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Dass der Artikel der Genusbezeichnung von Substantiven dient, weiß jeder Schüler. Dass er aber auch viele andere Funktionen erfüllt, die auf den ersten Blick kaum auffallen, ist nur wenigen bekannt. Das aus dem Lateinischen entlehnte Wort Artikel bedeutet soviel wie Gelenkwort und bezeichnet eine Wortart, die identifiziert: der Mann, statt irgendein Mann beziehungsweise individualisiert: der Mann und nicht der andere oder generalisiert: der Mann, statt die Männer.
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Die Teilnehmerinnen des Seminars „Definitheit“ beschäftigten sich mit den Funktionen des bestimm-ten Artikels in neun verschiedenen Sprachen.
(Foto: Institut für Linguistik/Germanistik)
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Im Rahmen des von Professor Klaus von Heusinger geleiteten Seminars „Definitheit“ beschäftigten sich die Teilnehmerinnen speziell mit den Funktionen des bestimmten Artikels. Gleichzeitig wurde ein neues didaktisches Konzept praktiziert: Jeder Teilnehmer übernimmt eine Sprache und untersucht sie in Bezug auf das zu bearbeitende Thema, so wird das erworbene Wissen direkt auf die verschiedenen Sprachen angewendet. Die Studentinnen sammelten Daten, befragten Muttersprachler, werteten schließlich das gesammelte Material aus und stellten ihre Ergebnisse den Beteiligten vor. Nicht in allen Sprachen gibt es Artikel, zum Beispiel sind Russisch und Georgisch artikellose Sprachen, hier ergibt sich die Bestimmtheit vor allem durch die Wortstellung. Die Seminarteilnehmerinnen stellten fest, dass sich im Chinesischen, einer bisher artikellosen Sprache, gerade ein Artikel zu entwickeln beginnt. Sie untersuchten bei Sprachen, die einen Artikel besitzen, seine Funktionen, wie zum Beispiel im Hebräischen, und versuchten, bei den Sprachen, die wie Mazedonisch zwei bestimmte oder wie Usbekisch und Maori zwei unbestimmte Artikel aufweisen, die Unterschiede zwischen den Artikeln herauszufinden.
In einem studentischen Workshop präsentierten die Studentinnen ihre Ergebnisse unter praxisbezogenen Bedingungen vor einem Fachpublikum, zu denen Dozenten ihres Fachbereichs und anderer Unis gehörten. Jedem studentischen Vortrag folgte eine Diskussion, die das Thema vertiefte und um neue Inhalte bereicherte. Das direkte Feedback von den Dozenten gab den Referenten zusätzliche Anregungen für die weitere Ausarbeitung ihrer Themen. Zudem gaben Vorträge der Dozenten Einblicke in die Besonderheiten der Skandinavischen Sprachen und des Bayerischen. Dieses begnügt sich nämlich nicht wie Hochdeutsch nur mit einem bestimmten Artikel, die Bayern benutzen zwei bestimmte Artikel.
Diana Venneri
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