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DVA-Stiftung feierte 25-jähriges Bestehen > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
 
Den Rubikon der Wörter überschreiten

„Deutsch-Französische Wechselwirkungen“ lautet das Programm der DVA-Stiftung an der Universität Stuttgart. Unter dem Thema Wechselwirkungen stand auch der Festakt am 3. November 2005, mit dem die renommierte Tochter der Robert Bosch Stiftung ihr 25-jähriges Bestehen feierte. Rund 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft folgten der Einladung in das stilvolle Bosch Haus am Heidehof.

Für François Scheer, Französischer Botschafter und Vorsitzender des Kuratoriums der DVA-Stiftung, dürfen sich bilaterale Wechselwirkungen nicht auf den Warenaustausch beschränken. „Sie müssen den intellektuellen Diskurs einbeziehen, und in diesem Sinne ist die DVA-Stiftung ein wichtiger Akteur der deutsch-französischen Beziehungen.“ Und ein krisenfester obendrein, ergänzte Generalkonsul Dr. Henri Reynaud: „In einer Zeit, in der die deutsch-französischen Beziehungen zunehmend kritisiert werden, schreibt die DVA-Stiftung eine Erfolgsgeschichte“.

  DVA-Geschäftführer Dr. Peter Theiner beschrieb die Meilensteine dieser Story. Gegründet 1980 aus Mitteln der Robert Bosch GmbH, erhob die Stiftung den Austausch zwischen Deutschland und Frankreich bald zum ausschließlichen Schwerpunkt. Seit 1986 fördert der deutsch-französische Übersetzerpreis, der inzwischen den Namen „Raymond-Aron-Preis“ trägt, Übersetzungsprojekte aus den Geistes- und Sozialwissenschaften. Wichtige Autoren wie die Franzosen Alain Badiou oder Georges Duby sowie Max Bense oder Theodor Adorno auf deutscher Seite konnten so übersetzt werden. 1997 kam der André-Gide-Preis für Literaturübersetzungen hinzu, zwei Jahre später der „Theater-Transfert“ für Theaterstücke. „Ziel ist die Förderung von Projekten, die den Rubikon der Wörter überschreiten und sich dem Sinn der Texte zuwenden“, betonte Theiner.

  Schriftstellerin Cécile Wajsbrod  
Wechselwirkungen der praktischen Art trug die in Paris und Berlin lebende Schriftstellerin Cécile Wajsbrod zu der Veranstaltung bei.
                         (Quelle: Robert Bosch Stiftung)

Ideenreichtum und Exzellenz  

Zu den Meilensteinen zählt auch das Stiftungsprogramm an der Universität Stuttgart. Es startete 1989 mit einer jährlichen Gastprofessur für französische Wissenschaftler und wurde inzwischen zu einem Frankreich-Schwerpunkt am Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung (IZKT) ausgebaut. Vorträge französischer Referenten, Doktoranden- und Habilitationsstipendien, Symposien und Ausstellungen folgten. „Die Zusammenarbeit hat sich zu einer stabilen ‚Private Partnership’ entwickelt, in der wir viel Ideenreichtum und Exzellenz erfahren durften“, betonte Theiner. Als „jüngstes Kind“ fand vom 3. bis 5. November am IZKT erstmals ein Deutsch-Französisches Graduiertenkolloquium statt, bei dem Doktoranden beider Länder über ihre Forschungsarbeiten zum Thema „Bildungsideale und –politiken“ diskutierten.

  Dass der Dialog auch Kurioses zu Tage fördert, zeigte der Festvortrag von Prof. Henning Krauß. Höchst amüsant setzte sich der Vorsitzende des Franko-Romanistenverbands mit den deutsch-französischen Wechselwirkungen in Literatur und Geisteswissenschaften auseinander. Barrieren gibt es auf beiden Seiten. So betrachte man im Lande Apollinaires das Deutsche noch immer als „herrisch-gutturale Knacklautsprache, die einem den Schauer über den Rücken jagt und dessen zusammengesetzten Wortungetüme wirken wie Bärengebrumm.“

Zwei Arten von Genies  

Andererseits herrsche diesseits des Rheins seit Nietzsche der Glaube, es gäbe zwei Arten von Genies: Jene, die befruchten müssen und die Ursache neuer Ordnungen werden (die Deutschen), und jene, die sich befruchten lassen und gebären (die Franzosen). Konsequenz solcher Vorurteile seien Misstrauen und Ängste bis in den politischen und kulturellen Alltag hinein. Als Ausweg empfahl Krauß einen „lotharingischen Geist“, wie er in den Benelux-Ländern, dem einstigen Mittelreich des Karlsenkels Lothar, hoch gehalten wird. „Dieses Mittelreich entwickelte nie Macht- oder Dominanzgelüste.“

  Wechselwirkungen der praktischen Art steuerte schließlich Cécile Wajsbrod bei. Die in Paris und Berlin lebende Schriftstellerin las aus ihrem Roman „Caspar Friedrich Straße: Mann und Frau den Mond betrachtend“ – im Wechsel auf deutsch und französisch. Und auch das Jade Quartett, das den Festakt musikalisch umrahmte, stand für kulturellen Austausch: Die Musiker stammen aus China, Korea und Taiwan, trafen sich in Deutschland und spielten Werke des Franzosen Maurice Ravel.

amg

 

 

 

 
last change: 28.05.06 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart