„Wie stellt sich das Verhältnis von Bevölkerung und Politik unter Einsatz elektronischer Medien dar?“ fragte Prof. Oscar W. Gabriel vom Institut für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart – und fasste damit zusammen, worum es bei den Vorträgen und der Diskussion gehen sollte. Frank Kuhn, Doktorand an Gabriels Institut, hatte den Workshop initiiert. In seiner Dissertation hatte er sich mit dem Thema „Politische Teilhabe oder kommunale Infofenster? Elektronische Bürgerbeteiligungsangebote in baden-württembergischen Kommunen“ beschäftigt. Bei der Veranstaltung berichteten Referenten aus der Praxis: Georg Schäfer vom Innenministerium Baden-Württemberg, Dr. Oliver Märker vom Fraunhofer eGovernment Zentrum sowie Ralf Armbruster von der Stadt Stuttgart und Ralf Gronbach aus Weinstadt. Veranstalter waren von der Uni Stuttgart das Institut für Sozialwissenschaften und das Internationale Zentrum für Kultur- und Technikforschung sowie die Medien- und Filmgesellschaft (MFG) Baden-Württemberg.
Dissertation schließt Lücke in Baden-Württemberg
Frank Kuhns Arbeit habe eine Lücke in Baden-Württemberg geschlossen, sagte Oscar W. Gabriel, und sei eine systematische Bestandsaufnahme von 38 Gemeinden. Gemeinden, deren Internetauftritt der Doktorand nach verschiedenen Kriterien untersucht hatte und an seinem Entwurf einer idealen Webseite maß. Im Mittelpunkt standen die Fragen: „Wie bürgerbeteiligungsfreundlich sind Websites baden-württembergischer Kommunen?“ und „Gibt es Unterschiede zwischen großen und kleinen Kommunen, auch beim Einsatz von Geldern?“. Bei der Analyse der Seiten untersuchte Kuhn den Informationsgehalt, testete die Benutzerfreundlichkeit und Kommunikationsmöglichkeiten wie e-mail oder Foren.
„Es gibt Nachholbedarf“, fasste Kuhn das Ergebnis seiner Untersuchung zusammen, und große qualitative Unterschiede. So gibt es „mehr statische als dynamische Informationen“ – aktuelle Tagesordnungen von Gemeinderatssitzungen etwa sind selten online. Auch die Kommunikation per e-mail sei weiter verbreitet als über Foren und Chats.
Kombination von Beteiligungsmöglichkeiten als zukunftsweisendes Konzept
Kuhns Fazit: Im Moment sind die Internetseiten „eher Infofenster als echte politische Teilhabe“. Gleichzeitig spricht er von „sehr, sehr guten Einstellungen der Führungskräfte gegenüber e-Partizipation“ – lediglich die Ausführung lasse noch etwas zu wünschen übrig.
Gesamtsieger der Analyse ist übrigens die Stadt Böblingen, Stuttgart schaffte es auf Platz vier. Doch Kuhn warnt: „ Rankings sind mit Vorsicht zu genießen“. Außerdem sieht er „Die Kombination von Offline- und Online-Beteiligungsmöglichkeiten als zukunftsweisendes Konzept“.
Die Referentenvorträge können unter www.doIT-online.de/epartizipation heruntergeladen werden – weiteres Beispiel für die Nutzung neuer Medien.
Verena Schickle
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