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Fossile Brennstoffe werden knapp und teuer, die Nachfrage nach Energieholz steigt – und seit 1. Januar 2005 gelten strenge Grenzwerte für Feinstaub in der Umgebungsluft. „Der Trend geht hin zur Holzenergie“, stellte Thomas Deines vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg fest, „und eigentlich könnten wir zufrieden sein.“ Gäbe es da nicht ein Problem: Die Verbrennung von Holz kann, insbesondere in Kleinfeuerungsanlagen, zur Emission von Feinstäuben, Gerüchen und anderen Produkten einer unvollständigen Verbrennung führen. Schwerpunktmäßig widmete sich das Kolloquium deshalb Feuerungsanlagen bis zu einem Megawatt Wärmeleistung und den neuesten Forschungsergebnissen zur Feinstaubemission aus Biomassefeuerungen.
Umweltfreundlich – auch bei Bedienungsfehlern
Angesichts der Tatsache, dass rund zehn Prozent des Energieverbrauchs in Baden-Württemberg durch Biomasse gedeckt werden könnten, forderte Dr. Oskar Grözinger vom Umweltministerium: „Wir brauchen eine Anlagentechnik, die sich auch bei Bedienungsfehlern noch umweltfreundlich verhält“, Kessel sowie Abgasbehandlungseinrichtungen müssten einfach zu bedienen sein. Prof. Günter Baumbach vom Institut für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen (IVD) der Universität Stuttgart kann dem nur zustimmen, werden die Wissenschaftler in der Praxis doch immer wieder mit unsachgemäß gewarteten oder eingestellten Feuerungsanlagen konfrontiert.
Am IVD, das die Organisation des Kolloquiums innehatte, wird in Zusammenarbeit mit der Industrie schon seit vielen Jahren an der Verbesserung von Holzfeuerungsanlagen geforscht. Die Ergebnisse sind heute teilweise Standard in modernen Heizanlagen. „Feinstäube aus Biomassefeuerungen sind eine große Herausforderung an die Anlagen- sowie an die Mess- und Regelungstechnik“, betonte Günter Baumbach. Besonders bei handbeschickten Öfen und Feuerungen trete das Problem der Feinstäube auf, da es bei ihnen aufgrund des diskontinuierlichen Betriebs zu Temperaturschwankungen und somit zu einer ungleichmäßigen Verbrennung kommt. Und auch der Einsatz von Brennstoffen unterschiedlichen Wassergehalts bringe Probleme mit sich.
Getreide und Halmgut – Brennstoffe der Zukunft?
Im Rahmen des Kolloquiums wurden Feinstaubemissionen charakterisiert, zukünftige Anforderungen an die Verbrennung von Biomasse formuliert und aufgezeigt, wie eine optimale Planung und Ausführung von Anlagen erfolgen kann. Es wurden moderne Verfahren für die Abgasbehandlung von Holzfeuerungen vorgestellt, wie Katalysatoren oder ein Metallgewebe-Rauchgasfilter, geschickte Kombinationen von Holzfeuerungen mit Wärmespeichern sowie neuartige Techniken zur Brennwertnutzung und die flammenlose Verbrennung. Ein wichtiges Thema war auch die energetische Verwertung von Getreide und Halmgutpellets, die – nach den Plänen des Umweltministerums – land- und forstwirtschaftlichen Betrieben in Baden-Württemberg unter strengen technischen Anforderungen versuchsweise gestattet werden soll. „Wir unterstützen dadurch die Nutzung nachwachsender Rohstoffe und können Erfahrungen in der Praxis für die Praxis sammeln“, sagte dazu Oskar Grözinger.
„Beeindruckende Erfolgsgeschichte“
„VEGAS hat sich zu einem wichtigen Bindeglied zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung entwickelt“, betonte Tanja Gönner. In diesem und im kommenden Jahr werde das Umweltministerium drei neue Projekte mit insgesamt 163 000 Euro fördern, die sich der Grundwasserbelastung mit Schwermetallen und Chlorkohlenwasserstoffen widmen. Mit 62 Projekten innerhalb zehn Jahren, die nicht nur erfolgreich durchgeführt wurden, sondern auch in der Praxis zum Einsatz kamen, habe VEGAS eine beeindruckende Erfolgsgeschichte geschrieben, befand Ministerialdirigent Reinhard Junker vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Und beim Blick in die Zukunft sah er durchaus Chancen, dass die national und international anerkannte Großforschungseinrichtung zu einem „LAS-VEGAS“ werden könnte.
Beim alljährlichen Statuskolloquium, das am 29. September unter dem Titel „Ressource Untergrund“ stattfand, diskutierten und informierten sich Wissenschaftler und Fachleute aus Firmen, Kommunen, Umweltverwaltungen, Ingenieur- und Analytikbüros über Grundlagenuntersuchungen zu Prozessen der Schadstoffausbreitung und des Schadstoffverhaltens, über Sanierungstechniken und das Flächenrecycling.
Julia Alber
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