Unikurier Inhaltsverzeichnis Suchen Uni Home
In memoriam > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
 
Dieter Bardtke

  Dieter Bardtke  

Dieter Bardtke

Am 16. Januar 2006 verstarb im Alter von 79 Jahren Professor Dr. agr. Dieter Bardtke, ehemaliger Leiter der Abteilung „Biologische Abluftreinigung“. Über 34 Jahre war er am Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft (ISWA) tätig.

   Geboren 1926 in Königsberg verschlug es Dieter Bardtke nach dem Krieg nach Schleswig-Holstein. Nach einer Gärtnerlehre in Glücksburg im Jahr 1948 studierte er Gartenbau an der TH Hannover und arbeitete dort am Institut für Pflanzenkrankheiten. 1954 wechselte er an die Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig zu Prof. Glathe, dem er an die Universität Gießen folgte; dort wurde er 1956 promoviert. 1958 kam Dieter Bardtke an das ISWA, wo er 1962 den Aufbau der biologischen Abteilung einleitete. 1966 übernahm er die Leitung der Abteilung Biologie, 1974 erfolgte seine Ernennung zum Universitätsprofessor. Seine Aktivitäten führten zur Gründung einer eigenen Abteilung „Biologische Abluftreinigung“, die er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1992 leitete.

   Seine wissenschaftliche Arbeit begann mit Untersuchungen auf dem Gebiet der Wassermikrobiologie und so war er am über Baden-Württemberg hinaus bekannten Bodensee-Projekt maßgeblich beteiligt. Schon Anfang der 60-er Jahre beschäftigte sich Dieter Bardtke auch mit Fragestellungen der Abfalltechnik, speziell zum Thema Kompostierung war er einer der führenden Experten. Ebenso war die Mikrobiologie bei der Abwasserreinigung, besonders die Blähschlammproblematik, eines seiner damaligen zentralen Tätigkeitsgebiete. Er war im Sonderforschungsbereich „Weitergehende Abwasserreinigung“ aktiv und entwickelte die ersten Toxizitätstests zur Kläranlagenüberwachung. Er war einer der Initiatoren des Einsatzes von Wasserstoffperoxid als Sauerstoffträger in der Abwasserbehandlung. Darüber hinaus entstanden unter seiner Führung richtungsweisende Arbeiten auf dem Gebiet des Einsatzes biologisch abbaubarer Polymere.

   Ende der 60-er Jahre erkannte er, dass Geruchsbelästigungen von Deponien, Kläranlagen, Kompostwerken und aus der Industrie Maßnahmen zur Luftreinhaltung erfordern und führte erste grundlegende Arbeiten zur biologischen Abluftreinigung mit Biowäschern und Biofiltern durch. Dieter Bartke darf damit als einer der wissenschaftlichen Pioniere auf dem Gebiet der Umweltschutztechnik bezeichnet werden. Beginnend mit einem Forschungsprojekt in der Gießerei bei Daimler-Benz wurde so die Basis für den Einsatz von biologischen Verfahren bei der Abluftreinigung gelegt, die heute bei der Abluftbehandlung nicht mehr wegzudenken sind. Zudem leitete er Arbeitsgruppen in mehreren VDI-Ausschüssen zur Luftreinhaltung.

   Er betreute eine Vielzahl von Diplomarbeiten und Dissertationen, auch von Studierenden und Doktoranden anderer Universitäten. Unter seinen mehr als 60 Veröffentlichungen sind mehrere Lehrbücher und Nachschlagewerke. Mit seiner schnellen Auffassungsgabe sah er Anforderungen aus der Praxis oft im voraus und erarbeitete wissenschaftliche Grundlagen dafür , wie es sich für einen Biologen gehört, „evolutionär“.

   Er war ein motivierender Hochschullehrer, dem es gelang, Studierende des Bauingenieurwesens für sein Fachgebiet der Mikrobiologie und der biologischen Abluftreinigung zu begeistern. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schätzten nicht nur seine fachliche Kompetenz, sondern besonders auch seinen Führungsstil. Er verstand es, durch die Freude an der Arbeit den Teamgeist zu fördern und zu motivieren, ohne Druck aufzubauen. Er war ein Mann der leisen Töne: bescheiden, zurückhaltend und doch gleichzeitig nie das Ziel aus den Augen verlierend. Dieter Bardtke hat die erfolgreiche Entwicklung des Instituts maßgeblich mitgestaltet.

   Mit Dieter Bardtke hat das Institut einen von allen sehr geschätzten Menschen verloren. Er war ein Forscher aus Leidenschaft, engagierter Hochschullehrer, verständnisvoller Vorgesetzter und ein liebenswürdiger Kollege. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren.

Martin Kranert

 

 
 

 

last change: 04.06.06 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart