Arbeitsgebiet
Im Mittelpunkt der Forschung von Prof. Saliba stehen Perowskite, eine neue Halbleiterklasse, die Saliba maßgeblich mitentwickelt hat und als Hoffnungsträger für eine nachhaltige Energieproduktion gilt. Sie können als „Solar-Farbe“ an eine Wand oder auch auf gekrümmte, flexible Flächen gestrichen werden, wo sie als hocheffiziente Solarzellen funktionieren. Da hierfür weder Reinräume noch hohe Temperaturen erforderlich sind, haben Solarzellen auf Perowskit-Basis das langfristige Potenzial, günstiger als Silizium-Solarzellen hergestellt zu werden und auch neue Anwendungsbereiche zu erschließen, zum Beispiel in Autos, in der Raumfahrt oder in Sensoren für das Internet.
Zudem können Perowskite auf herkömmliches Silizium aufgebracht werden, wodurch sich die Stärken beider Materialklassen kombinieren lassen: So verwertet Silizium das Sonnenlicht im Rot- und Infrarotbereich besonders effizient, während Perowskite blaues Licht besonders gut verwandeln können. „Werden die Materialien, also Perowskite auf Silizium, aufeinandergestapelt, lassen sich die Wirkungsgrade von bereits kommerziellen Siliziumzellen erheblich erhöhen. Diese Tandem-Idee hat das Potential, eine Solarevolution einzuläuten“, ist Saliba zuversichtlich.
Zudem erlauben es Perowskite, den Forschungshorizont hin zu generellen optoelektronischen Anwendungen zu öffnen. So können Perowskite auch Licht aussenden und zum Beispiel in neuartigen Leuchtdioden ihre Anwendung finden. Ebenso veröffentlichte Saliba in der Vergangenheit zu neuartigen kryogenischen Perowskitdetektoren, die unter anderem für die diagnostische Krebsfrüherkennung relevant sind.
Persönliches
Michael Saliba, geboren 1983, studierte Mathematik und Physik an der Universität Stuttgart und promovierte 2014 in Oxford als einer der ersten Wissenschaftler überhaupt auf dem Gebiet der Metall-Halid-Perowskite. Seinen Postdoc als Marie-Curie Fellow absolvierte er an der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) in der Schweiz. 2018 nahm Saliba eine Gruppenleiterstelle an der Universität Fribourg (Schweiz) an und wechselte 2019 als Professor an die TU Darmstadt. Seit 1. Juni 2020 leitet Prof. Saliba das Institut für Photovoltaik (ipv) der Universität Stuttgart und ist zudem Helmholtz-Nachwuchsgruppenleiter am Forschungszentrum Jülich.
Mit über 100 publizierten Artikeln listet Times Higher Education Prof. Michael Saliba als dritteinflussreichsten Wissenschaftler seines Feldes, seit 2018 ist er ISI Highly Cited, eine Bezeichnung für die Top 1 Prozent der meistzitierten Wissenschaftler*innen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zeichnete seine Arbeit in diesem Jahr mit dem renommierten Heinz Maier-Leibnitz-Preis aus, und ebenfalls 2020 wurde er in die Young Scientists Gruppe des World Economic Forum aufgenommen. Des Weiteren wurde Saliba unter anderem ausgezeichnet mit dem Nachwuchswissenschaftlerpreis des Deutschen Hochschulverbands, dem Postdoctoral Award der Material Research Society (MRS) und dem TR35 der MIT Technology Review, welche die weltweit führenden „35 Innovatoren unter dem Alter von 35“ würdigt. Zudem ist Michael Saliba Mitglied der Global Young Academy und der Jungen Akademie.