|
Helge Majer war von 1979 bis 2005 am Institut für Volkswirtschaftslehre und Recht als Professor für Volkswirtschaftslehre tätig. In all diesen Jahren war er Mitglied im Institutsvorstand. Sein zentrales Anliegen in Forschung und Lehre war die Einbeziehung der nachhaltigen Entwicklung in die Volkswirtschaftslehre. Neben den bekannten volkswirtschaftlichen Modellen versuchte er, den Studierenden das Verständnis für den Gesamtzusammenhang von Lebensstilen, Wirtschaftsweisen und ökologischen Wirkungen näher zu bringen. Diese Lehrerfahrungen flossen in sein 2001 erschienenes Buch „Moderne Makroökonomik“ ein. Im interdisziplinär angelegten Vertiefungsfach „Umwelt- und Ressourcenökonomik“, das Studierende der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, der Politikwissenschaften und der Soziologie sowie Geografie und Umweltschutztechnik wählen konnten, vertiefte er ein ganzheitliches Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge. Unvergessen ist seine lebendige Vortragsweise, die bei seinen ehemaligen Studierenden in guter Erinnerung bleiben wird und ihm das „HGL-Dreieck in Gold“ eingebracht hat. Dieses überreichten ihm Seminarteilnehmer zu seiner Abschiedsvorlesung im Februar 2005. HGL steht dabei für Holistik, Gerechtigkeit, Langfristigkeit, das von Helge Majer entwickelte Prozessmodell der Nachhaltigkeit, das er an die Stelle der klassischen Triple-Bottom-Line setzte. Auch in seinem Unruhestand ist er der Universität treu geblieben und hat bis zu seinem Tod das Forschungsprojekt „Regionale Stoffstrommanagementsysteme“ am Institut als Projektleiter betreut.
In vielfältigen Forschungsprojekten zum Thema „Nachhaltige Entwicklung“ gelang ihm eine transdisziplinäre Verknüpfung von Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Mit seinen Aktivitäten für die praktische Umsetzung nachhaltiger Entwicklung war er ein charismatisches Vorbild für die Verknüpfung von Theorie und Praxis. Ein international wahrgenommenes Ergebnis dieser Umsetzungsaktivitäten in Sachen Nachhaltigkeit ist der von ihm initiierte „Ulmer Initiativkreis nachhaltige Wirtschaftsentwicklung“ (unw e.V.). Mit dem unw wurden vielfältige Projekte zur Umsetzung nachhaltiger Entwicklung bearbeitet, wie beispielsweise Umweltmanagement in mittelständischen Betrieben, ein EU-Projekt zu Nachhaltigkeitslernen in Netzwerken (INNET) oder die „Ulmer Sonnensiedlung“, die als offizielles EXPO-Projekt ausgewiesen wurde. Helge Majer hat nicht nur Nachhaltigkeit gelehrt, er hat sie auch gelebt.
Mit Helge Majer hat uns ein geschätzter Kollege, ein verständnisvoller Hochschullehrer, ein geduldiger Doktorvater und ein stets fröhlicher Mensch nach schwerer Erkrankung viel zu früh verlassen. Helge Majer verstarb am 19. September 2006 im Alter von 65 Jahren. Die Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften wird ihn dankbar in ehrender Erinnerung behalten.
Frank Englmann
|