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Weichenstellung für künftige Forschungsthemen

Was kann die Forschung zur Wertschöpfung in der Wirtschaft beitragen? Wie bekommt man unabsehbare Gefahren neuer Technologien in den Griff? Und welche Perspektiven eröffnet die Photonik für Laseranwendungen in Industrie, Medizin oder Telekommunikation? Fragen wie diese stehen im Mittelpunkt der drei EU-Technologieplattformen, an denen die Uni Stuttgart beteiligt ist. Die Expertengruppen erarbeiten die Forschungsthemen, die künftig von der Europäischen Union gefördert werden.

Plattform „Manu-future“

 

Zielt auf eine neue Generation von Produktions-systemen: Plattform „Manu-future“.                                     (Foto: manufuture)

 

 

 

„In der Vergangenheit erfolgten EU-Ausschreibungen oft ein wenig an den Bedürfnissen der betroffenen Zielgruppen vorbei“, beschreibt Prof. Aleksandar Jovanovi´c vom Forschungsschwerpunkt Risiko und nachhaltige Technikentwicklung (ZIRN) an der Uni Stuttgart ein Problem der bisherigen EU-Rahmenprogramme. Um Abhilfe zu schaffen, setzt die Europäische Union im 7. Rahmenprogramm auf das Feedback so genannter Technologieplattformen. In den mehrere Arbeitsgruppen umfassenden Netzwerken diskutieren Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und öffentlichen Institutionen, welche Themen in den nächsten fünf bis 20 Jahren erforscht werden sollen. „Dadurch können die Ausschreibungstexte der EU- Kommission besser auf die Bedürfnisse der Zielgruppen abgestimmt werden“, sagt Jovanovi´c.

  Der gebürtige Serbe, der über USA, Frankreich und Italien nach Stuttgart kam, koordiniert zusammen mit dem Franzosen Olivier Salvi und dem Engländer Richard Gowland die Technologieplattform „Industrial Safety“. Die rund 300 Beteiligten thematisieren die bisher unbekannten beziehungsweise neu zu betrachtenden Risiken, mit denen eine moderne Gesellschaft durch den Einsatz neuer Technologien konfrontiert wird. Ingenieurwissenschaftliche Aspekte spielen dabei ebenso eine Rolle wie die soziologische Fragestellungen, etwa nach der Akzeptanz einer Innovation. Zu diesem Zweck und als Unterstützung der Technologieplattform wurde im Oktober 2006 das „European Virtual Institute for Integrated Risk Management“ (EU-VRi) ins Leben gerufen. Gründungsmitglieder sind die Uni Stuttgart, die Steinbeis-Stiftung und Forschungs- und Industriepartner aus Belgien, Italien und Ungarn. Dazu kommen rund 20 weitere Partner aus ganz Europa. Die Wissenschaftler wollen unter anderem ein Europäisches Netz zur Überwachung bisher unbekannter Industriegefahren aufbauen. Angedacht ist auch eine Art „Safetypedia“, in dem sich „Otto Normalverbraucher“ über Auswirkungen neuer Verfahren wie etwa der unterirdischen Kohlendioxid-Einlagerung informieren kann.

 
 

Simulation, Faserendfläche und Strahlprofile

 
Prof. Wolfram Ressel (rechts) gratuliert dem neuen Ehrendoktor Reint de Boer

Die Faserentwicklung mit kohärent gekoppelten Wellenleitern ist ein wichtiges Forschungsgebiet der Technologieplattform „Photonics21“. Das Bild zeigt Simulation, Faserendfläche und Strahlprofile.
                                                                             (Foto: IFSW)

  Nicht weniger als das Überleben einer wettbewerbsfähigen Produktion in Deutschland und Europa steht im Mittelpunkt der Plattform „Manufuture“, an der Prof. Engelbert Westkämper, Leiter des Instituts für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF) der Uni sowie Stuttgarter Fraunhofer-Institut IPA, maßgeblich beteiligt ist. Bereits im Herbst definierte die Gruppe für 27 Sektoren der verarbeitenden Industrie so genannte „Roadmaps“. Diese beinhalten innovative Produkte, Fabriken höchster Leistung und eine europäische Produktionskultur, effiziente Kooperationen in Netzwerken, auf Wissen basierendes digitales Engineering sowie Prozesse oberhalb heutiger Leistungsgrenzen. Sie sollen den Weg zu einer neuen Generation von Produktionssystemen aufzeigen. Einige Aktionen sind bereits in der ersten Ausschreibung des 7. Rahmenprogramms enthalten. „Wenn wir jetzt die Weichen falsch stellen würden, könnte das verheerende Folgen für Europa haben und die Abwanderung von Arbeitsplätzen massiv beschleunigen“, unterstreicht Westkämper die Bedeutung der Plattform.

  Mehr als 500 Akteure der Optischen Technologien aus Industrie und Forschung vereinigt die Technologieplattform „Photonics21“. Auch Wissenschaftler der Uni Stuttgart engagieren sich unter der Federführung von Prof. Thomas Graf vom Institut für Strahlwerkzeuge (IFSW) innerhalb verschiedener Arbeitsgruppen. Über zwei Millionen Jobs, das sind 16 Prozent aller Arbeitsplätze, hängen europaweit direkt oder indirekt von der Photonik ab. Um das hoch innovative, stark wachsende Technologiefeld weiter voranzutreiben, gilt es unter anderem, die Lasertechnologie weiter zu entwickeln. So arbeitet das IFSW nicht nur an neuen Laserstrahlquellen mit höherer Leistung und verbesserter Strahlqualität, sondern erforscht auch neuartige optische Fasern für die Strahlübertragung von Hochleistungslasern künftiger Generationen. „Die Strahlqualität beim Scheibenlaser wird immer besser, und die derzeit zur Verfügung stehenden Fasern spielen in naher Zukunft nicht mehr mit“, skizziert Graf die Herausforderungen. Neben der Verbesserung der Strahlführung und -formung sowie Anpassung von optischen Komponenten sollen gleichzeitig die Fertigungstechnologien im Bereich der Mikro- wie Makromaterialbearbeitung weiter optimiert werden. Dazu stehen unter anderem die Prozessdiagnostik und -kontrolle im Fokus der künftigen Forschungsaktivitäten.

amg

 

 

KONTAKT

 
                                                                      
Prof. Aleksandar Jovanovi´c
Technologieplattform „Industrial Safety“
Tel. 0711/18139781
e-mail: aleksandar.jovanovic@sowi.uni-stuttgart.de
 > > > www.industrialsafety-tp.org

Prof. Engelbert Westkämper
Technologieplattform „Manufuture“
Tel. 0711/970-1100
e-mail: Engelbert.Westkaemper@iff.uni-stuttgart.de
 > > > www.manufuture.de

Prof. Thomas Graf
Technologieplattform „Photonics21“
Tel. 0711/685-66841
e-mail: graf@ifsw.uni-stuttgart.de
 > > > www.photonics21.de

 

 

 

 
last change: 30.06.07 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart