölkerung von etwa 19 000 Studierenden und Bediensteten zu einem urbanen Stadtteil werden kann. Schmiedek und sein Team hatten für Kritiker der „betonierten Unistadt“ stets ein offenes Ohr und konnten bereits einiges für die Belebung des Campus tun: durch geschickte Standortwahl für neue Institutsgebäude, durch eine Vermehrung der Studentenwohnungen und die Umgestaltung des öffentlichen Raums. Wichtige Etappen der Umfeldverbesserung waren die Änderung der Straßenprofile von Pfaffenwaldring und Allmandring, die Gestaltung der Freien Mitte Süd, das Wegeoval mit Kirschbäumen (Kunst: Micha Uhlmann und Rolf Bodenseh), der Übergang der Lernstraße in die Landschaft, die Platzgestaltung mit zwei Seen.

   So eindeutig sich Klaus Schmiedek für die Aufwertung des Stadtraums einsetzt, so entschieden tritt er Kritikern entgegen, die in einer rigorosen Nachverdichtung der Baustrukturen ein Allheilmittel sehen. Seiner Meinung nach muss für den Campus ein eigener städtebaulicher Entwicklungspfad gesucht werden, um die Erweiterungsoptionen der ansässigen Institute nicht zu verbauen. Der aufgezeigte Weg zu einer attraktiven und menschlichen Wissenschaftsstadt, die ihre Herkunft aus dem Städtebau der Moderne nicht verleugnet, ist die Botschaft Klaus Schmiedeks an seine Nachfolger. Die Angehörigen beider Universitäten haben allen Grund Dank zu sagen für unermüdlichen Einsatz mit dem Ziel, optimale Bedingungen für Studium, Lehre und Forschung zu schaffen.                                      Franz Pesch

 

 

 

 

 
last change: 08.01.06 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart