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Stadtgestaltung in der Globalisierung

Dass die Wirkungen aus sich intensivierenden internationalen Verflechtungen und Abhängigkeiten gerade an der Gestalt der Städte nicht spurlos vorübergehen können, mag kaum einer bezweifeln. Allein die Frage, wie die Globalisierung die Städte prägt, ist nicht einfach zu beantworten. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, veranstaltete das Städtebau-Institut der Universität Stuttgart im November 2006 ein Symposium, das dem Gedenken Antero Markelins*), dem 2005 verstorbenen, langjährigen Hochschullehrer des Städtebau-Instituts, gewidmet war.

Interessant ist die Frage, wie sich die Stadt unter den Bedingungen der Globalisierung verändert, schon allein deswegen, weil jede Stadt unterschiedlich und jede ein komplexes Gebilde ist. Städte werden geprägt von Vergangenheit und Gegenwart, lokalen Traditionen und globalen Orientierungen, die sich kaum in einem Schema von Ursachen und Wirkung fassen lassen.

 
 

Uwe S. Brandes, Jochem Schneider, Sigrun Lang, Franz Pesch, Kerstin Höger, Peter de Bois, Eckhart Ribbeck (von links nach rechts)

 
Prof. Wolfram Ressel (rechts) gratuliert dem neuen Ehrendoktor Reint de Boer

Soll die Stadtgestaltung die Herausforderung der Globalisierung annehmen? Diese Frage diskutierten Uwe S. Brandes, Jochem Schneider, Sigrun Lang, Franz Pesch, Kerstin Höger, Peter de Bois, Eckhart Ribbeck (von links nach rechts).                 (Foto: Institut)

 

Prof. Wolfram Ressel (rechts) gratuliert dem neuen Ehrendoktor Reint de Boer

... „den Tiger reiten“?

Dass es nicht unumstritten ist, Stadtgestaltung unter dem Gesichtspunkt der Globalisierung den neuen Kraftverhältnissen unterzuordnen, wurde in der abschließenden Podiumsdiskussion deutlich. Peter de Bois von der TU Delft wehrte sich vehement gegen ein Engagement von Privaten im öffentlichen Raum und stellte die Frage nach der Balance, die auch in der Stadtplanung und Stadtgestaltung zwischen Partikularinteressen und einer am Gemeinwohl orientierten Politik gehalten werden muss. Und doch stellt sich die Frage, wie sie der Stuttgarter Stadtplaner Jochem Schneider formulierte, ob sich denn für die Praxis der Planung und Gestaltung andere Alternativen bieten, als „den Tiger zu reiten”. Da loderte der Konflikt auf, der in der Reihe hochqualifizierter Vorträge, die den Hauptteil des Symposiums ausmachten, durch die Fülle der Information etwas zugedeckt wurde: der zwischen einer an der Tradition einer „europäischen Stadt” orientierten Stadtgestaltung und einer die Herausforderungen einer globalen Ökonomie annehmenden Haltung, die bemüht ist, Kräfte im eigenen Interesse zu nutzen, anstatt sich ihnen entgegenzustellen.

 
 

Kerstin Höger mit Helmut Bott

 
Prof. Wolfram Ressel (rechts) gratuliert dem neuen Ehrendoktor Reint de Boer

Wie man die Branding-Strategien inter-nationaler Firmen mit städtischen Planungen verknüpfen kann, erläuterte Kerstin Höger von der ETH Zürich, hier im Bild mit Helmut Bott.
                                               (Foto: Uni Stuttgart)

Gibt es die „europäische Stadt“ noch?

Doch machten die Vorträge anderes anschaulich. Unter anderem, dass Begriffe wie der der „europäischen Stadt” sich nicht mehr so einfach zuordnen lassen, wie sie es suggerieren. Da zeigte Morio Uzuki am Beispiel der Stadt Yokohama, wie sehr in Japan Methoden und Instrumente eingesetzt werden, die in Europa entwickelt wurden; Uwe Steven Brandes stellte Planungen für Washingtons Anacostia Waterfront vor, die in ähnlicher Form gewiss auch einer Stadt in Europa Anerkennung eintrügen. Aus der niederländischen Stadt Almere berichtete Peter de Bois – als eine 1975 gegründete Stadt ist Almere als eine „europäische” kaum zu identifizieren.

  Wieviel sich in den letzten Jahren verändert hatte, machte der Vortrag von Kerstin Höger aus Zürich deutlich, die über die Verknüpfung von Branding-Strategien großer internationaler Firmen mit städtischen Planungen referierte, wie etwa in Wolfsburg oder in Berlin. Dass es sich dabei nicht um Allianzen handelt, in denen sich einfach zwischen Gegenden und Nehmenden unterscheiden ließe, macht das Thema erst brisant. Wer hier von wem profitiert, ob der eine auf Kosten eines anderen, das muss eine offene Frage bleiben, die aufzuwerfen aber deswegen erst wichtig ist. Letztlich sind ja Fragen einer intensiven Auseinandersetzung erst würdig, wenn sie einfache Antworten schuldig bleiben.

Christian Holl

*) www.uni-stuttgart.de/uni-kurier/uk97/leute/lt109a.html

 

 

 

KONTAKT

 
                                                                      
Städtebau-Institut
Tel. 0711/685-83367
Fax 0711/685-83225
e-mail: sigrid.busch@si.uni-stuttgart.de
> > > www.uni-stuttgart.de/si/

 

 

 

 
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