Unikurier Inhaltsverzeichnis Suchen Uni Home
Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart untersucht Nationalsozialismus > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
 
„Jede Generation hat neue Fragen“

„Holocaust-Forschung: Nationale Trends und internationaler Vergleich“ lautete der Titel des jüngsten Kolloquiums der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, das im Juli gemeinsam mit der Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek durchgeführt wurde. Seit ihrer Gründung 2001 hat die viel beachtete Einrichtung, die zum Historischen Institut, Abteilung Neuere Geschichte der Uni gehört, bereits acht umfangreiche Geschichtswerke veröffentlicht.

  bücher  

Die Publikationen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Uni Stuttgart finden weltweite Beachtung.                                     (Fotos: wbg Darmstadt)

 

 

„Die Arbeit eines Historikers“, antwortet der wissenschaftliche Leiter Prof. Klaus-Michael Mallmann auf die Frage, was er in der Forschungsstelle Ludwigsburg genau macht. Er untersteht dabei dem Lehrstuhlinhaber für Neuere Geschichte, Prof. Wolfram Pyta. Die Zusammenarbeit mit dem Historischen Institut ist gut und eng – auch, weil der Historiker dort regelmäßig Lehrveranstaltungen abhält. Klaus-Michael Mallmann betreibt Grundlagenforschung: zum einen erforscht er, was im Dritten Reich geschah. „Vieles wurde bisher nur rudimentär oder noch nicht recherchiert und analysiert“, beschreibt der Historiker. Zum andern gelte es, Zusammenhänge zu (er)klären, um Ähnliches zu vermeiden.

  Dabei sitzt die Forschungsstelle nah an den Quellen: Sie ist im gleichen Gebäude untergebracht wie die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen für die Aufklärung von NS-Verbrechen. In den Archiven lagert die weltweit wohl größte Unterlagensammlung zu den Nazi-Prozessen der Nachkriegszeit. Klaus-Michael Mallmann spricht von „etwa einem Aktenkilometer“ und einer riesigen Menge an internationalem Material in Kopie – zur „Verbrechensdokumentation und Rezeption nach 1945“.

Kommunikation über Kontinente hinweg

Zu der Arbeit der Forschungsstelle gehört „viel Kommunikation, auch über Kontinente hinweg“, erläutert Klaus-Michael Mallmann. Nach vier Jahren Arbeit wurden die Leistungen der Forschungsstelle evaluiert und offensichtlich für gut befunden. Auch der Geschichtswissenschaftler ist mit seinem Arbeitsplatz zufrieden: „Das ist genau der Job, für den ich gemacht bin“.

  In fünf Jahren brachte die Forschungsstelle acht Bücher heraus: Darunter etwa ein Band mit dem Titel „Deutscher Osten 1939-1945“ oder „Karrieren der Gewalt“, der Täterbiografien enthält. „Auf die Effizienz bin ich stolz“, sagt Klaus-Michael Mallmann. Nicht nur, was die Menge an Publikationen, sondern auch deren Ansehen in der Fachwelt betrifft. Die Werke können sich „weltweit sehen lassen“, sagt der Historiker, und: „Weitere Projekte sind bereits in Arbeit“.

  „Das Grundprinzip unserer Arbeit ist Internationalität“, erklärt Prof. Mallmann, „wir bemühen uns um Vernetzung“. So kooperiert die Forschungsstelle mit dem Deutschen Historischen Institut in Warschau, dem United States Holocaust Memorial Museum (USHMM) in Washington sowie Yad Vashem, der israelischen Gedenkstätte an den Holocaust.

  Ihre jüngste Publikation unter dem Titel „Deutsche, Juden, Völkermord“ widmete die Forschungsstelle Prof. Konrad Kwiet (Sydney). Der 65. Geburtstag des renommierten Historikers und Antisemitismus-Forschers war auch der Anlass für das Kolloquium im Juli gemeinsam mit der Bibliothek für Zeitgeschichte der Württembergischen Landesbibliothek. Unter dem Thema „Holocaust-Forschung: Nationale Trends und internationaler Vergleich“ gingen die Wissenschaftler den nationalen Unter- schieden bei der Aufarbeitung des Völkermords an den Juden nach. Dr. Arnold Paucker, ehemaliger Direktor des Leo-Baeck-Instituts in London, hielt einen Vortrag zum Thema „Deutsche Juden vor der NS-Machtergreifung“. Unter den weiteren Referenten waren etwa Prof. Dan Michmann, Chef-Historiker in Yad Vashem, der vom Stand der israelischen Holocaust-Forschung berichtete, und Dr. Jürgen Matthäus vom USHMM, der über die Situation in den USA informierte.

  Mehr als 120 Personen nahmen am Kolloquium in der Landesbibliothek teil. „Das Interesse am Geschehen des Zweiten Weltkriegs ist am Wachsen“, hat Klaus-Michael Mallmann bei seiner Arbeit festgestellt. „Jede neue Generation hat neue Fragen und es ist längst noch nicht alles erforscht.“

Verena Schickle/amg

 

 

KONTAKT

 
                                                                      
Prof. Klaus-Michael Mallmann
Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart
Tel. 07141/913833
Fax 07141/913832
e-mail: michael.mallmann@po.hi.uni-stuttgart.de
> > > www.uni-stuttgart.de/hi/ng/lb.html

 

 

 

 
last change: 22.12.06 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart