Wo sehen Sie Ihre Hauptaufgaben an der Uni Stuttgart? Was liegt Ihnen besonders am Herzen?
Buhlmann: Mir liegt besonders am Herzen, dass die Universität Stuttgart ein Ort ist, an dem gerne miteinander und an dem gleichen Ziel, der optimalen Erfüllung des Universitätsauftrags, gearbeitet wird. Das Bewusstsein des Miteinander, der Corporate Identity, muss alle Mitglieder der Universität an den Lehrstühlen, in den Instituten und in der Zentralen Verwaltung vereinen. Es muss vor allen Dingen konkret und in der Weise umgesetzt werden, dass jeder jederzeit davon ausgehen kann, dass sein Ansprechpartner ihn unter den gegebenen Rahmenbedingungen und Sachzwängen so gut wie möglich unterstützt. Dann entsteht das Vertrauen, dass selbst dann, wenn das gewünschte Ergebnis nicht erzielt wird, doch das bestmögliche zu dessen Erreichung unternommen wurde.
Voraussetzung für dieses Klima ist sicher ein guter Informationsfluss innerhalb der Verwaltung, für das ich beispielsweise mit einer team- und an der Eigenständigkeit der Mitarbeiter orientierten Arbeitsweise sorgen möchte. Von gleicher Bedeutung sind Kommunikation und Information zwischen dem Rektorat und den Gremien.
Inhaltlich sehe ich meine Hauptaufgabe darin, die relativ stabile finanzielle Lage der Universität Stuttgart zu sichern. Da das Auslaufen des Solidarpakts Ende 2006 bevorsteht, aber noch keine Klarheit über eine Anschlussregelung herrscht und die einzige Sicherheit darin besteht, dass es im Landeszuschuss kaum Zuwächse geben wird, zwingt dies zu einem vorausschauenden sparsamen Agieren.
Die Einführung des Landesbetriebs und die schrittweise Umstellung des Wirtschaftsbetriebs auf das kaufmännische Rechnungswesen soll uns durch mehr Transparenz über Ressourcenverteilung und Ressourcenverwendung bei der Steuerung helfen. Ich bin zuversichtlich, dass die Umstellung zum 1. Januar 2007 gelingt.
Eine Daueraufgabe der Verwaltung ist es, für effiziente Verfahrensabläufe zu sorgen und im Sinne eines kontinuierlichen und prozessorientierten Überprüfungs- und Optimierungsprozesses Anpassungen vorzunehmen. Nicht zuletzt durch die Einführung der Studiengebühren ist hier ein kräftiger Impuls für entsprechende Überlegungen gegeben.
Über diese Verwaltungszuständigkeiten im engeren Sinn bin ich als „Vorstandsmitglied“ natürlich auch in der Pflicht, generell an Zukunftskonzepten, die unsere akademische Positionierung betreffen, mitzuarbeiten und entsprechende Vorstellungen zu entwickeln.
Was bedeutet es für Sie, Kanzlerin der Uni Stuttgart zu sein?
Buhlmann: Kanzlerin der Universität Stuttgart zu sein, bedeutet für mich, daran mitzuarbeiten, dass die Universität Stuttgart ihren hohen Standard in Forschung und Lehre erhält und ausbaut. Zwar gehöre ich nicht zu denjenigen, die aktiv im akademischen Bereich mitwirken. Doch gute Forschung und Lehre kann sich nur dort optimal entfalten, wo gute Rahmenbedingungen dafür bestehen. Hier die bestmöglichsten Konditionen zu schaffen, ist Aufgabe der Kanzlerin und der Universitätsverwaltung.
Kanzlerin zu sein, bedeutet für mich daher, Verantwortung zu übernehmen in einem Bereich, der zu den wichtigsten Zukunftsaufgaben überhaupt gehört.
Dabei ist es natürlich angenehm, dass die „Marke“ Universität Stuttgart so gut eingeführt ist, dass es mit Spaß, auch etwas mit Stolz verbunden ist, für diese Uni zu arbeiten. Ich würde mich freuen, wenn alle Mitglieder der Universität Stuttgart dies ebenso empfinden würden.
Welche Kenntnisse und Eigenschaften befähigen Sie aus Ihrer Sicht zur Übernahme dieser Aufgabe?
Buhlmann: Ich merke, dass es ein enormer Vorteil ist, dass ich – nachdem ich bereits früher einige Jahre mit der Universität Stuttgart zu tun hatte - die hiesigen Strukturen und einige Mitglieder kenne. Gleichzeitig kenne ich natürlich bestens die Strukturen im Wissenschaftsministerium und bin dort auch auf Arbeitsebene gut vernetzt, was für die Universität sehr wertvoll sein kann. Beides erleichtert mir die Einarbeitung in das komplexe Arbeitsgebiet.
Von Vorteil halte ich es auch, dass ich nüchtern und pragmatisch agiere, was heißt, dass für mich die Sache im Vordergrund steht und nicht die Person. Als Kanzlerin habe ich die Aufgabe, das Beste für die Universität als Ganzes zu erkennen und umzusetzen. Wenn das mit den Interessen eines Einzelnen, der um Unterstützung bittet, zusammenfällt, ist es ideal und macht die Zusammenarbeit angenehm. Wenn die Interessenlagen auseinander fallen, muss ich dennoch meinen Auftrag erfüllen.
Ich gehe offen und – ich denke auch – freundlich auf Menschen zu. Das heißt allerdings nicht, dass ich davor zurückschrecken würde, mich durch Entscheidungen gegebenenfalls unbeliebt zu machen. Die meisten Entscheidungen bringen zwangsläufig Gewinner und Verlierer hervor und das Verständnis derjenigen, die sich nicht durchsetzen konnten, ist überwiegend begrenzt. Das muss man als Entscheidungsträger aushalten können.
Was tun Sie gerne in Ihrer Freizeit?
Buhlmann: Meine Freizeit gehört meinem knapp 16-jährigen Sohn. Wir machen zusammen Sport, Joggen oder im Winter Skifahren und gehen gerne zum Billard-Spielen, bei dem wir, auch oder gerade weil wir dabei über keine besonderen Talente verfügen, viel Spaß miteinander haben.
Wo sind Sie aufgewachsen? Wie gefällt Ihnen Stuttgart? Seit wann leben Sie hier?
Buhlmann: Aufgewachsen bin ich am Niederrhein, in Mönchengladbach. Allerdings ging ich zum Studium gleich nach Freiburg, so dass mir meine rheinischen Wurzeln lange Zeit gar nicht recht bewusst waren. Das hat sich erst in der Ferne geändert, als ich während der Promotionszeit in Spanien war und später, als ich ein Jahr in Italien verbracht habe.
Mit Stuttgart hab ich mich anfangs schwer getan, was, denke ich, jeder verstehen kann, der die Schönheiten Freiburgs kennt. Doch nach rund zehn Jahren gefällt es mir hier sehr gut. Das liegt auch an der geographischen Lage. Man ist schnell im Grünen, in den Bergen oder auch in Italien. Außerdem finde ich Stuttgart ideal für das Leben mit Kindern, weil die Stadt ein hervorragendes kulturelles Angebot mit einer überschaubaren Größe und relativer Sicherheit verbindet.
Ihr Alter und Familienstand?
Buhlmann: Ich bin 42 Jahre alt und verheiratet.
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