Der jüngste, möglicherweise zukünftige Student tat sich mit dem Laufen noch etwas schwer. Dem Windelalter noch nicht entwachsen, erkundete er die Welt beim Markt der Möglichkeiten, bei dem sich studentische Gruppen vorstellen, eher aus der Froschperspektive. Für die Erstsemester, die schon lange vor Veranstaltungsbeginn zahlreich das Foyer des Hegelsaals bevölkerten, war dagegen das Angebot auf den Tischen interessant: Ein Imagefilm vom Studentenwerk? Beim HochschulRadio Stuttgart (HoRads) moderieren? Dem Verband der Ingenieure beitreten? Studieren mit Kind? Was ist ein Alumni? Sich bei der Hochschulgemeinde engagieren oder in die Sterne schauen und in der Freizeit segeln oder musizieren? Sich gleich zum Studienstart ein neues Notebook zulegen?Nobelpreis und langes Leben
„Aus unserem Verständnis haben Sie die beste Wahl getroffen“, begrüßte Prof. Dieter Fritsch, Rektor der Uni Stuttgart, die frisch eingeschriebenen Studierenden, die nicht selten im Familienverband der Einladung zum Erstsemesterabend gefolgt waren. Die Kombination von Technik und Naturwissenschaften sowie Geistes- und Sozialwissenschaften mache die Universität Stuttgart zur Volluniversität – und das Einmalige daran: die Studierenden können über den Tellerrand schauen, als Techniker zum Beispiel ein Wahlfach aus den Geisteswissenschaften wählen und umgekehrt. Aktuell hat die Uni Stuttgart für die multimediale Aufbereitung ihrer Vorlesungen gar als erste deutsche Universität den MedidaPrix 2005 gewonnen1) – den „Nobelpreis der neuen Medien“. Angesichts der Alumni, die vor 50 Jahren im Wintersemester 1955/56 an der damaligen Technischen Hochschule ihr Maschinenbaustudium begonnen und sich nun zur Feier des 100. Semesters eingefunden hatten2), prognostizierte Fritsch den heutigen Studienanfängern nicht nur „eine hervorragende Ausbildung, sondern auch ein langes Leben“.
Praxisnähe und Fachschaften
Auch der Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster betonte: „Sie haben eine gute Uni gewählt.“ Ihre enge Verzahnung mit den Unternehmen garantiere Praxisnähe sowie bessere Chancen beim Berufseinstieg, und er riet den Studierenden, die weltweite Vernetzung der Uni Stuttgart für ein Auslandssemester zu nutzen. Malte Fiebing von der Fachschafsvertreterversammlung lud seine Kommilitoninnen und Kommilitonen dazu ein, sich in den Fachschaften zu engagieren und nahm ihnen die Angst vor „unnahbaren, allwissenden Professoren“ – „das sind auch nur Menschen“.
Von Prüfungen und Preisen
Eine Uraufführung bot das Improvisationstheater „Der kleine Grinsverkehr“. Mit dem Liebeslied „Meine letzte Prüfung“ aus dem Musical „Der Abschied“ begeisterten die Theatermacher das Publikum. Zugegeben, das war etwas vorweggenommen, doch Prüfungen werden im Studium nicht auf sich warten lassen... Anschließend durften fortgeschrittene Studenten Preise in Empfang nehmen, sozusagen als Ansporn für den studentischen Nachwuchs. Albrecht Lindner, Wolf Hauser, Jens Pichler und Benedikt Lösch, die ihr Vordiplom im Studiengangs Elektrotechnik und Informationstechnik in vier Semestern und mit sehr gut abgeschlossen haben, durften sich dank der Anton und Klara Röser-Stiftung über je 500 Euro freuen. Seine Dissertation zur ökologischen und ökonomischen Bewertung des Materialrecyclings von Abfallströmen am Beispiel von Elektronikschrott brachte Dr. Constantin Herrmann den mit 5 000 Euro dotierten Preis der Friedrich und Elisabeth Boysen-Stiftung ein. Der Preis für Technisches Design 2005 und 700 Euro gingen an die Diplomingenieurin Sandra Nowak, die in ihrer Diplomarbeit ein kundenspezifisches Nachtdesign am Beispiel eines Pkw-Cockpits
entwickelt hat. Eine Anerkennung in Höhe von 300 Euro erhielt Christoph Leute für seine Studienarbeit zur Konzeption kundentypischer Handys. Und last, but not least: Der Preis für studentisches Engagement ging an den Arbeitskreis Bildung, der mit Veranstaltungen und einer Podiumsdiskussion zur Transparenz bei der Diskussion um die Einführung von Studiengebühren beigetragen hat. Yasmin Liebhart, Katharina Fink und Robert Jacobi nahmen die mit 3 000 Euro dotierte Auszeichnung entgegen.
Zum Abschluss spielte noch einmal das Akademische Orchester der Uni Stuttgart – das sich über weitere Geigen, Flöten und Kontrabasse freuen würde –, und dann hieß es Ortswechsel: In Vaihingen luden die Fachschaften Mach & Co und Luft- und Raumfahrttechnik zur Erstsemesterparty.
Julia Alber/zi