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Im Schaltzentrum der Macht

Marie Müller studiert Germanistik und Geschichte an der Universität Stuttgart mit dem Abschluss Magister als Ziel. Vor zweieinhalb Jahren hat sie sich um ein Praktikum bei der Presseabteilung des Deutschen Bundestages beworben, nach einem halben Jahr bekam sie dann die Nachricht, dass sie vom 19. Februar bis 31. März 2007 beim Ausschuss für Kultur und Medien als Praktikantin tätig sein kann. Hier ihr Erfahrungsbericht.

Marie Müller  

Marie Müller hat bei ihrem Praktikum beim Ausschuss für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag viel gelernt.
                                                      (Foto: privat)

Die Sicherheitskontrollen sind enorm und die Architektur beeindruckend. Überall wichtige Leute und noch wichtigere, geheime Akten - und ich mittendrin.

  Gute Praktikumsplätze sind heiß begehrt und somit rar, das ist natürlich kein Geheimnis. Vor mehr als zwei Jahren hatte ich meine Bewerbung abgeschickt, nichtsdestoweniger freute ich mich über die Zusage für ein sechswöchiges Praktikum in Berlin beim Ausschuss für Kultur und Medien des Bundestages. Mein Kopf rief sofort das Bild vom imposanten „Band des Bundes“ auf, von Kameras und Polizei umgeben und von Bundeskanzlerin Merkel, die wichtige Gesetzesvorlagen im Plenum verabschiedet. Die Realität sah dann doch ein klein wenig anders aus. Es laufen tatsächlich eine Unmenge wichtig aussehender Menschen in den Bundestagsgebäuden umher und die Bundeskanzlerin ist de facto eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Doch hier passt das alte Sprichwort, dass die Dinge nach genauer Betrachtung oft mehr Schein als Sein sind.

  Der Ausschuss für Kultur und Medien ist einer von 26 Ausschüssen des Deutschen Bundestages, deren Aufgabe im Allgemeinen darin besteht, über Gesetzesvorlagen zu beraten und vor der Beschlussfassung zu einem mehrheitsfähigen Kompromiss zu finden. Die Abgeordneten des Kultur- und Medienausschusses und des Unterausschusses für Neue Medien beschäftigen sich mit allen kultur- und medienpolitischen Belangen von Bund und Ländern.

  Behandelt wurden in der Zeit meines Praktikums beispielsweise die Planung und Durchführung eines Konzeptes zur Erinnerung an die Berliner Mauer, die Entstehung von Mediennetzwerken oder auch das Thema der ansteigenden Computerkriminalität – hierzu wurden Experten aus der IT-Branche eingeladen, die offene Fragen der Abgeordneten beantworteten.

  Durch meine Arbeit im Bundestag konnte ich miterleben, wie die Ausschüsse organisiert sind. Alles, von der Abgeordneten-Einladung zu einer Sitzung, über die Saalanmietung, bis hin zur Nachbereitung der stattgefunden Gespräche, ist Sache des jeweiligen Sekretariats. Obgleich Geheimhaltung oberste Priorität hat – die meisten Ausschusssitzungen finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt –, lässt sich über den Ablauf solcher Debatten sagen, dass sie weitaus weniger geregelt ablaufen, als anzunehmen ist. Nicht selten fehlt die Hälfte der Ausschussmitglieder, die Anwesenden essen, laufen umher, telefonieren und unterhalten sich geräuschvoll mit dem Nachbarn. Oftmals muss der Vorsitzende lautstark zur Ordnung rufen, um einen Tagesordnungspunkt anzubringen.

  Die Abgeordneten, die Minister und das Gehabe um den „Mittelpunkt der Macht“ haben sich nach der ersten Zeit sozusagen entmystifiziert. Mein Praktikum gab mir Einblicke in die Politik und ihre Hintergründe, wirkte teilweise desillusionierend, gewährte mit jedoch alles in allem einen Blick hinter die Kulissen, den ich nicht missen möchte.

Wege zum Praktikum

Für alle Praktikumsplätze beim Deutschen Bundestag gilt, eine lange Vorlaufzeit (mindestens sechs Monate) einzuplanen. Ansprechpartnerin für Praktikumsanfragen ist Cornelia Reetz Tel. 030/227 30251. Auf www.bundestag.de/interakt/jobs Karriere/praktikum.html gibt es ein Informationsblatt über Praktika, das nützliche Hinweise enthält. Wenn man bei einem Abgeordneten hospitieren möchte, sollte man sich direkt an den jeweiligen Kandidaten seines Wahlkreises wenden.

Wer selbst ein interessantes Praktikum absolviert hat und darüber berichten möchte, wie er den Praktikumsplatz bekommen hat, welche Vorraussetzungen notwendig waren und welche Erfahrungen er beziehungsweise sie gesammelt hat, melde sich unter birgit.vennemann@verwaltung.uni-stuttgart.de.

 

 

 
last change: 30.06.07 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart