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Als im Sommer 1980 eine kleine Gruppe Studierender, die das 4. brandenburgische Konzert von Bach einstudieren wollten, Dirk Strassacker bat, die Leitung der Proben zu übernehmen, dachte wohl keiner der Beteiligten daran, dass dies der Grundstein für eine nun 25 Jahre währende Geschichte werden könnte. Zunächst sah ja auch alles nach nicht mehr als einem netten Versuch aus – die Musiker konnten sich nicht einigen. Den Maschinenbaustudenten Strassacker, der schon seit seiner Schulzeit dirigierte, hatte jedoch eine Idee gepackt: Ein Ensemble gründen.
Die erste Probe ist als „denkwürdige Probe“ in der Jubiläumsschrift des Kammerorchesters vermerkt. Ein Großteil der Musiker blieb ihr fern, zwei Flötistinnen konnten den Probenraum nicht finden und der Dirigent probte alleine mit einem neuen Cellisten. Doch schließlich fand man zusammen, konnte 1981 gar unter das Dach des Studiums Generale schlüpfen – der Weg für eine kontinuierliche Probenarbeit war geebnet – und schon ein Jahr nach der Gründung wurde zum ersten öffentlichen Konzert geladen.
Vom Barock bis zur Moderne
Heute zählt das Kammerorchester der Uni Stuttgart rund 40 Instrumentalisten: Studierende, Ehemalige und Mitarbeiter der Uni Stuttgart, ambitionierte Laien und auch Studierende der Musikhochschule finden sich darunter – und die verschiedensten Fachrichtungen treffen hier zusammen. Eine gewisse Konstanz in die bunte Mischung bringen die schon im Berufsleben stehenden Musiker, die Studierenden dagegen sorgen für frischen Wind im Orchesterleben. Wurde früher das Programm noch „basisdemokratisch“ entschieden, teilen sich heute diese Aufgabe der Dirigent und Vertreter aller Instrumentengruppen. 25 Jahre haben das Repertoire der ambitionierten Gruppe beachtlich anwachsen lassen: Kompositionen des Barock, der Frühklassik, Romantik oder Wiener Klassik finden sich ebenso darunter wie zeitgenössische Werke.
Mit Idealismus und guter Organisation
Auf viele schöne Konzertreisen ins Ausland können die Mitglieder des Kammerorchesters zurückblicken, wie zum Beispiel Paris, London, Wien, Nantes, Den Haag. Natürlich treten sie auch immer wieder im Inland und an der Uni Stuttgart auf. Ob Semestereröffnungsveranstaltung, Uniball oder andere Feste, das Kammerorchester ist häufig vertreten. Nicht nur an der Universität, auch in der Stadt Stuttgart hat sich das Orchester einen festen musikalischen Platz erspielt. 25 Jahre? Nein, damit hätte Dirk Strassacker wirklich nie gerechnet. Um sich neben seinem Beruf dem Kammerorchester widmen zu können, bedarf es einer großen Portion Idealismus, einer guten Organisation sowie der tatkräftigen Unterstützung durch die Orchestermitglieder. Und wenn alles so weitergeht wie bisher, steht einem Jubiläumskonzert zum 30. oder gar 50. nichts im Wege. Aktuell sollten sich die Freunde des Kammerorchesters jedoch den 23. Juli vormerken, den Termin für das nächste Konzert.
Wer mit dabei sein will, Lust hat, in (meist) lockerer Atmosphäre zu musizieren, absolviert ein kurzes Vorspiel und sollte dann immer an den Proben teilnehmen sowie an einem Probenwochenende pro Semester im Kloster Ochsenhausen oder auf der Kapfenburg bei Aalen. Neben der Möglichkeit zum Mitspielen in verschiedenen Kammermusikensembles werden auch viele außermusikalische Aktivitäten geboten. Aktuell gesucht: Violinen, Bratschen, Kontrabässe, Klarinetten, Fagotte, aber auch alle anderen Stimmen sind herzlich willkommen. Einfach bei einer Probe vorbeikommen oder eine Mail schicken…
Julia Alber
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