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Um zu er-fahren, muss man fahren. Die Geschichte der Mobilität, die historische Reise- und Migrationsforschung sind innerhalb der historischen Wissenschaften junge Disziplinen. Ihre Themen erleben momentan einen Boom, nicht nur angesichts der Aktualität des Themas Migration. Seit einigen Jahren ist die historische Migrationsforschung ein wichtiger Forschungsschwerpunkt am Historischen Institut. Hier existiert auch der gleichnamige „Stuttgarter Arbeitskreis für historische Migrationsforschung“, eine Gemeinschaft, die schon in der Vergangenheit mit zahlreichen Tagungen und Publikationen auf sich aufmerksam gemacht hat.
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Das Erfahren und Erleben von Migration stand im Mittelpunkt der jüngsten Tagung des Arbeitskreises, die unter dem Titel „Migrationserfahrungen und Migrationsstrukturen“ am 21. und 22. Januar 2006 am Historischen Institut stattfand. Wissenschaftler aus Deutschland, Ungarn und den USA diskutierten gemeinsam die Verarbeitung von Migration durch Einwanderer, Selbst- und Fremdbilder zwischen Migranten und Aufnahmegesellschaft, Kommunikationsstrukturen in historischer Perspektive und vieles mehr. Die Beiträge reichten dabei von der alten Geschichte bis in die aktuelle Zeit, von Cicero bis zu türkischen Einwanderern im Stuttgarter Nordbahnhofviertel. Weitere Vorträge befassten sich mit der Völkerwanderung als Erfahrungsgeschichte, mit Bauernkriegsflüchtlingen, Böhmen am Bosporus während des Dreißigjährigen Krieges, mit Indianermissionaren, württembergischen Deserteuren der Kaiserzeit oder deutschen und ungarischen Auswanderern nach Amerika und Australien. Gerade der zeitlich und räumlich übergreifende Dialog bot die Möglichkeit, Gemeinsamkeiten zu entdecken: Wahrnehmungsmuster und Erfahrungstypen, die bei Migranten oder bei der Aufnahmegesellschaft in verschiedenen Zusammenhängen immer wieder auftraten oder gar bewusst eingesetzt wurden.
Großes Interesse
„Wer plötzlich ankommt, kann sein Schicksal am besten vermarkten“, so die These einer Referentin aus Harvard. Wer zu plötzlich zur Tagung kam, den erwarteten Platzprobleme, denn der immense Zuhörerandrang überraschte selbst die Organisatoren Prof. Dr. Eckart Olshausen (Alte Geschichte) und Dr. Alexander Schunka (Geschichte der Frühen Neuzeit). Auch das Medieninteresse war groß. Viele Tagungsgäste zeigten sich darüber hinaus gespannt auf die gedruckten Beiträge, die in Kürze in der Schriftenreihe des Arbeitskreises erscheinen sollen.
Migrationsgeschichte hilft dabei, Fremdsein und Leben in der Fremde besser zu verstehen.
Alexander Schunka
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