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Kolloquium zur Langzeitarchivierung digitaler Bilddaten > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
 
Laser hilft im Kampf gegen Datenverlust

Wenn es um die langfristige Aufbewahrung von Bilddateien oder Scans geht, hängt stets das Damoklesschwert des Totalausfalls über Bibliotheken und Archiven. Deshalb ist es wichtig, digitale Daten zusätzlich auch in nicht-digitaler Form, beispielsweise auf Mikrofilm zu sichern. Zu den innovativen Lösungen auf diesem Forschungsfeld gehört eine laserbasierte Belichtungstechnologie. Sie stand im Mittelpunkt eines Kolloquiums in der Universitätsbibliothek im Juni.

  Schematische Anordnung eines ARCHE-Mikrofilms    

Schematische Anordnung eines ARCHE-Mikrofilms. Nach der Beschreibung des Bestandes und einem Datenbankauszug folgen die für das automatisierte Redigitalisieren optimierten Bilddaten.                                                                        (Foto: Institut)

Rund 100 Fachleute aus dem In- und Ausland dokumentierten das große Interesse an der Tagung, die unter dem Motto „Eine ARCHE zur Rettung digitalen Kulturguts“ stand. „Wir können digitale Daten recherchieren, online verfügbar machen, beliebig multiplizieren und zudem sehr viel leichter generieren als früher. Doch dafür zahlen wir einen hohen Preis“, skizzierte der Leiter der UB, Werner Stephan, die Risiken des digitalen Zeitalters. Denn die Technologie ist außerordentlich komplex – und das mit zunehmender Tendenz. Um digitale Informationen zu erhalten, sei man dazu verdammt, einen „hoch angeregten Zustand ohne Unterbrechung aufrechtzuerhalten“. Dabei würde schon ein kurzzeitiger Totalausfall dieses komplexen Systems die Überlieferungskette für ausschließlich digital gespeicherte Informationen unterbrechen. „Dies hätte den vollständigen Verlust wertvoller Informationen zur Folge“.

Neues Instrument

Als Ausweg aus dem Dilemma stellte Wolfgang Riedel vom Fraunhofer Institut für Physikalische Messtechnik in Freiburg einen neuen Laserbelichter vor, der im Rahmen des Projekts ARCHE entwickelt wurde. Er erlaubt es, digitale Bilddaten mit sehr hoher Genauigkeit und Farbtreue auf alterungsbeständigem Farbmikrofilm zu speichern. Das 32 mal 45 Millimeter große Bildfenster kann in 40 Sekunden mit 10.666 mal 15.000 RGB-Pixeln beschrieben werden. Ein Magazin fasst Filmrollen bis 600 Metern Länge, welche unbeaufsichtigt belichtet werden können. „Mit dem farbtüchtigen Gerät steht der Archivwelt ein neuartiges Konversionsinstrument zur Bestandserhaltung und Langzeitarchivierung analoger und digitaler Daten zur Verfügung“, betonte Riedel. Die Bilddaten sollen trotz prinzipieller Schwächen des Filmmaterials so hochwertig ausbelichtet werden können, dass sie nach einer Rückdigitalisierung vom Mikrofilm weitestgehend mit den digitalen Quelldaten identisch sind.

  Die Software zur Vorbereitung der Daten für den Laserbelichter wurde von Wladimir Schwitin bei der Universitätsbibliothek Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg entwickelt. Sie kombiniert Bilddaten mit beliebigen Metadaten und bereitet sie für die gemeinsame Ausbelichtung auf. Klaus Wendel von der Uni-Bibliothek Stuttgart, der die ARCHE im Auftrag des Landesarchivs Baden-Württemberg inhaltlich betreut, stellte die Software vor und zeigte auch die Zusammenarbeit mit den weiteren Projektpartnern auf. So stellten Einrichtungen des Landesarchivs wie das Hauptstaatsarchiv in Stuttgart, das Generallandesarchiv Karlsruhe und das Staatsarchiv Ludwigsburg, aber auch die Universitätsbibliothek, das Universitätsarchiv sowie das Institut für Leichtbau, Entwerfen und Konstuieren (ILEK) der Uni Stuttgart verschiedenartige Archivalien zur Verfügung. Insgesamt wurden in den Räumen des Ludwigsburger Instituts für Erhaltung rund 6.000 Vorlagen mit einem Datenvolumen von 1,2 Terabyte digitalisiert.

Daten bleiben auf Jahrhunderte verfügbar

„Das ARCHE-Projekt wurde im Sommer 2004 mit großen Ambitionen ins Leben gerufen und fand nun mit dem Kolloquium einen sehr erfolgreichen Abschluss“, bilanzierte Wendel. In den vergangenen zwei Jahren sei es gelungen, den bewährten Mikrofilm mit Hilfe modernster Lasertechnik zu einem idealen Langzeitspeicher für digitale Farbbilder zu machen. „Indem wir die Bilder mit den denkbar geringsten Konversionsverlusten auf ein analoges Medium übertragen, verzichten wir zwar langfristig auf die digitale Struktur. Doch wir haben ein Verfahren gewonnen, das die in den Daten gebundenen Informationen mit außerordentlich hoher Genauigkeit für viele Jahrhunderte verfügbar hält und das Zurücklesen mit einfachsten technischen Mitteln gestattet.“ Dass die Daten dennoch digital nutzbar bleiben, wird durch die an der Universitätsbibliothek Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg entwickelte Software gewährleistet, die die Bilder für eine spätere Rückdigitalisierung optimal vorbereitet.

  Als letzter Redner zeigte David Gubler, Geschäftsführer der Firma MicroArchive Systems GmbH, auf welche Weise und zu welchen Kosten die Technologie ab sofort nutzbar ist. Das Unternehmen wird die Technologie unter dem Markennamen „ArchiveLaser“ vermarkten.

amg

 

 

KONTAKT

 
                                                                      
Klaus Wendel
Universitätsbibliothek Stuttgart
Tel. 0711/685-82536
e-mail: Klaus.Wendel@ub.uni-stuttgart.de
> > > www.ub.uni-stuttgart.de/arche 



 

 

 

 
last change: 28.12.06 / yj
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