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Technisches Design als Stuttgarter
Erfolgsmodell

Zu einem Festkolloquium lud das Institut für Konstruktionstechnik und Technisches Design (IKTD) am 29. September in den Pfaffenwaldring 47. Zwei Ereignisse galt es zu feiern: das Fachgebiet Technisches Design an der Uni Stuttgart kann auf 40 Jahre zurückblicken und Prof. Hartmut Seeger, der am Aufbau dieses Fachgebiets maßgeblich beteiligte Designer, vollendete im August sein 70. Lebensjahr*).

  neues CNC-Drehzentrum  

Designbeispiele: hier ein neues CNC-Drehzentrum der Firma Traub von Hartmut Seeger (2003)...

„40 Jahre Technisches Design im Maschinenbau“, betonte der Dekan der Fakultät Maschinenbau, Prof. Engelbert Westkämper, „das ist das Entscheidende“. Hartmut Seeger, Pionier mit Gespür für optimales Design von Form und Funktion und zugleich als Ingenieur um die dazu notwendigen Grundfähigkeiten wissend, habe dem Technischen Design an der Uni Stuttgart ein Gesicht gegeben. Würde es die Ehrenbezeichnung Professor summa cum laude geben, Hartmut Seeger hätte sie verdient, sagte Prof. Alois Breiing, Emeritus der ETH Zürich, in seiner vergnüglichen Laudatio. Zudem verriet er, dass Seeger sein Wissen dank einer Redelautstärke von bis zu 100 Phon (110 schafft ein Presslufthammer) immer verlustfrei an Studierende und Kongressteilnehmer vermitteln konnte und den Unterschied zwischen Kunst und Design wie folgt erklärt: „Kunst darf weh tun, Design nicht!“ „Die strukturelle Integration des Technischen Designs in ein Konstruktionsinstitut kann als Erfolgsmodell betrachtet werden“, erklärte der Leiter des IKTD, Prof. Hansgeorg Binz. Neben Stuttgart gibt es dieses „Erfolgsmodell“ nur noch in Karlsruhe – „als Lehrexport von Stuttgart“ – sowie in ähnlicher Weise in Dresden und Magdeburg.

Design für Bodenseeschiffe

1966 schlug mit der Einstellung von Hartmut Seeger die Geburtsstunde des Technischen Designs an der Uni Stuttgart. Heute hören bis zu 400 Studierende im Grundstudium die Vorlesung „Grundzüge der Maschinenkonstruktion“ und rund 80 besuchen im Hauptdiplom die Vorlesungen Technisches Design I und II, berichtete Prof. Thomas Maier, der ehemalige Schüler, Doktorand und seit 2003 Nachfolger von Hartmut Seeger. Zu Drittmittelgebern aus der Industrie bestand schon immer ein erfolgreicher Kontakt, davon zeugen unter anderem auch die Motorschiffe Graf Zeppelin und Königin Katharina auf dem Bodensee, deren Exterieur und Interieur Design aus Stuttgart stammt. Seit 2004 wird jährlich der Preis für Technisches Design für herausragende Studien- und Diplomarbeiten verliehen, und – „ein wichtiger Meilenstein“ – 2006 wurde das technische Design im Institutsnamen verankert, das sich zuvor Institut für Maschinenkonstruktion und Getriebebau nannte. Ein „Kompetenzzentrum für Technisches Design und Industrial Design Engineering“ hat sich Thomas Maier als wichtiges Ziel für die Zukunft gesteckt. In der Forschungs-Agenda stehen Grundlagenthemen wie etwa die wissensbasierte Usabiltiy-Optimierung für die Mensch-Maschinen-Schnittstelle, ein intelligentes System-Interface-Design sowie neue und adaptive Stellteile.

  das Bodenseeschiff MS Graf Zeppelin  

... das Bodenseeschiff MS Graf Zeppelin (Seeger 1989)...

 

 

 

Optimierte Fahrzeugcockpits

Die Bedeutung des Technischen Designs nimmt im Konsum- und Investitionsgüterbereich ständig zu. Ästhetische, emotionale und Mensch-Maschine-Benutzungsaspekte stehen bei den Kaufentscheidungen immer mehr im Vordergrund. Im Rahmen des Festkolloquiums stellte Dr. Markus Schmid vom Technischen Design einen neuen Bewertungsansatz für Fahrzeugcockpits vor, der auf der Basis einer neutralen Beschreibung unterschiedlicher Cockpits eine objektive und benutzergerechte Bewertung liefern. Ziel, so Markus Schmid, wäre es, in den verschiedensten Automarken immer alles am bekannten Ort vorzufinden. Dr. Jochen Vogel von der DaimlerChrysler AG stellte am Beispiel der neuen Mercedes-Benz S-Klasse das Bedien- und Anzeigenkonzept im Fahrzeugcockpit vor, das unter anderem auf Reduzierung der Komplexität, intuitive Bedienung und Ergonomie setzt. Nutzt der Fahrer beispielsweise die Hilfe des neuen Nachtsichtassistenten, erscheint statt des Tachos im Multifunktionsdisplay das Graustufenbild der Infrarotkamera und die Geschwindigkeit wird als Balken am unteren Displayrand dargestellt.

  neuer Auflageleistenreiniger  

... und für den neuen Auflageleistenreiniger der Firma Trumpf (Thomas Maier mit Mitarbeitern, 2006) gab es den Bundespreis 2006 für hervorragende innovaorische Leistungen.                                 (Fotos: Institut)

Design und Wirtschaftlichkeit

Auf der Grundlage seiner Promotion an der Uni Stuttgart berichtete Dr. Ivan Dudic über die Bedeutung einer optimalen Anordnung des Interfaces von Drehautomaten für die Bedienung sowie für die körperliche und mentale Entlastung des Personals. Dr. Rainer Balzer von der Balzer und Co. GmbH, die Industrieöfen und Wärmebehandlungsanlagen herstellt, ging auf die Punkte ein, die ihm beim Gestalten seiner Produktionsanlagen wichtig sind, wie die optimale Einbindung der Anlage in den Produktionsprozess, hohe Produktionszuverlässigkeit und Betriebssicherheit, Wirtschaftlichkeit und gute Arbeitsplatzergonomie. Sind genügend Geld und Zeit vorhanden, kann das Design parallel zur Produktentwicklung laufen, besser sei aber die zeitsparende, teurere Variante der kontinuierlichen Begleitung durch einen Designer, wusste Dr. Dietmar Traub aus seiner Arbeit bei der Unternehmensberatung Krehl & Partner. Auch ein interdisziplinäres Team könne durchaus gutes Technisches Design entwickeln, sagte er, besonders wenn sich darunter auf diesem Gebiet ausgebildete Ingenieure finden.

Julia Alber

 

 

KONTAKT

 
                                                                      
Prof. Thomas Maier
Institut für Konstruktionstechnik und Technisches Design
Forschungs- und Lehrgebiet Technisches Design
Tel. 0711/685-66060
Fax 0711/685-66219
e-mail: thomas.maier@iktd.uni-stuttgart.de
> > > www.iktd.uni-stuttgart.de/design/

*) Bitte beachten Sie dazu Seite 104.

 

 

 
last change: 28.12.06 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart