Linguistik

Studienwahl-Kompass

Bachelor Linguistik – Orientierung für Studieninteressierte

Passt Linguistik zu mir?

Meine Fähigkeiten

  • Ich scheue mich nicht davor, viel Zeit und Geduld für Lesen, Verstehen und Schreiben aufzubringen.
  • Ich bringe die Bereitschaft mit, komplexe, sprachliche Daten zu analysieren und formal zu beschreiben.
  • Ich habe Spaß daran, mich immer wieder in ganz neue Themen einzudenken und mich mit unterschiedlichen Forschungsansätzen auseinanderzusetzen.
  • Ich habe keine Angst vor Theorien, Methoden und ihrer Anwendung.

Stimmen Sie diesen Ausssagen zu? Das ist eine wichtige Voraussetzung für ein ein erfolgreiches Linguistik-Studium. Prüfen Sie jetzt, ob Sie auch über die entsprechenden Interessen verfügen!

Linguistik ausprobieren?

Sie möchten wissen, mit welchen Themen Sie sich in der Linguistik beschäftigen werden?

  • Testen Sie, ob Sie bereits Aufgaben aus dem Studium der Linguistik bearbeiten können.
  • Prüfen Sie, ob Ihnen die Bearbeitung der Aufgaben Spaß macht. 
 (c)
Das Institut für Linguistik findet befindet sich auf dem Campus Stadtmitte in direkter Nähe zur Stuttgarter Innenstadt.

Meine Interessen

  • Ich interessiere mich für Sprache und ihre Struktur.
  • Ich verfüge über Leidenschaft und eine Faszination für Sprache in all ihren Ausprägungen.
  • Auch über die Fachgrenzen hinaus interessiere ich mich für andere Fächer wie Psychologie, Philosophie, Geschichte, Kunstgeschichte, Soziologie, Romanistik oder Anglistik.
  • Es macht mir Freude, Mehrdeutigkeiten und unterschiedliche Lesarten zu entdecken.
  • Ich begeistere mich für sprachliche Details und logische Fragen.
  • Ich bin von der Komplexität und Subtilität von Sprache fasziniert und erschließe mir gerne neue Sichtweisen in Büchern. 

Forschungsfragen

Werfen Sie einen Blick auf die Beispiele aus unserer Forschung – finden Sie diese interessant?

Ein Gebiet, das Prof. Hole, Leiter des Instituts für Linguistik, besonders interessiert, ist die sprecherorientierte Bedeutung. Mit diesem Begriff bezeichnet man die Tatsache, dass viele Wörter und Konstruktionen implizit etwas über Einstellungen und Gefühle des Sprechers aussagen.

Beispiel

Betrachten Sie den Kontrast zwischen den beiden Sätzen (i) „Bienen schwirren im Garten“ und (ii) „Der Garten schwirrt vor Bienen“. Es lässt sich sehr klar zeigen, dass Satz (ii) gegenüber Satz (i) immer ein Erstaunen und eine Einschätzung des Sprechers ausdrücken, dass das Schwirren auf zu präzisierende Weise „viel” ist.

Prof. Pafel interessiert sich für das „Kraftwerk“ einer Sprache: das Sprachsystem, das Lexikon und Grammatik umfasst. Wie werden aus lexikalischen Einheiten größere Einheiten, insbesondere Sätze, mit ihren diversen Eigenschaften gebildet? 

Beispiel

Aus den drei Wörtern „wer“, „kommt“und „morgen“ können wir den Satz „Wer kommt morgen?“ bilden. Mit diesem Satz stellen wir eine Frage, eine Ergänzungsfrage, und erwarten von denen, an die die Frage gestellt ist, eine Antwort. Der Satz ist formal ein Satz, bei dem das Verb an zweiter Stelle steht. Und wir sprechen den Satz so aus, dass die Stimme am Satzende nach unten geht. Aus den selben drei Wörtern können wir aber auch den Satz „Kommt morgen wer?“ bilden. Wieder handelt es sich um eine Frage, auf die wir eine Antwort erwarten, doch dieses Mal ist es eine Entscheidungsfrage, keine Ergänzungsfrage, mit einer deutlich anderen Bedeutung. Das Verb steht dieses Mal an erster Stelle und die Stimme geht am Satzende nach oben. Zudem hat der Satz etwas Umgangssprachliches an sich.

Die Forschungsfrage, die es zu beantworten gilt, ist:  Wie kommt es zu diesen Unterschieden, obwohl wir doch nur die selben drei Wörter miteinander kombiniert haben?

Die Dozentin Dr. Ellen Brandner untersucht und analysiert Dialekte (insbesondere das Alemannische) als auch frühere Sprachstufen des Deutschen (Germanischen). Sie erforscht die Interaktion zwischen der Satzstruktur und der Form und Bedeutung von Funktionswörtern (Artikeln, Konjunktionen etc.). Diese Forschung ist eingebettet in eine Theorie, die davon ausgeht, dass alle natürlichen Sprachen eine gemeinsame zugrundeliegende funktionale Struktur besitzen, und dass die Unterschiede letztendlich auf dem unterschiedlichen Inventar an solchen Funktionswörtern beruhen. 

Beispiel

Betrachtet man die Relativsatzbildung im Alemannisch-Schwäbischen, fällt auf: Diese werden mit einer unveränderbaren Partikel, nämlich „wo“ eingeleitet (des buech wo-n-i- glese ha,…) – im Gegensatz zum Standarddeutschen, das immer ein Relativpronomen verwendet, das in Numerus und Genus mit dem Bezugswort übereinstimmt (das Buch, das ich glesen habe,...). Interessant wird es, wenn man sich anschaut, wo diese Partikel noch überall vorkommt, beispielsweise in Temporalsätzen (wo-n-i hoam kumme bin, …). Hier verwendet das Standarddeutsche auch einen Partikel, jedoch „als“. Daten aus der Geschichte des Deutschen und aus anderen germanischen Sprachen (z. B. englischen Dialekten, Skandinavisch) zeigen, dass genau diese Partikel dort wiederum in Relativsätzen verwendet wurde/wird. Somit lässt sich schließen, dass Temporalsätze und Relativsätze eine gemeinsame funktionale Struktur haben. Die alemannische Strategie ist übrigens die häufigste unter den Sprachen der Welt und Standarddeutsch ist somit eher die Ausnahme!

 

Denkweisen und Handwerkszeug

Die Linguistik ist eine theoriegeleitete Wissenschaft. Sie werden im Studium lernen, wie

  • Wörter, Sätze und Texte exakt beschrieben werden können und wie Ihnen linguistische Herangehensweisen dabei helfen, sprachliche Phänomene zu entdecken, zu beschreiben und zu erklären. Das ist die Grundlage dafür, um in den Seminaren oder in eigenen Forschungsarbeiten strukturiert über Sprache bzw. sprachliche Phänomene zu diskutieren.

  • man durch wohlüberlegte Experimente und empirische Untersuchungen verlässliche Daten gewinnt und wie auf deren Grundlage Sprache formal modelliert werden kann. Ein besonderer Reiz der modernen Linguistik ist der Vergleich mit den Sprachen der Welt. Sprachvergleich eröffnet oft ganz neue Perspektiven und ermöglicht neue Erkenntnisse.

[Fotos: Uni Stuttgart, Uni Stuttgart, kasto/Fotolia]

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