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Zehn Jahre Versuchseinrichtung VEGAS > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
 
Forschung für Grundwasser und Boden

Die große Halle der Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und Altlastensanierung (VEGAS) auf dem Vaihinger Campus bot am 28. September ein ungewohntes Bild: statt spritzender Wassermassen und Versuchsaufbauten in drangvoller Enge ein Rednerpult vor locker bestuhlten Sitzreihen. Im Beisein vieler Gäste aus dem In- und Ausland feierte das bundesweit einmalige Großlabor an der Universität Stuttgart sein zehnjähriges Bestehen.

Fußend auf den drei Säulen Bund, Land und Universität Stuttgart wurde am 25. September 1995 am Institut für Wasserbau der Universität Stuttgart VEGAS eingerichtet, um eine nachhaltige Forschung zum Schutz von Boden und Grundwasser zu betreiben. Das einst vom Land investierte Geld sei gut angelegt, sagte die baden-württembergische Umweltministerin Tanja Gönner, zeichne sich VEGAS, das „bundesweit Maßstäbe für die Altlastensanierung gesetzt hat“, doch durch seine hohe Praxisrelevanz aus. Angesichts von schätzungsweise 10 000 altlastenverdächtigen Flächen in Deutschland lobte die Ministerin das wertvolle Know-how der Wissenschaftler, deren Entwicklungen die Sanierung von Industriebrachen erleichtern und finanzierbar machen.

Brücke zwischen Labor und Praxis

In Behältern mit bis zu 800 Kubikmetern Fassungsvermögen werden realitätsnahe Versuche durchgeführt. „Wir schlagen eine Brücke zwischen Laborversuchen und der Feldanwendung“, erklärte Jürgen Braun, der wissenschaftliche Leiter von VEGAS. Neben der Entwicklung und Optimierung von Vor-Ort-Mess- und Monitoringsystemen arbeiten die Wissenschaftler schwerpunktmäßig an In-Situ-Sanierungsverfahren. Ohne Bodenaushub erfolgt dabei die Schadensherdsanierung und daher meist weitgehend unabhängig von der oberirdischen Nutzung der Fläche. Was einst Jahre dauerte oder gar als nicht sanierbar galt, können die Forscher nun unter Umständen innerhalb von Monaten oder gar Wochen schadstofffrei machen, indem sie dem kontaminierten Bereich zum Beispiel mit festen Wärmequellen, einer Dampf-Luft-Injektion oder Alkoholspülung zu Leibe rücken.

Bundesweit einmalig: Offen für alle Forschungsprojekte

Die Mitarbeiter von VEGAS sind immer auf der Suche nach Standorten, um ihre innovativen Techniken einzusetzen. Aktuell wurde ein mit Chlorkohlenwasserstoffen (CKW) belastetes, bebautes Gelände mithilfe der Dampf-Luft-Injektion saniert. Der Bereich unterhalb der Grundwasserschicht, in dem sich die CKWs ansammeln, wird dabei erhitzt. „Wo der Boden einmal 100 Grad heiß war, sind die CKWs verdampft“, erklärt Dr. Hans-Peter Koschitzky, technischer Leiter der Versuchseinrichtung. Die mit den Schadstoffen belastete Bodenluft wird anschließend abgesaugt und gereinigt. Und die Kosten? Rund 30 Prozent dessen, was der Betrieb in den zurückliegenden sechs Jahren für die Sanierung investiert hatte – die aller Wahrscheinlichkeit nach noch weitere 50 Jahre angedauert hätte. Solche Zahlen beeindrucken, und auch die Tatsache, dass die Versuchseinrichtung allen öffentlichen und privaten Interessenten aus dem In- und Ausland für ihre Forschungsprojekte offen steht. „Das ist bundesweit einmalig“, hob Hans-Peter Koschitzky hervor. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Naturwissenschaftlern, Ingenieuren und Praktikern ist zwischenzeitlich ein weit gefächertes, internationales Netzwerk entstanden, und die Stuttgarter Forscher sorgen mit zahlreichen Weiterbildungsveranstaltungen auch für einen Wissenstransfer in die Praxis.

  Hans-Peter Koschitzky (zweiter von links) erläutert Umweltministerin Tanja Gönner (links), wie in den VEGAS-Großbehältern großskalige Sanierungsversuche ablaufen, die in diesem Maßstab europaweit einmalig sind. Rechts im Bild ist Stefan Gloger, Referatsleiter im Umweltministerium und stellvertretender Vorsitzender des VEGAS-Beirats, neben ihm Uni-Prorektor Prof. Wolfgang Ehlers  

Hans-Peter Koschitzky (zweiter von links) erläutert Umweltministerin Tanja Gönner (links), wie in den VEGAS-Großbehältern großskalige Sanierungsversuche ablaufen, die in diesem Maßstab europaweit einmalig sind. Rechts im Bild ist Stefan Gloger, Referatsleiter im Umweltministerium und stellvertretender Vorsitzender des VEGAS-Beirats, neben ihm Uni-Prorektor Prof. Wolfgang Ehlers.                          (Foto: Eppler)

„Beeindruckende Erfolgsgeschichte“

„VEGAS hat sich zu einem wichtigen Bindeglied zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung entwickelt“, betonte Tanja Gönner. In diesem und im kommenden Jahr werde das Umweltministerium drei neue Projekte mit insgesamt 163 000 Euro fördern, die sich der Grundwasserbelastung mit Schwermetallen und Chlorkohlenwasserstoffen widmen. Mit 62 Projekten innerhalb zehn Jahren, die nicht nur erfolgreich durchgeführt wurden, sondern auch in der Praxis zum Einsatz kamen, habe VEGAS eine beeindruckende Erfolgsgeschichte geschrieben, befand Ministerialdirigent Reinhard Junker vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Und beim Blick in die Zukunft sah er durchaus Chancen, dass die national und international anerkannte Großforschungseinrichtung zu einem „LAS-VEGAS“ werden könnte.

   Beim alljährlichen Statuskolloquium, das am 29. September unter dem Titel „Ressource Untergrund“ stattfand, diskutierten und informierten sich Wissenschaftler und Fachleute aus Firmen, Kommunen, Umweltverwaltungen, Ingenieur- und Analytikbüros über Grundlagenuntersuchungen zu Prozessen der Schadstoffausbreitung und des Schadstoffverhaltens, über Sanierungstechniken und das Flächenrecycling.                                        Julia Alber

 

 

 

 

KONTAKT

 


Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und
Altlastensanierung, VEGAS
Pfaffenwaldring 61
Jürgen Braun, Ph.D.
Tel. 0711/685 6616
e-mail: juergen.braun@iws.uni-stuttgart.de
Dr. Hans-Peter Koschitzky
Tel. 0711/685 4716
e-mail: koschitzky@iws.uni-stuttgart.de
 > > > www.vegas.uni-stuttgart.de


 

 

 

last change: 08.01.06 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart