Der Bedarf der Wirtschaft an qualifizierten Fach- und Führungskräften ist höher denn je, trotzdem wird das Potenzial gut ausgebildeter Frauen nur spärlich genutzt. Das sollte nicht sein, betonte Dr. Armin Tschermak von Seysenegg vom Wirtschaftsministerium. Dass mehr Frauen in Führungspositionen gelangten, sei auch ein wirtschaftspolitisches Anliegen. Ein wichtiges Element auf dem Weg nach oben sind Netzwerke. Von Männern schon lange selbstverständlich genutzt, sind sie auch zu einem wichtigen Aspekt der Frauenförderung an der Uni Stuttgart geworden.
„Wir wollen den Frauen geeignete Netzwerke eröffnen und ihnen zeigen, wie wichtig der Netzwerkgedanke ist", sagte Karin Thöne. Frauen dürften nicht nur theoretisch die gleichen Chancen wie Männer haben. Vier Programme nehmen sich derzeit an der Uni Stuttgart gezielt der Karriereförderung von Frauen an.
Vier Programme fördern Frauen
Das Femtec.Network, eine Public Private Partnership zwischen der Femtec GmbH Berlin, führenden Technischen Universitäten und Unternehmen, unterstützt besonders leistungsstarke Studentinnen der Ingenieur- und Naturwissenschaften im Hauptstudium bei der richtigen Weichenstellung für ihren beruflichen Weg1). Christine Becker hat das Programm schon Erfolg gebracht. Zusammen mit drei weiteren Teilnehmerinnen ist die Maschinenbauingenieurin nun Trainee bei der DaimlerChrysler AG.
Das Mentoring-Programm stellt Studentinnen aller Fachrichtungen, die vor dem Hauptdiplom stehen, sich mit Doktorarbeit oder Habilitation beschäftigen, eine Mentorin oder einen Mentor aus Industrie oder Wissenschaft zur Seite2). Bei der Robert Bosch GmbH müssen diese mindestens Abteilungsleiter oder Bereichsleiter sein und können daher wirklich bei der Karriereplanung helfen, sagte Dr. Heike Konrad, die sich als Mentorin an der Uni Stuttgart engagiert. Sich nur in Frauennetzwerken zu engagieren, hält Heike Konrad allerdings für zu wenig: „Im Beruf kommt man an Männern nicht vorbei und ohne sie nicht voran", weiß die Ingenieurin und riet den Frauen, ohne schlechtes Gewissen alle angebotenen Förderungen annehmen, zielstrebig zu sein und sich nicht abschrecken zu lassen.
Das Irene-Rosenberg-Promotionsprogramm ermöglicht Ingenieurinnen, in einem Unternehmen zu arbeiten und parallel dazu an der Uni zu promovieren – genau die richtige Kombination für Annette Lächler. Nun arbeitet die Bauingenieurin bei der Züblin AG und schreibt ihre Doktorarbeit am Institut für Geotechnik: „Es macht Spaß, und mit der Promotion eröffnen sich viel mehr Möglichkeiten im Beruf."
Die Praktikantinnenbörse ist das jüngste Projekt, das die Uni Stuttgart zusammen mit der IHK Region Stuttgart gerade aufbaut. Sie soll dazu beitragen, dass der „böse“ Ausspruch, der Hilde Cost von der IHK zu Ohren gekommen ist, bald durchweg der Vergangenheit angehört: „Männer jobben während des Studiums bei ihrem zukünftigen Arbeitgeber, Frauen kellnern."
Netzwerke sind wichtig
Nur wer sich darauf einlasse, erfahre den Vorteil von Netzwerken, betonte Dr. Susanne Ihsen, die an der TU München die erste Professur für Gender Studies in den Ingenieurwissenschaften innehat. Je nach Ziel, ob es um den Erfahrungsaustausch gehe oder Kontakte für die berufliche Karriere zu knüpfen, seien die entsprechenden Netzwerke auszuwählen. Wichtig aber auch: die Spielregeln in der Berufswelt kennen, selbstbewusst, durchsetzungsfähig und hartnäckig sein. Julia Alber/zi
1) Über das Programm informieren wir ausführlich auf Seite 16f.
2) Mehr dazu finden Sie auf Seite 18.
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