Nach einer 2006 erschienenen Studie des EU-Hochschulbüros Hannover-Hildesheim schnitt Stuttgart bei der EU-Förderung sogar als erfolgreichste deutsche Hochschule überhaupt ab. Demnach lag Stuttgart sowohl in der absoluten Akquise von EU-Fördermitteln (35,2 Millionen Euro) als auch bei den Einwerbungen pro Professor (137.500 Euro) auf Platz eins. Besonderes Profil zeigte die Uni dabei im Programm „Nachhaltige Entwicklung“, auf das alleine 10,8 Millionen Euro entfielen. Aber auch auf den Feldern „Politikorientierte Forschung“, „Klein- und mittelständische Unternehmen“ und „Informationsgesellschaft“ konnte sich Stuttgart hervorragend behaupten.
Die bisherigen Forschungsthemen werden im Rahmen des siebten RP im Wesentlichen fortgeschrieben und über vier Programmlinien gefördert. Schwerpunkte sind die Bereiche Gesundheit, Nano- und Materialwissenschaften und neue Produktionsverfahren, Informations- und Kommunikationstechnologien, Energie, Umwelt und Klima, Verkehr und Raumfahrt. Neu ist dagegen, dass mit der Gründung des Europäischen Forschungsrats erstmals auch die Grundlagenforschung stärker berücksichtigt wird. Im Rahmen der Programmlinie „Ideen“ laufen die ersten Ausschreibungen, die den Aufbau unabhängiger Nachwuchsteams zum Ziel haben. Für die Bewertung der Anträge wird zum einen die Exzellenz des Projektes herangezogen, die sich am wissenschaftlichen Wert, dem Innovationsgrad, methodischen Fragen sowie an der Durchführbarkeit des Forschungsvorhabens bemisst. Aber auch das Renommee der Antragsteller aufgrund von Forschungsleistungen während und nach der Promotion spielt eine Rolle.
Gewachsenen Stellenwert haben auch die europäischen Technologieplattformen, deren Ziel es ist, künftige Forschungsvorhaben bereits in der Ausschreibungsphase bestmöglich auf die Bedürfnisse der betroffenen Zielgruppen in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und sonstigen Organisationen abzustimmen. Aus der Arbeit dieser Plattformen resultiert die Agenda der Forschungsthemen, die im siebten EU-Rahmenprogramm finanziert werden sollen. An den Plattformen zu den Themen „Manufuture“ (Prof. Engelbert Westkämper), „Industrial Safety“ (Prof. Aleksandar Jovanovi´c) und „Photonics21“ (Prof. Thomas Graf) ist die Uni Stuttgart maßgeblich beteiligt*). „Die Technologieplattformen werden ein Kristallisationspunkt für zahlreiche weitere EU-Forschungsprojekte an der Uni Stuttgart sein“, ist der Prorektor Forschung und Technologie, Prof. Wolfgang Osten, überzeugt.
Neuland beim Thema Finanzen
Neuland erwartet die Antragsteller beim Thema Finanzen. So wurde das bisherige Zusatzkostenmodell aufgegeben zugunsten einer Förderung, die auf die gesamten Projektkosten abhebt. Damit wird es zwar möglich, auch indirekte Kosten wie etwa die Gehälter festangestellter Mitarbeiter oder Telefon- und Kopierkosten anzurechnen. Andererseits stellt das Verfahren hohe Ansprüche an das Rechnungswesen. Durch die Umstellung der Uni-Buchhaltung vom kameralistischen auf das kaufmännische System und die Einführung der SAP-Software wurden hierfür wichtige Voraussetzungen geschaffen.
Zudem variieren die Förderquoten danach, ob die Aktivitäten in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Management und Training, Demonstration oder Koordinierung und Unterstützung angesiedelt sind. „Um auf die optimale Förderung zu kommen, ist es wichtig, bei den Projekten einen günstigen Mix an Aktivitäten hinzukriegen und möglichst fest angestelltes Personal einzubeziehen“, sagt Stefan Wesner, der die EU-Projektanträge am Höchstleistungsrechenzentrum koordiniert. Generell empfiehlt der Praktiker, sich zunächst über die Datenbank CORDIS einen Überblick über die aktuellen Ausschreibungen zu verschaffen und durchaus auch in angrenzenden Bereichen zu suchen. Wichtig sei zudem der persönliche Kontakt zu Mitgliedern anderer Initiativen. Solche Netzwerke bilden sich allerdings oft über Jahre. „Für EU-Neueinsteiger ist das sicher das größte Problem“, meint Wesner.
Zentrales Serviceangebot verbessert
Wenn es um Antragsmodalitäten, Vertragsfragen und die Koordination von Projektanträgen geht, finden EU-Aspiranten in der zentralen Verwaltung der Uni Unterstützung. Um jene Institute, die sich mit den komplizierten Anträgen bisher schwertun, besser zu unterstützen, wurde das Serviceangebot des EU-Forschungsreferats in den letzten Monaten ausgebaut. So bietet das erweiterte Forschungsportal im Internet jetzt neben laufend ergänzten Detailinformationen zum siebten RP auch Links zu den aktuellen Ausschreibungen. Im Januar erschien erstmals ein Newsletter mit den aktuellen Calls, der über Forschungsthemen, Budgets und Deadlines informiert. Und im März startete eine Veranstaltungsreihe, in deren Rahmen Experten unter anderem über Fragen der strategischen Antragsplanung, die neuen Kostenmodelle und über die Antragsregeln informieren werden.
amg
*) Mehr zu den EU-Technologieplattformen an der Uni Stuttgart lesen Sie in folgendem Artikel.