Die Zusammenarbeit zwischen dem Stuttgarter Institut für Sozialwissenschaften und dem IEP in Bordeaux hat Tradition: 1980 gab es die ersten gemeinsamen Forschungsprojekte, seit 1998 existiert ein deutsch-französischer Diplomstudiengang. Die gemeinsame Doktorandenschule soll die Kontakte noch vertiefen, zudem trägt sie dem Bologna-Prozess Rechnung, der eine strukturierte Doktorandenausbildung empfiehlt. Das neue Programm sieht Prof. Oscar W. Gabriel*) vom Institut für Sozialwissenschaften als inhaltliche und organisatorische Herausforderung: Die neun Doktoranden des ersten Jahrgangs kommen aus Bordeaux, Grenoble, Paris und Stuttgart.
Gesellschaften in Europa im Vergleich
Als eine „Synthese aus Blockveranstaltungen und Veranstaltungen an der jeweiligen Hochschule“ beschrieb Gabriel das Curriculum der Doktorandenschule. So bietet sie nicht nur Graduiertenseminare und Raum, um die eigene Dissertation vorzustellen, sondern auch eine individuelle Betreuung der Teilnehmer. Ziel der Ausbildung: „Unseren Doktoranden die Kompetenz zu vermitteln, die für eine internationale Forschungskarriere notwendig ist“, erklärte Prof. Gabriel. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt dabei auf dem Vergleich demokratischer Gesellschaften in Europa. Kooperationspartner sind die IEP de Grenoble und Paris sowie die Universitäten Tübingen, Hohenheim, Mann-heim und das dortige Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen. Finanzielle Unterstützung kommt aus Bordeaux und Stuttgart. Die Doktorandenschule arbeitet mit dem seit 2005 bestehenden virtuellen Forschungszentrum Bordeaux-Stuttgart zusammen. „Viel bleibt zu tun, packen wir’s an!“, schloss Prof. Gabriel sein Grußwort und überließ Prof. Robert Lafore vom IEP Bordeaux das Rednerpult, der eigens zur Eröffnung angereist war.
Doktorandenschule ist Nachwuchsförderung
Prof. Wolfgang Schlicht, Prorektor für Lehre und Weiterbildung der Uni Stuttgart, sieht die Aufgabe des Programms darin, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern: „Das ist eine der vornehmsten Aufgaben der Universitäten.“
Als Vertreter der Deutsch-Französischen Hochschule Saarbrücken (DFH) sprach Axel Honsdorf. Die DFH unterstützt die neue Doktorandenschule mit 10.000 Euro jährlich, dazu kommt eine Mobilitätsbeihilfe für die Teilnehmer.
„Europapolitik im Parteienwettbewerb: Ein deutsch-französischer Vergleich“, hatte Prof. Joachim Schild von der Universität Trier seinen Festvortag überschrieben. Laut Schild ist die öffentliche Meinung zur Europäischen Union in beiden Ländern recht ähnlich, Unterschiede fand er auf Parteienebene: So gibt es in Frankreich mehr Parteien, die Europa skeptisch gegenüberstehen als in Deutschland, zudem spielen Europa-Themen im französischen Wahlkampf eine weitaus größere Rolle als hierzulande.
Verena Schickle
*) Für seine Verdienste um die deutsch-französische Zusammenarbeit erhielt Prof. Gabriel am 31. Mai den Orden eines „Officier dans l’Ordre des Palmes Académiques“. Mehr dazu lesen sie auf
Seite 21 in diesem Heft.
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