Am 9. November 2006 verstarb Prof. Dr. Klaus-Werner Hoffmann im Alter von 80 Jahren. Er war von 1962 bis 1989 Ordinarius für Experimentalphysik und Leiter des Instituts für Strahlenphysik der Universität Stuttgart.
Klaus-Werner Hoffmann wurde am 27. Januar 1926 in Brieg (Schlesien) geboren. 1946 legte er in Leverkusen das Abitur ab und studierte dann an der Universität in Mainz. 1952 beendete er sein Physikstudium dort mit einer theoretisch-physikalischen Diplomarbeit und begann am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz mit seiner Doktorarbeit. 1954 ging er an die Universität Göttingen, wo er 1957 promovierte und sich 1960 mit einer Arbeit zum b-Zerfall und Kernisomerie, ausgeführt mit einem 4π-Anthrazen-Spektrometer, habilitierte.
1962 erhielt er den Ruf als außerordentlicher Professor und 1963 als ordentlicher Professor auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Kernphysik an der damals noch Technischen Hochschule Stuttgart. Die Berufung war verbunden mit der Leitung des Instituts für Strahlenphysik. Sie sollte eine Erweiterung des Lehrangebots sowie eine Ergänzung zur bereits intensiv in Stuttgart vertretenen Festkörperforschung beinhalten. Dadurch ergab sich für Prof. Hoffmann, dass er neben seiner Lehr- und Forschungsarbeit auch noch die umfangreichen Baumaßnahmen für den Institutsneubau in Vaihingen auf der grünen Wiese zu betreuen hatte. Es gelang ihm gegen den starken Widerstand der Entscheidungsgremien, als kernphysikalischen Beschleuniger das neuartige DYNAMITRON aus den USA in einem sehr speziell dafür eingerichteten Gebäude aufzubauen. Dieses Gerät konnte weltweit einmalig intensive Strahlströme produzieren.
In der Lehre stach Prof. Hoffmann mit seinem ausnehmend guten Vortragsstil hervor. Er brachte den Studierenden in Spezialvorlesungen die Kernphysik klar verständlich und gut gegliedert nahe und legte im Praktikum besonderen Wert auf verständliche und beeindruckende Versuche. In der Forschung bewegte sich doppelgleisig. Mit dem Beschleuniger wurde in den Bereichen Neutronenstreuung, astrophysikalisch relevante Kernreaktionen, Stoßanregung mit Ionenstrahlen in Gasen, Teilchenstrahlanregung in Granat-Kristallen geforscht. Ohne den Beschleuniger wurde in den Bereichen Kernspektroskopie, isomere Kernanregungszustände, Elektroneneinfang bei Kernen, Beta-Zerfall, Mößbauer-Effekt und Ionisation der Atomhülle mit b-Strahlen gearbeitet. In theoretischer Hinsicht hatte Prof. Hoffmann gewünscht, dass der 1966 neu berufene Theoretiker Prof. Weidlich ihn dabei unterstützen solle. Dies führte zu einer stets erfreulichen Zusammenarbeit, aus der auch einige gemeinsam betreute, theoretische Doktorarbeiten hervorgingen.
Bei seinen Kollegen und in der Fakultät Physik war Prof. Hoffmann besonders beliebt wegen seiner weitsichtigen, ausgleichenden und stets den objektiven Sachverhalt betonenden Denkweise. Aus diesem Grund wurde er auch weit über die Fakultät Physik hinaus bekannt und geschätzt. Von März 1971 bis März 1973 war er Prorektor der Universität Stuttgart.
Klaus-Werner Hoffmann bleibt seinen Kollegen, Mitarbeitern und Schülern als stets gefasster und konzilianter Mensch in Erinnerung. Er war ein Ordinarius konservativer Schule, der die Kernphysik an der Universität Stuttgart in vorbildlicher Weise vertreten hat.
Wolfgang Weidlich, Berndolf Fischer
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