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Uni ist auf Kurs – Zu wenig Professorinnen
 

Altrektor Prof. Dieter Fritsch und die Gleichstellungsbeauftragte Dr. Karin Thöne gaben am 8. November vor dem öffentlichen Teil des Senats ihre Rechenschaftsberichte ab. Von einer positiven Entwicklung sowie einer Enttäuschung war die Rede, von einer Zunahme der Studentinnen in den Ingenieurwissenschaften, aber von zu wenig Professorinnen.

„Die Universität Stuttgart ist weiterhin auf gutem Kurs“, befand Altrektor Prof. Dieter Fritsch zum Auftakt seines letzten Rechenschaftsberichts. Dass die Uni bei der ersten Tranche der Exzellenzinitiative leer ausging, sei zwar eine Enttäuschung gewesen, könne aber auch als Ansporn für künftige Forschungsaktivitäten gesehen werden. Besser vorbereitet sei man in die zweite Tranche gegangen; im Januar 2007 werde entschieden, welche Antragsskizzen1) zu Vollanträgen ausgearbeitet werden dürfen. Es sei jedoch zu vermuten, sagte Fritsch, „dass der Wettbewerb in der zweiten Tranche wesentlich härter sein wird.“

  Seit vielen Jahren finanziert sich die Uni zu über 40 Prozent durch eigene Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung. Nach dem jüngsten Ranking des Statistischen Bundesamtes – bezogen auf das Kalenderjahr 2004 – liegt sie mit durchschnittlich rund 398.000 Euro pro Professor bei der Einwerbung von Drittmitteln bundesweit auf dem ersten Platz. Es sei allerdings zu hinterfragen, merkte Dieter Fritsch an, ob dies wirklich ein Qualitätsfaktor sei oder ob sich mancher Professor nicht eher um eine gute Performance bei den DFG-Gutachtern bemühen solle, die über die Exzellenzinitiative entscheiden. Zudem habe er den Eindruck gewonnen, dass bei Berufungsverhandlungen mit neuen Professorinnen und Professoren nicht immer die Besten berufen worden wären und empfahl daher, „die Verhandlungen in bestimmten Fällen lieber mal auszusetzen, bis genügend kompetente Bewerber zur Verfügung stehen“.

  Den zunächst sehr pessimistisch gesehenen Solidarpakt zwischen Universitäten und Land, der nach zehn Jahren Ende Dezember 2006 abläuft, bezeichnete der Altrektor im „Nachhinein als ein positives Strukturelement“. Trotz der geopferten 285 Vollzeitstellen habe die Uni letztendlich von ihm profitiert, „da für einen langen Zeitraum verlässliche finanzielle Rahmenbedingungen gegeben waren“. Im Hinblick auf den neu angedachten Solidarpakt über acht Jahre machte Fritsch jedoch deutlich, dass den Landesuniversitäten keine weiteren finanziellen Opfer aufgebürdet werden dürften.

  Die Evaluation der Fakultät 6 (Luft- und Raumfahrttechnik und Geodäsie) sowie der Fakultät 7 (Maschinenbau) hat ein insgesamt positives Ergebnis erbracht. Die Virtualisierung der Uni konnte „mit großem Erfolg“ weitergeführt werden; Stuttgart werde hier vielfach als „Musteruniversität“ zitiert. Im Hinblick auf den doppelten Abiturjahrgang 2012 will die Uni Stuttgart insbesondere ingenieur- und naturwissenschaftliche Studiengänge ausbauen, auch die technisch orientierte Betriebswirtschaftslehre und die Politologie könnten von einer Kapazitätserweiterung profitieren. Angedacht sei eine Erweiterung von bis zu 50 Prozent der derzeitigen Erstsemesterzahlen. Das Stuttgart Institute of Management and Technology konnte mit Unterstützung der heimischen Wirtschaft auf Erfolgskurs gehalten werden, für einen wirtschaftlichen Erfolg sei die Anzahl der Studierenden jedoch noch zu gering. Sehr gut hat sich die Deutsche Universität in Kairo entwickelt. Zum Wintersemester 2006/07 sind rund 5.000 Studierende eingeschrieben. „Wir haben damit einen Meilenstein gesetzt, um den uns andere Universitäten beneiden“, betonte Fritsch.

  Erfreuliches gab es auch von den Rankings2) zu berichten, bei denen sich die ingenieurwissenschaftlichen Fächer durchweg in der Spitzengruppe finden – ob in Lehre oder Forschung. Wenngleich man über das methodische Vorgehen streiten könne, in der Öffentlichkeit und bei den Studierenden würden Rankings zunehmend wahrgenommen, gab Dieter Fritsch zu bedenken: „Die Universität Stuttgart ist daher weiterhin gut beraten, konstruktiv und aufgeschlossen auf Rating-Anfragen zu reagieren.“

 


Rektor Ressel: „Uni Stuttgart wird sich neu aufstellen“

Die kritischen Äußerungen seines Vorgängers zur guten Position der Uni bei der Drittmitteleinwerbung und zur Qualität neu berufener Professoren, die auch von den Stuttgarter Medien aufgegriffen wurden, bewertete Rektor Prof. Wolfram Ressel als „schädlich für den Ruf der Universität Stuttgart“. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Universität in der ersten Tranche der Exzellenzinitiative nicht erfolgreich war, könne so der Eindruck entstehen, dass die Universität Stuttgart für den Wettbewerb nicht ausreichend gerüstet sei. Jetzt gelte es, Versäumnisse der letzten Jahre insbesondere in der Struktur und Profilierung der Universität aufzuholen, sagt Ressel. „Die Universität Stuttgart ist forschungsstark und leistungsfähig“, betont er, „und sie wird sich neu aufstellen, um im nationalen und internationalen Wettbewerb künftig zu bestehen“.               zi

 

 

Studentinnen legen zu, Anzahl der Professorinnen noch klein

Ein neuer Rektor, „erfreulicherweise“ eine erste Kanzlerin, aber keine einzige Frau im neuen Rektorat, und auch „bei den Wahlen zum Universitätsrat ist es zu meinem großen Bedauern nicht gelungen, eine weitere Frau erfolgreich zu verankern“, kommentierte die Gleichstellungsbeauftragte, Dr. Karin Thöne, den personellen Neuanfang in der Führungsspitze der Universität. Entgegen dem bundesdeutschen Trend sei allerdings in den letzten zehn Jahren die Anzahl der Studentinnen in den Ingenieurwissenschaften an der Uni Stuttgart gestiegen. Der Frauenanteil bei den Studierenden und im akademischen Mittelbau beträgt derzeit 33 beziehungsweise knapp 24 Prozent und liegt damit nahe dem für 2007 angestrebten Ziel von 40 beziehungsweise 25 Prozent. Mit etwas über vier Prozent statt der angestrebten zehn lasse der Frauenanteil bei den Professorinnen jedoch noch zu wünschen übrig, betonte Thöne.

  Um Schülerinnen für ein technisches oder naturwissenschaftliches Studium zu gewinnen, hat das Gleichstellungsreferat vor nunmehr neun Jahren das Projekt „Probiert die Uni aus! Naturwissenschaften und Technik für Schülerinnen der Oberstufe“ ins Leben gerufen, an dem sich bislang 15 Studiengänge beteiligten und 1.500 Mädchen teilnahmen. „Die Workshops werden jetzt schon von einstigen Teilnehmerinnen betreut“, freut sich Karin Thöne. Am bundesweit ausgetragenen „Girls Day“, der sich an Schülerinnen der Grundstufe wendet, nahm die Uni erstmals 2006 teil – und traf durchweg auf so große Begeisterung, dass 2007 mit einer Fortsetzung gerechnet werden kann. Um Studentinnen und Wissenschaftlerinnen zu unterstützen, wurden unterschiedliche Partnerschaften innerhalb von Netzwerken, mit Unternehmen, Verbänden, Institutionen und öffentlichen Einrichtungen eingegangen. So engagiert sich die Uni seit 2005 im Femtec.Network, das hervorragende Studentinnen aus den Natur- und Technikwissenschaften in ihren Karriereambitionen unterstützt und fördert, und es wurde ein Mentoring-Programm für Frauen in Wissenschaft und Forschung aufgelegt. Derzeit nutzen das Programm über 120 überdurchschnittlich begabte junge Frauen, und im Dezember 2005 wurde ihm aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds über das Wissenschaftsministerium eine Kofinanzierung in Höhe von rund 100.000 Euro zugesagt (wir berichteten). Dies sei ein „Ansporn, den Erfolg des Programms weiter zu steigern“. Neu ist die PraktikumsInfo-Börse, ein gemeinsames Projekt mit der IHK Region Stuttgart, das für Praktika, Diplom- und Doktorarbeiten den Kontakt zur mittelständischen Industrie herstellen soll.

  Bei den Berufungsverfahren, die dem Senat 2005 vorgelegt wurden, hat sich der Frauenanteil bei den Bewerbungen mit 14,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. Für Karin Thöne ein Grund zur Freude, nicht allerdings die Tatsache, dass die Uni nichts unternommen habe, die Professorin Monika Auweter-Kurz zu halten. Zwar sei es zur Präsidentin der Uni Hamburg ein Karrieresprung, Stuttgart aber habe eine hervorragende Forscherin und Hochschullehrerin sowie ein Vorbild für weibliche Karrieren verloren. Um in Zukunft mehr Professorinnen zu gewinnen als zu verlieren, sei auch eine familienfreundliche Uni gefordert, zu der das Gleichstellungsreferat unter anderem mit den Stuttgarter Forschungsferien beiträgt sowie einer geplanten flexiblen Kinderbetreuung für Notfälle und einem Betreuungsangebot für unter Dreijährige.  

Julia Alber/zi

1) Über die Exzellenzinitiave informieren wir auf Seite 15f.
2) Mehr zu Rankings finden Sie auf Seite 16f.

Den Rechenschaftsbericht des Rektors können Sie nachlesen unter > > > www.uni-stuttgart.de/ueberblick/bilder_zahlen/statistik/rb/index.html,
den Bericht der Gleichstellungsbeauftragten unter > > > www.uni-stuttgart.de/gleichstellungsbeauftragte/publikationen/bericht.html.

 

 

 

 
last change: 18.12.06 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart