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Der erste Juniorprofessor an der Uni Stuttgart heißt Markus Lippitz. Seit Dezember 2006 hat der 34-jährige Physiker, der sich mit ultraschneller Optik und Spektroskopie beschäftigt, am 4. Physikalischen Institut der Uni eine Professur für Experimentalphysik inne. Das Labor mit Lasern, Spektrometern und Optiken stellt ihm das Max-Planck-Institut für Festkörperforschung (MPI) in Büsnau zur Verfügung, wo er als Nachwuchsgruppenleiter integriert ist.
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Von einer Win-Win-Situation für beide Seiten und einer Stärkung der Zusammenarbeit, die auch im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes befürwortet werde, sprechen Prof. Klaus Kern, Direktor der Abteilung Nanowissenschaften am MPI, und Prof. Harald Gießen vom 4. Physikalischen Institut. Und der Juniorprofessor? Markus Lippitz freut sich, dass er nun für maximal sechs Jahre „schöne Forschung“ machen kann und im Rahmen von vier Semesterwochenstunden Studenten der Physik in die Kurzzeitspektroskopie und Nanooptik einführt. „Die Alternative wäre eine Assistentenstelle gewesen“, räumt Lippitz ein, doch dann „hätte ich einen Chef, der mir sagen würde, was ich tun muss“. So schätzt er es, in „frühen Jahren schon so selbstständig arbeiten zu können“. Die fehlende Habilitation sieht Markus Lippitz nicht als Hürde für spätere Berufungsverfahren, müsse man da doch überzeugen können und zeigen, dass auch andere die eigene Arbeit positiv beurteilen und dafür sogar Geld geben.
Ultraschnelle Schwingung im Visier
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Vision Nano-Movies: Dadurch könnte es beispiel-sweise möglich sein, die Faltung eines Proteins, das man mit zwei Gold-Nanokolloiden versehen hat, direkt zu beobachten.
(Abb.: Institut)
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Nach dem Studium in Marburg und Mailand promovierte Markus Lippitz in Mainz – suma cum laude – über ein Thema am Schnittpunkt von Einzelmolekülspektroskopie und Biophysik. Es folgten Postdoc-Jahre in den Niederlanden und Mainz, nun forscht Lippitz in Stuttgart im Bereich der ultraschnellen Nanooptik. Er beschäftigt sich unter anderem mit Gold-Nanokugeln mit 50 Nanometern Durchmesser; diese sind eine Million mal kleiner als eine fünf Zentimeter große Kugel. Durch einen Laserpuls schlagartig erhitzt, schwingen diese Gold-Nanokugeln im 100 Femtosekundenbereich – Licht, das in einer Sekunde 300.000 Kilometer zurücklegt, schafft in dieser Zeit gerade mal den Durchmesser eines Haares. Um diese ultraschnelle Schwingung zu erfassen, nutzt Lippitz Laserpulse, die einem Kamera-Blitz oder Stroboskop-Puls vergleichbar die Kugel ständig beobachten und so schließlich einen Film der Schwingungen liefern. Die Zukunftsidee hinter dieser Forschung: Bringt man beispielsweise zwei Nanokugeln an einem Protein an, so könnte es möglich werden, den Faltungsvorgang der Proteine in der Zelle zu verstehen und somit letztendlich den durch Fehlfaltungen verursachten Krankheiten auf die Spur zu kommen.
Insgesamt sechs Jahre lang kann Markus Lippitz nun forschen, lehren und – sich abwerben lassen. Klaus Kern nimmts locker: „Das entspricht dem Prinzip des MPI, jungen Leuten eine Chance zu geben“, sagt er. Harald Gießen trägt seinen Teil dazu bei, macht er Lippitz doch durchaus auf ausgeschriebene Professorenstellen aufmerksam. Allerdings, räumt Gießen ein, die Tendenz gehe dahin, Juniorprofessoren zu halten. Markus Lippitz weiß auf jeden Fall: „Wenn mir jemand eine richtige Professur geben würde, dann würde ich das machen.“
Julia Alber
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