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47 000 Karten wurden beim Theater der Welt in Stuttgart verkauft, mit 36 000 hatten die Organisatoren gerechnet, das Einnahmesoll wurde übertroffen. Und auch drum herum hat alles gestimmt. Die Atmosphäre war gut, das Feedback positiv, die Künstler haben sich bedankt. „Daran habt ihr einen großen Anteil“, wandte sich Peter-Jakob Kelting, der Künstlerische Betriebsdirektor des Theaterfestivals, an die Studierenden, die sich zur Abschlussveranstaltung des Seminars „Medienpraxis“ an der Uni Stuttgart eingefunden hatten. Und es kam noch besser: „Ein unglaublich großes Lob an euch. Das hat alles übertroffen, was wir von diesem Seminar erwartet haben.“
Theorie und …
Das vom IZKT der Uni Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Institut für Literaturwissenschaft und dem Festival „Theater der Welt 2005“ angebotene interdisziplinäre Seminar „Medienpraxis“ gliederte sich in zehn Theorieeinheiten und ein vierwöchiges Praktikum. Von Prof. Georg Maag, dem geschäftsführenden Direktor des IZKT, geleitet, sprach es alle Studierenden an, die einen Blick hinter die Kulissen eines großen Theaterbetriebes werfen und sich – zunächst in der Theorie, dann praktisch – mit den verschiedenen Bereichen der Medienpraxis und des Kulturmanagements vertraut machen wollten. Produktion, Organisation, Finanzierung, Technik, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Event-Management - nichts blieb außen vor und dank der Referenten aus der Praxis blieb die Theorie nicht grau.
… Praxis des „Theater-Machens“
Trotz der Vorbereitung stellte sich das vierwöchige Praktikum für die meisten Studierenden als Sprung ins kalte Wasser dar: Am Infotisch die vielen Besucherfragen beantworten, für die es keine Vorbereitung, keinen Leitfaden gab, sich bei der Künstlerbetreuung auf die verschiedensten Persönlichkeiten einstellen – auf umgängliche und weniger umgängliche Zeitgenossen, handwerkliches Geschick zeigen, wenn am Bühnenbild gehobelt, gebohrt oder genagelt wurde, das war Praxis pur und ganz schön anstrengend. Dennoch waren alle begeistert mit dabei. Auch Sonia Ortu, die im zehnten Semester Italianistik und Linguistik studiert und während ihrer Praktikumszeit so gut wie keinen Acht-Stunden-Tag kannte. Anschließend war sie erstmal urlaubsreif, möchte jedoch diese „super Erfahrung“ nicht missen. Planung, Organisation, einen Transport nach Holland mit Dutzenden von Lieferscheinen auf den Weg bringen, auch mal Handtücher besorgen, Gutscheine ausschneiden oder Stühle abräumen, überall hat sie mit Hand angelegt. „Wir waren total auf ihre Selbstständigkeit angewiesen“, wurde Bettina Birk, beim Theater der Welt für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig, im Nachhinein bewusst, die über ihre Helfer fast ins Schwärmen kam: „Eine so gute Mediendokumentation hatte ich noch nie.“ Und die Teilnehmer des Seminars „Medienpraxis“ werden Theateraufführungen nun mit ganz anderen Augen sehen und mit weit mehr Gedanken begleiten als bisher.
Julia Alber
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