Das auf elf Jahre angelegte Projekt ist Teil des Rahmenprogramms „Megacities“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Deutsche Wissenschaftler erarbeiten darin gemeinsam mit ihren Partnern aus Entwicklungs- oder Schwellenländern Ideen, um das Leben in Ballungsgebieten zukunftsfähig zu gestalten. Nach einer Auftaktveranstaltung in Südafrika trafen sich nun vom 12. bis 16. Juli Energieexperten aus Wissenschaft und Stadtverwaltungen von Gauteng und Stuttgart zu einem ersten Erfahrungsaustausch. Eingeladen hatte als Projektkoordinator das Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart.
Mit Gauteng haben die Region Stuttgart und das IER einen buchstäblich großen Partner gefunden. In den zugehörigen Städten Johannisburg, Ekurhuleni und Tshwane (früher Pretoria) leben rund zehn Millionen Einwohner und es werden immer mehr: die jährliche Wachstumsrate beträgt über vier Prozent. Im Vergleich dazu erscheinen die Zahlen der Region Stuttgart gering: zwischen Bietigheim und Geislingen leben knapp 2,7 Millionen Menschen. Noch erscheint da die Bezeichnung Megacity unpassend, aber auch hier wachsen die Städte und Gemeinden langsam zusammen. In seinem Vortrag betonte der Direktor des Regionalverbandes Stuttgart, Dr. Bernd Steinacher, wie wichtig daher ein umfassendes Regionalmanagement sei.
Energie als Ansatzpunkt
Als Vertreter der Region Gauteng machte Dr. Chris Cooper von der Universität Johannisburg deutlich, vor welchen großen Herausforderungen sich seine Region befindet: explodierende Bevölkerungszahlen, Zersiedelung, katastrophaler Nahverkehr und ein enormer Energieverbrauch. Der Begriff Energieeffizienz existiere in Gauteng nicht. Seine Hoffnung an das gemeinsame Projekt Enerkey sei es, nicht nur einzelne kleine Projekte zu verwirklichen, sondern eine langfristige Strategie für die Zukunft seiner Region zu entwickeln.
Zu den ersten Schritten gehört die Einführung spezieller Energiemodellierungs-Programme. Per Computer kann so zum Beispiel der Energieverbrauch von Gebäuden simuliert und anschließend optimiert werden. Auch in den Lehrplänen der Universität Johannisburg soll ähnlich wie bereits in Stuttgart das Thema Energieeffizienz in den Ingenieurwissenschaften mehr Platz bekommen. Praktische Beispiele konnten die Gäste aus Südafrika während des Workshops bereits begutachten: dazu gehörten unter anderem die Niedrigenergie-Siedlung Burgholzhof, das sanierte Altenheim Sonnenberg und das Biomasse-Kraftwerk Scharnhauser Park in Ostfildern.
Leeren Kassen zum Trotz
Ein ideales Prinzip, trotz leerer öffentlicher Kassen Energiespar-Projekte unterstützen zu können, stellte Dr. Jürgen Görres von der Stadt Stuttgart vor. Im Rahmen des so genannten „Intracting“, einem internen Vertragssystem, gewährt die Stadt öffentlichen Einrichtungen einen Kredit für den Umbau und lässt sich das Geld nach und nach über die eingesparten Energiekosten zurückzahlen. Schon in fünf Jahren rechnet sich beispielsweise die Wärmeisolierung einer Schule.
Mit solch einem Schulprojekt parallel in Stuttgart und Johannisburg möchten die Beteiligten einen für alle sichtbaren Anfang machen. Als so genannte Plus-Energie-Gebäude werden die Einrichtungen nach der Sanierung mehr Energie produzieren als verbrauchen. Die Schüler sollen dabei in die Arbeiten mit eingebunden werden und sich mit den Jugendlichen der anderen Schule über die Fortschritte austauschen. So fliegen dann vielleicht bald e-mails zwischen den Kontinenten hin und her. Schneller und energiesparender als jedes Flugzeug...
Birgit Gebauer
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