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ALS-Kolloquium diskutiert Spannungsfeld Luftreinhaltung und Verkehr > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
 
Schwierige Wege zu sauberer Luft

Als Forum zwischen Hochschule, Fachwelt und Öffentlichkeit führte die Arbeitsgruppe Luftreinhaltung der Universität Stuttgart (ALS), der 19 Uni-Institute sowie zwei außeruniversitäre Forschungsinstitute angehören, im Oktober ihr diesjähriges Kolloquium zum aktuellen Thema „Verkehr und Luftreinhaltung“ durch.

Wenngleich sich die Luftqualität in Baden-Württemberg in den letzten Jahren verbessert hat, stellen Feinstäube und Stickstoffdioxid in verkehrsbelasteten Gebieten ein Problem dar, das weitere Anstrengungen zur Luftreinhaltung erfordert. Wichtig ist hierbei, die Quellen der im Verkehrsbereich gemessenen Partikel zu identifizieren. Vor diesem Hintergrund stellte Prof. Günter Baumbach vom Institut für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen eine neue, kombinierte Mess- und Analysemethode vor, mit der für den hoch belasteten Standort Stuttgart-Neckartor nachgewiesen werden konnte, welcher Anteil der Partikel auf aufgewirbelten Straßenstaub, auf Kfz-Rußemissionen beziehungsweise auf Hintergrundbelastung zurückgeführt werden kann.

  In den „Megacities“ der Welt sind die Probleme mit der Luftverschmutzung jedoch weitaus substanzieller als in Deutschland. Enormes Wachstum und Verkehrschaos führen dort teilweise zu so schlechter Luft, dass sie hohe Todesfallraten zur Folge haben. Manche Städte wie beispielsweise Tokyo und Singapur haben die Probleme jedoch erkannt und steuern erfolgreich gegen. Für die sinnvolle Planung emissionsmindernder Maßnahmen im Verkehr sind angepasste Methoden der Modellierung erforderlich. An solchen Ansätzen arbeitet das Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung. Um die Unsicherheiten und Abweichungen bei Emissionsberechnungen zu quantifizieren, fand ein Großexperiment an einer Autobahn bei Heidelberg statt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Emissionen von Kohlenmonoxid, Stickoxiden und einzelnen Kohlenwasserstoffen bisher unterschätzt wurden.

Verbrennungsmotor auch künftig Hauptantriebskonzept

Der zweite Teil des Kolloquiums war den Antriebskonzepten bei Kraftfahrzeugen und konkreten Maßnahmen der Autoabgasreinigung gewidmet. Prof. Michael Bargende (Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen) zeigte auf, dass der Verbrennungsmotor auch in Zukunft das Hauptantriebskonzept für Kraftfahrzeuge darstellen werde, teilweise in Verbindung mit Hybridantriebstechnik. Um den künftigen Anforderungen bezüglich Abgas- und Geräuschemissionen sowie Kraftstoffverbrauch gerecht zu werden, ist jedoch aufwändige Technik erforderlich. Wie mit den Werkzeugen der Verfahrenstechnik - Experiment und rechnerische Simulation - die Effektivität von Abgasreinigungssystemen wie Katalysatoren und Rußfilter optimiert werden kann, erläuterte Volker Schmeißer vom Institut für Chemische Verfahrenstechnik. Die Firma EMITEC zeigte den erreichten Stand und zukünftige Anforderungen aus der Sicht eines Herstellers von Abgasnachbehandlungsanlagen für Kraftfahrzeuge. Die Entwicklung noch schadstoffärmerer Fahrzeuge ist demnach heute weniger ein technisches Problem, als eine Frage der Kosten und damit der Kundenakzeptanz. Zudem müssen die Lösungen energetisch Sinn machen und Emissionsverlagerungen vermieden werden.

Straße kontra Schiene?

Der abschließende Teil des Kolloquiums war verkehrlichen Maßnahmen zur Minderung der Luftschadstoffbelastung gewidmet. Manfred Wacker vom Institut für Straßen- und Verkehrswesen der Uni stellte die Ergebnisse einer Studie vor, bei der beispielhaft die Nutzung der Schiene zum Transport von Siedlungsabfällen zu zentralen Entsorgungsstellen untersucht wurde. Grundsätzlich ist der Schienenverkehr emissionsärmer. Seine Nutzung erfordert jedoch mehrmaliges Umladen und damit erhöhte Logistik, weshalb solche Modelle bisher wenig angewendet werden. Über die Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen in aktuellen Luftreinhalte-Aktionsplänen berichtete Torsten Nagel vom Ingenieurbüro Lohmeyer. Das Fazit fiel allerdings ernüchternd aus: Selbst wenn nur noch Fahrzeuge mit der besten Abgasnorm in den belasteten Bereichen fahren dürften, könnte die Partikelbelastung der Luft um nicht wesentlich mehr als 20 Prozent reduziert werden. Weitere Verbesserungen sind nur durch Verkehrsverlagerungen zu erreichen.

  Das ALS-Kolloquium wurde auch in diesem Jahr ergänzt durch eine Firmenausstellung, vorwiegend im Bereich Messtechnik. Der aktuelle Tagungsband zum Thema Verkehr und Luftreinhaltung sowie weitere ALS-Jahresberichte können auf der ALS-Homepage abgerufen werden.

uk

 

 

 

KONTAKT

 
                                                                      
Prof. Günter Baumbach
Institut für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen (IVD)/ Abteilung Reinhaltung der Luft
Tel. 0711/685-63489
Fax 0711/685-63491
e-mail: als@ivd.uni-stuttgart.de
> > > www.ivd.uni-stuttgart.de/als

 

 

 
last change: 28.12.06 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart