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Ljubisa Radanovic erhielt für seinen Entwurf eines Ergänzungsbaus der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main eine Anerkennung.
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Gesellschaftliche Verantwortung der Architekten
Beat Wyss verwies in seiner Rede auf die vielfältigen beruflichen Aufgaben und die gesellschaftliche Verantwortung der angehenden Architekten. Er erinnerte an ausgesprochen langlebige Architekturen, wie mittelalterlichen Kathedralen, und stellte diesen die architektonischen Entwürfe der schnelllebigen, sich wandelnden Informationsgesellschaft gegenüber. Insbesondere thematisierte er – aus der Sicht des Kunsthistorikers – die Museumsbauten der letzen Jahrzehnte, die Stuttgarter Staatsgalerie von James Stirling, den Lehrter Bahnhof in Berlin und das neue Kunstmuseum von Hascher und Jähle in Stuttgart. Gerade in Stuttgart konnte jüngst – so Wyss – durch die Positionierung des Kunstmuseums gemeinsam mit dem Bau der „Königsbau-Passagen“ ein städtebauliches Defizit überwunden und die räumliche Qualität des Schlossplatzes deutlicher zum Vorschein gebracht werden.
Preise und Anerkennungen
Mit Preisen für ihre herausragenden Diplomarbeiten wurden Morihide Seki, Ferdinand Ludwig mit Oliver Storz, Ljubisa Radovanovic und Heike Wefelscheid geehrt. Die Auswahl der preiswürdigen Arbeiten – dafür gab es jeweils Jahresabonnements der Deutschen Bauzeitung – zeigt nicht nur die Breite der Ausbildung an der Universität Stuttgart, sondern deutet auch auf die unterschiedlichen Berufsfelder, in denen sich die Diplomanden später finden können.
Ferdinand Ludwig und Oliver Storz hatten mit ihrem Entwurf Baubotanik-trainierte Tragwerke bereits in der vorausgegangenen Diplomausstellung für Aufsehen gesorgt. Die Arbeit eröffnet einen faszinierenden Blick in das Gebiet der Baubotanik, bei der lebende Bäume als Tragkonstruktionen eingesetzt werden. Die Jury würdigte die Verbindung der natürlichen Produktivität und der konstruktiven Intelligenz des Menschen, in der sowohl eine poetische Kraft als auch ein mögliches Forschungsfeld für Architekten liegen.
Ganz anders die Arbeit von Morihide Seki mit dem Titel „Substainable Kitazawa“, einem Umnutzungsvorschlag einer frei gewordenen Fläche der ehemaligen Schnellbahntrasse in Tokio. Versucht wird, den Alltag alter Menschen durch modernste Informationstechnologien zu erleichtern. Komplex und zugleich elegant verknüpft Seki die Bedürfnisse der gealterten Stadtbevölkerung an die Wohnumwelt mit erstaunlichen zukünftigen Möglichkeiten.
Zudem wurden ausgewählte Arbeiten mit Anerkennungen gewürdigt. Darunter war der Entwurf von Ljubisa Radovanovic für einen Ergänzungsbau der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main und die theoretische Untersuchung „Der Architekt in der Krise“ von Heike Wefelscheid, eine – wie die Jury befand – „Pionierleistung höchster Aktualität für den Berufsstand der Architekten“. Anerkennungen erhielten ebenfalls Sabine Baur für ihren Entwurf „Trans areal Linz“ , einem städtebaulichen Konzept für eine innenstadtnahe Bahnbrache der Stadt Linz, und Saskia Jasmin Berger für ihre empirische Untersuchung „Betreutes Wohnen im Alter“. Eine Anerkennung sprach die Jury auch für die anspruchsvolle bauforscherische Untersuchung an dem 250 Jahre alten Gehöft der Einhaushöfe in Hailfingen von Katrin Schöbel aus. Das Olympiastadion London 2012, die konstruktiv ausgerichtete Arbeit von Dennis Wirth, verdiente ebenfalls eine Anerkennung. Bemerkenswerterweise soll das Stadion nach dem medialen Großereignis rückgebaut werden. Die Reihe der Diplomarbeiten, die mit Anerkennungen geehrt wurden, schloss sich mit „Mountainbase“ von Susanne Wolpert. Diese Arbeit überzeugte insbesondere wegen des behutsamen und dennoch selbstbewussten Umgangs mit einem sensiblen Naturraum und durch die vorbildliche Durcharbeitung bis hinein in die Materialisierung.
Dietlinde Schmitt-Vollmer/uk
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