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US-Unternehmen wurde an der Uni Stuttgart fündig > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
 
Wissenschaftsstiftung der besonderen Art

„Wir sollten etwas zusammen machen“, sagte Jack Little zu Prof. Frank Allgöwer, als er sich nach einem Besuch am Institut für Systemtheorie und Regelungstechnik (IST) der Universität Stuttgart verabschiedete. Fast hätte es allerdings gar kein Treffen gegeben, glaubte Allgöwer bei der e-mail von Little doch zunächst an eine Spam. Was sollte auch der Unternehmer aus den USA, der Präsident und Mitbegründer des Unternehmens „The MathWorks“, das Spezialsoftware für technische Berechnungen herstellt, die in Forschung und Entwicklung bei komplexen mathematischen Kalkulationen zum Einsatz kommt, von ihm wollen?

Die vermeintliche Spam hat dem IST zwischenzeitlich 400.000 Euro, die „The MathWorks Wissenschaftsstiftung“, und, geht es nach Jack Little, eine Partnerschaft „für alle Ewigkeit“ eingebracht. Acht Jahre dauert diese „Ewigkeit“ zunächst auf jeden Fall, eine Fortsetzung ist sehr wahrscheinlich. Die Idee der Stiftung – in den USA erfreut aufgenommen – stammt von Frank Allgöwer, der findet, „dass diese Partnerschaft durchaus auch als solche erkennbar sein soll“. Mit dem Stiftungsgeld sollen zwei Doktorandenstellen finanziert und der Kontakt sowie der Austausch zwischen Forschung und Industrie ausgebaut werden. Diese Kooperation ermöglicht es den Studierenden, viel Praxiserfahrung zu sammeln und eröffnet den Industriepartnern die Chance, hochqualifizierte Absolventen zu gewinnen.

Neue Forschungsideen in Angriff nehmen

„Neue Dinge“, verrät Frank Allgöwer, möchte er dank der „The MathWorks Wissenschaftsstiftung“ in Angriff nehmen, hat er doch genügend „wilde Forschungsideen“ auf dem Gebiet der Regelung komplexer dynamischer Systeme. Unter den rund 30 Institutsmitarbeitern vieler Nationen – „beim Kampf um die Besten ist Internationalität Voraussetzung“, weiß Allgöwer – wurde schon der erste Stipendiat gefunden: Ulrich Münz, der ein Doppeldiplom in Elektrotechnik von der Universidad Politécnica de Madrid und der Universität Stuttgart hat, arbeitet auf dem Gebiet der Analyse und Synthese von dynamischen Netzwerken, also von verkoppelten dynamischen Systemen. Zum Abschluss seiner Promotion sollen auf einem Testfeld kleine Roboter unterwegs sein, ohne sich in die Quere zu kommen. Was für den Laien einfach nur erstaunlich, ist für den Wissenschaftler ein weiterer Erfolg der Regelungstechnik: Ob Internet, CD-Player, moderne Verkehrsleitsysteme, Autos, Flugzeuge oder Raketen – unsichtbar agiert die „hidden Technology“ in den komplexen Systemen unserer Zeit und fast nichts ginge ohne sie.



Ein Stifter sucht – und findet

„Choose excellence – choose us“, wirbt die Uni Stuttgart, und Jack Little, Mitbegründer und Präsident von „The MathWorks“, hat ausgewählt: das Institut für Systemtheorie und Regelungstechnik. Am 7. November 2005 fiel der Startschuss: The MathWorks, Entwickler und Anbieter der Softwarepakete MATLAB und Simulink für wissenschaftliche Berechnungen, gründete gemeinsam mit dem Institut für Systemtheorie und Regelungstechnik (IST) der Universität Stuttgart die „The MathWorks Wissenschaftsstiftung“.

  Das international operierende Unternehmen „The MathWorks“ mit Hauptsitz in Natick, Massachusetts, arbeitet in den USA schon lange zusammen mit High Schools und Universitäten, um junge Ingenieure zu unterstützen, erklärte Jeanne O'Keefe, Senior Vice President. Nun freue man sich, dies auch in Europa und vor allem in Deutschland tun zu können. Mithilfe der Stiftungssumme in Höhe von 400.000 Euro über acht Jahre sollen die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung unterstützt und mindestens zwei vierjährige Promotionen finanziert werden. „So wird The MathWorks schon frühzeitig auf herausragende Talente aufmerksam und kann mit der Stiftung zudem einen Teil seines Erfolges an die Forschung zurückgeben“, begrüßte Andreas Schindler, Geschäftsführer The MathWorks Deutschland, die Kooperation: „Wir brauchen Partner wie Sie“.

  Nach den Universitäten Oxford und Cambridge ist Stuttgart nun der dritte europäische Partner von The MathWorks und Prof. Frank Allgöwer, Direktor des IST, freut sich: „Das macht Forschung möglich, die sonst nicht möglich wäre.“ Die Tatsache, dass die Stiftungsgelder an keine bestimmten Projekte gebunden sind, hat Wolfgang Fröhlich, den Stellvertreter des Wissenschaftsministeriums, an dieser Public Private Partnership besonders beeindruckt. „In Zeiten, in denen die Regierung spart, die Uni aber immer mehr Studierende ausbilden soll, ist Geld immer willkommen“, betonte Uni-Rektor Prof. Dieter Fritsch. Er gratulierte Frank Allgöwer, den weltweit führenden Entwickler von Technical Computing Software als Partner gewonnen zu haben und den Vertretern von The MathWorks zur „Wahl der Uni Stuttgart“. Für die Zukunft hofft der Rektor auf viele Nachfolger dieses Beispiels aus den USA.
 

  Prof. Frank Allgöwer  
Grund zur Freude für Frank Allgöwer: mit Hilfe der The MathWorks Wissenschafts-stiftung kann er nun neue Forschungsideen realisie-ren.

Praxis immer im Blick

„Wir sind Theoretiker, haben die Praxis aber immer vor Augen“, betont Frank Allgöwer, der mit seinem Team an theoretischen Verfahren zur automatischen Steuerung komplexer Systeme arbeitet und neben der theoretischen Herleitung daher auch Wert auf die praktische Umsetzung legt. Anwendung findet die Forschung am IST zum Beispiel bei der Regelung von Herzassistenzpumpen in der Medizintechnik oder bei hochauflösenden Rasterkraftmikroskopen. Auch Achterbahnen haben die Stuttgarter Forscher schon optimiert und sie beschäftigen sich sogar mit den Grundlagen des Lebens, wenn sie sich in der Systembiologie der Analyse biologischer Vorgänge auf Zellebene widmen, wie aktuell der Apoptose, dem genetisch programmierten Zelltod – in Form eines mathematischen Modells, versteht sich.

  Industrieaufträge mit vertraglich festgelegten Bearbeitungszeiten und genau umrissenem Wunschergebnis werden am IST nicht bearbeitet. Forschung ist für Frank Allgöwer nämlich: „Neues, ganz Neues finden“. Gerne gesehen sind an seinem Institut daher Anfragen, die ergebnis- und zeitoffen bearbeitet werden können. Diese fließen dann in Studien-, Diplom- oder Promotionsarbeiten ein – und bescheren dem Anfragenden im Idealfall Spitzenforschung zum Nulltarif.

Julia Alber

 

  

 
   

 

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Pressestelle der Universität Stuttgart