Unikurier Inhaltsverzeichnis Suchen Uni Home
Cairo meets Stuttgart > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
 
„Wir wollen wieder kommen“

Studierende der German University in Cairo (GUC) waren vom 2. bis 27. August zu Gast an der Universität Stuttgart. Während für 36 Drittsemester unterschiedlichster Studienrichtungen ein Deutschsprachkurs auf dem Programm stand, sammelten 16 Jugendliche, die an der GUC im sechsten Semester Biotechnologie studieren, praktische Erfahrung in der forschungsnahen Laborarbeit.

  die jungen Gäste aus Kairo  

Zu Beginn des Aufenthalts an der Uni Stuttgart waren die jungen Gäste aus Kairo noch etwas skeptisch...

Mit Regenschauern und dürftigen Temperaturen hatte Stuttgart die Gäste aus Kairo empfangen. Herzlicher tat dies Uni-Rektor Prof. Dieter Fritsch. Obwohl international ausgerichtet, gibt es derzeit noch keine Studierenden aus Ägypten an der Uni Stuttgart. Dies, so Fritsch, werde sich nun hoffentlich bald ändern, würden doch an der Uni englischsprachige Master angeboten und „in the heart of the high-tech area“ Menschen mit technologischem Wissen, „Leute wie Sie“, benötigt. Nach ihrer Graduation sei dies zudem der richtige Ort, um sich mit einem fahrbaren Untersatz zu versorgen: „Very famous cars are manufactured in Stuttgart.“

Lernerfolge und „Zeitgefühl“

Was sie beeindruckt hat? Nach vier Wochen müssen die Studierenden nicht lange nachdenken: das Deutsche Museum in München, die Autos im Mercedes-Benz-Museum, die Schokolade in Waldenbuch, das Schloss in Ludwigsburg, natürlich die Wilhelma. Viel haben sie gesehen – und viel gelernt. „Selbst die Schwächeren haben ernorm zugelegt“, sagt Michael Breuer von BTC Training & Consulting, der die Deutschkurse organisiert und zusammen mit Anita Kernwein und Susanne Meyer, Dozentinnen für Interkulturellen Unterricht, gehalten hat. Eine GUC-Studentin, die zu Anfang klagte: „Ich mag die deutsche Sprache gar nicht, ich weiß nicht, was ich hier tue“, hat jetzt gar den besten Abschlusstest gemacht. Breuer ist zufrieden. „Charming people who are never late“, sagt er in die Runde und erntet heitere Lacher. Ja, das Verhältnis zur Zeit könnte in den zwei Ländern unterschiedlicher nicht sein. In Ägypten, da kann 11.00 Uhr durchaus 12.00 Uhr oder gar 12.15 Uhr bedeuten. Beste Voraussetzungen also, um in Stuttgart nicht nur Dr. Ulrich Eggert, stellvertretender Leiter Internationale Angelegenheiten der Uni, zu einer ganz neuen Erfahrung zu verhelfen und speziell ihn vor eine besondere Herausforderung zu stellen. Immerhin sorgte er neben vielen anderen Dingen für die problemlose An-und Abreise der Gäste aus Kairo. „Das Wort Stress kennt man in Ägypten nicht“, weiß Eggert nun, und bezeichnet das, was ihm die Jugendlichen vorgelebt haben, als „durchaus lehrreich“, nämlich: Das Leben entspannt angehen.

  die jungen Gäste aus Kairo  

...aber sie haben hier viel gelernt...

Praxis über Praxis

„Die jungen Leute sind sehr aufgeschlossen, sehr engagiert und wirklich gut“, freut sich Prof. Hans-Dieter Görtz vom Biologischen Institut der Uni Stuttgart. Einen Monat lang haben 16 junge Leute, die an der GUC Biotechnologie studieren, im Rahmen von Forschungsprojekten mitgearbeitet und dabei die unterschiedlichsten modernen Labortechniken kennen gelernt. Im Biologischen Institut, in den Instituten für Technische Biochemie und Industrielle Genetik, aber auch im Institut für Systemtheorie Technischer Prozesse – in insgesamt acht Abteilungen und Instituten aus drei Fakultäten der Uni Stuttgart konnten die Gäste aus Kairo viel praktische Erfahrung sammeln, was ihnen an ihrer Heimatuniversität aufgrund fehlender Forschungsprojekte derzeit noch nicht möglich ist. „Die Jugendlichen haben sich voll reingehängt“, freut sich Hans-Dieter Görtz, und spricht von einem „vollen Erfolg“. Die Fachschaft hat sich sehr engagiert, vieles organisiert, und es haben sich Freundschaften entwickelt. Von den Betreuern kommen nur positive Rückmeldungen. Gerne würde Görtz die eine oder den anderen an seinem Institut als Doktorand wieder sehen – und trifft damit genau den Wunsch der Studierenden, denn alle würden sie gerne wieder kommen, sie sind begeistert. „Die Biologie ist klein, aber fein in Stuttgart“, schmunzelt der Biologie-Professor. Eine Wiederholung im nächsten Jahr? Wenn es nach ihm ginge, jederzeit. Allerdings müssten zuvor seine Kollegen zustimmen.

  die jungen Gäste aus Kairo  

...sind mit der deutschen Sprache inzwischen gut Freund, haben Freunde gewonnen und wollen wieder kommen.                                                     (Fotos: Eppler)

Zur Nachahmung empfohlen

Am Tag der Zeugnisübergabe haben die Jugendlichen Punkte vergeben: Die Lehrer, sie hätten nicht besser sein können, die Wochenendexkursionen kamen gut an, mit Vokabeln und gar der Grammatik hat man sich angefreundet, nur das Studentenhotel entsprach nicht den Vorstellungen. Die Kissen zu klein, die Ausstattung zu dürftig, der Service fehlte. Dass Studenten in Deutschland so wohnen und ihre Zimmer eigenhändig putzen, ist den Studierenden aus Kairo neu. Ihren Freunden würden sie dennoch zuraten, es ihnen gleich zu tun. „Wir hatten viel Spaß“, sind sie sich einig, „viele Freunde haben wir gewonnen“, sagen sie, und all dies wiege gar das „very, very cold weather“ auf. Viele denken auch an ein Wiederkommen. Damit der Kontakt nicht abreißt, hat Anita Kernwein eine e-Learning-Plattform (ILIAS) initiiert, mit einem Diskussions-Forum und vielen Informationen, auch zur Uni Stuttgart. Diese „virtuelle Brücke über das Mittelmeer“, so hofft sie, möge zu einem Ort werden, den die Studierenden aus Kairo und Stuttgart gern besuchen.

Julia Alber

 

 

KONTAKT

 
                                                                      
Dr. Ulrich Eggert
Stabsstelle Internationale Angelegenheiten
Tel. 0711/685-68555
e-mail: eggert@ia.uni-stuttgart.de
> > > www.guc.uni-stuttgart.de/index.html

 

 

 

 
last change: 22.12.06 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart