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In der Zentralen Studienberatung ist der Blick in die Zukunft wichtig. Als ein echtes Beratungsthema sieht Sigrid Eicken dort die berufliche Orientierung.
(Foto: Eppler)
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Immer auf dem neuesten Stand sein, das bedeutet: „Wir müssen uns überall umhören“, erklärt die Leiterin der Zentralen Studienberatung (ZSB) der Uni Stuttgart. Es gilt, Trends von handfesten Neuigkeiten zu unterscheiden und diese dann so aufzubereiten, dass „es jeder versteht“ – ob für Broschüren oder das Internet. Kurzfristig auf neue Gegebenheiten reagieren und entsprechende Angebote entwickeln, Sigrid Eicken und ihr Team sind flexibel.
„Bei uns wird alles nachgefragt“
Vor Semesterbeginn und Bewerbungsschluss herrschen in den Räumen in der Geschwister-Scholl-Straße 24 C heiße Zeiten. Selbst dann kann Sigrid Eicken jedoch stolz vermelden, dass per e-mail eingehende Anfragen meistens noch am selben Tag beantwortet werden. Dominieren zu Studienbeginn Fragen nach der Studienorganisation, dem Stundenplan, zu Prüfungen oder Lerntipps, so finden sich während des Anfangssemesters die ersten Zweifler in der Studienberatung ein, später Studierende mit Problemen aller Art, ob Krankheit, Familie, eine verpatzte Prüfung oder gar der drohende Verlust eines Prüfungsanspruchs. Aktuell haben Fragen nach Studiengebühren und Darlehen Konjunktur, prinzipiell aber gilt: „Bei uns werden alle Themen nachgefragt“, verrät Sigrid Eicken.
Hilfe bei der Studienwahl
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Studium nicht abgebrochen und zügig absolviert wird, ist höher, wenn man sich vorher gut informiert oder Hilfe bei der Studienwahl in Anspruch nimmt. Allerdings räumt Sigrid Eicken ein: „Auch eine noch so gute Beratung kann nicht davor schützen, dass es nachher nicht doch vielleicht schwierig wird.“ So etwa, wenn die Arbeit im Chemielabor zur Realität im Biologiestudium wird. Eine Entscheidung korrigieren, findet Sigrid Eicken daher „voll in Ordnung“, zumal die Beraterin weiß, dass dann die endgültige Wahl aufgrund der ersten Einblicke oft viel leichter fällt.
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Mit Begeisterung spielt die Hornistin seit 1994 im Akademisch-en Orchester der Uni Stuttgart
(Foto: Akademisches Orchester)
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Motiven und Wünschen auf der Spur
Rund 6.000 persönliche Beratungsgespräche pro Jahr, nicht mitgezählt die vielen Gruppenberatungen und Informationsveranstaltungen an der Universität, an Schulen und bei Messen – die ZSB ist sehr gefragt. Wer in Sigrid Eickens Büro Platz nimmt auf der Suche nach einem Studienplatz mit sicherer Jobperspektive, dem sagt sie klar und deutlich: „Es gibt keine Sicherheit“. Wichtig ist ihr, dass man ein Fach wählt, das einem liegt. Studieninteressierte, die etwa mit einem Lehramtsstudium als Notlösung liebäugeln, warnt sie: „Sie werden nicht glücklich und Ihre Schüler werden nicht glücklich.“ Oft schickt sie die Jugendlichen auch mit der „Hausaufgabe“ heim, offen und ehrlich ihre Motive und Wünsche zu hinterfragen. Ganz „Unwissenden“ rät sie zu einem der Workshops zur Studienorientierung. Und was rät sie jemandem, der sein Herz an eine Geisteswissenschaft verloren hat? „Ich würde niemandem abraten“, sagt Sigrid Eicken, „schenke den Leuten aber reinen Wein ein und warne sie, dass in diesen Fächern die Berufsbilder nur wenig konkret sind und man das Studium um weitere Bausteine wie Praktika, Auslandsaufenthalte, ehrenamtliches Engagement ergänzen sollte, um seine individuelle Berufswahl zu konkretisieren und die Chance auf eine adäquate Stelle zu erhöhen.“
Ohne sie geht es nicht: Netzwerke und Kooperationen
Bisher waren etwa zwei Drittel der Ratsuchenden der Zentralen Studienberatung Studieninteressierte. Seit zwei Jahren verzeichnet die Beratungsstelle jedoch einen Trend hin zu mehr Studierenden. „Wahrscheinlich hat es sich herumgesprochen, dass es uns gibt“, schmunzelt Sigrid Eicken, weiß aber sehr wohl um die Wirkung der vermehrten Werbung der ZSB und um ihr Faible für Netzwerke und Kooperationen. „Wir können nicht alles wissen, aber wir müssen wissen, wohin wir die Ratsuchenden gegebenenfalls schicken können – innerhalb und auch außerhalb der Uni“, erklärt sie. Das Team der Zentralen Studienberatung pflegt daher unter anderem eine gute Zusammenarbeit mit dem Studiensekretariat sowie mit den Fakultäten und deren Studiendekanen und Fachstudienberatern, wie auch mit dem BAföG-Amt, Schwangerschaftsberatungsstellen oder der psychologischen Beratungsstelle. Eine Idee von Sigrid Eicken, die sich vielleicht einmal in Form einer Broschüre realisiert, ist, „die Beratungs- und Servicestellen der Universität transparenter machen“. Wer weiß schon zum Beispiel, mit welchen Anliegen man zu einem Fachberater an den Fakultäten geht, dass die psychologische Beratungsstelle des Studentenwerks Lernseminare anbietet, das Gleichstellungsreferat Frauen in den verschiedensten Lebenslagen berät oder die Wissenschaftliche Weiterbildungsstelle auch interessante Kurse für Studierende anbietet?
Die neuen BA-Studiengänge verkürzen nämlich die Zeit, die den Studierenden zur Entscheidungsfindung bleibt, und machen damit diesen schwierigen Prozess nicht gerade leichter. Dementsprechend vermittelt das Angebot STUDIUM-PRAKTIKUM-BERUF der Zentralen Studienberatung nicht nur Praktika für Studierende der Geisteswissenschaften, sondern berät in allen Fragen rund um die berufliche Orientierung. „Es wäre wünschenswert“, so Sigrid Eicken, „dieses Beratungsangebot auch auf andere Studiengebiete ausweiten zu können.“ Flexibel und immer am Puls der Zeit rechnet sie damit, dass „mit Einführung der Studiengebühren wohl mehr Service erwartet“ wird und denkt zusammen mit ihrem Team schon mal über noch umfangreichere Beratungszeiten nach.
Hornistin mit Leib und Seele
In der Freizeit, da hat bei Sigrid Eicken die Musik das Sagen – „ein ganz wichtiges und großes Hobby“, das sie schon ihr ganzes Leben begleitet. Als Schülerin hat sie Konzerte organisiert und als Studentin an der Uni Hohenheim zusammen mit anderen Musikfreunden das Uniorchester aufgebaut, zu dessen 20-jährigem Bestehen sie erst kürzlich eingeladen war. „Mit Leib und Seele“ spielt die Hornistin seit 1994 im Akademischen Orchester der Uni Stuttgart, „einem tollen und vielseitigen Orchester“, wie Sigrid Eicken betont, deren Weg vom Arbeitsplatz zur Probe gerade mal über die Straße führt. Vier Jahre lang war sie Vorsitzende des Fördervereins des Akademischen Chores und Orchesters (FACOUS), und sie hat auch eine Konzerttournee organisiert – nach Oregon. Wenn ihr neben ihrer vielseitigen Arbeit und dem geliebten Hobby noch Zeit bleibt, wandert Sigrid Eicken gerne und sie ist eine „sehr engagierte Tante“ von vier Neffen und einer Nichte. Einen Garten hätte sie gerne, aber „im Moment wäre es mir zuviel, das verschiebe ich, bis ich in Rente bin“.
Julia Alber
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