Um dieses Problemfeld ging es im Dezember 2005 bei einem gemeinsamen Workshop der am Sonderforschungsbereich Nexus beteiligten Mitarbeiter des Instituts für Philosophie und der Alcatel SEL Stiftung für Kommunikationsforschung auf dem Uni-Campus in Vaihingen. Neben Mitarbeitern des Instituts für Philosophie, darunter Dr. Klaus Wiegerling, Jessica Heesen, Oliver Simoneit und Prof. Christoph Hubirg, referierten und diskutierten Teilnehmer aus Forschung, Entwicklung und Technikfolgenabschätzung Ursachen und Defizite einer technisch vermittelten Kommunikation und mögliche Lösungsansätze.
Fehlinterpretationen vermeiden
Wer dachte, dass die Mensch-Maschine Kommunikation im Gegensatz zur zwischenmenschlichen Kommunikation durch ihre mathematisch-logische Grundkonfiguration ein klarer, unmissverständlicher Austausch von Information ist, wurde durch den Vortrag von Prof. Stephan Duttke vom Institut für Psychologie der Universität Kaiserslautern eines Besseren belehrt. Das tragische Beispiel einer fehlerhaften Interaktion zweier Piloten mit den Bordcomputern machte deutlich, dass gerade die „intelligente“ Technik einer zusätzlichen Kommunikation seitens der Anwender bedarf, um mögliche Fehlinterpretationen von Daten zu vermeiden und maximalen Nutzen und Sicherheit zu bringen.
Maximale Sicherheit in Verbindung mit höchstem Komfort versprechen Entwicklungen der Robert Bosch GmbH, die Dr. Jan Egelhaaf vorstellte. Die im Moment noch in der Erprobung befindlichen Weiterentwicklungen von Fahrerassistenzsystemen erreichen einen so hohen Grad an Sensitivität, dass sie, mit einem Datenprofil des Fahrers ausgestattet, diesen in allen Situationen des Straßenverkehrs unterstützen und sogar selbständig Entscheidungen treffen und handeln.
Neuer Diskurs über Technik gefordert
Die an den Vorträgen erkennbare zunehmende „Verschmelzung“ von Mensch und Technik hat aus philosophischer Perspektive ausreichend kritisches Potential, da angesichts der enormen technischen Möglichkeiten sowohl die individuelle Handlungsfreiheit als auch die Eigenverantwortung des Nutzers gefährdet sein können.
Entsprechend forderte Klaus Wiegerling in seinem Beitrag einen den technischen Möglichkeiten angepassten, neuen Diskurs über Technik, der die immer schwerer erkennbaren Schnittstellen zwischen Mensch und Technik deutlich macht und Fehlentwicklungen aufzuhalten hilft. Mit der Entwicklung des Konzepts der „Parallelkommunikation“ arbeitet das Institut für Philosophie der Uni Stuttgart gleichzeitig an der Umsetzung dieser Forderung. Die sowohl Nutzer als auch Entwickler einbindende Konzeption eröffnet einen neuartigen Ansatz der Kommunikation über Technik, der darauf abzielt, die beschriebenen Defizite hochtechnisierter Systeme frühzeitig aufzuzeigen und notwendige Korrekturen einzuleiten.
Nina Stengel/zi
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