Mathematik Lehramt

Als Lehrkraft benötige ich ein umfassendes Verständnis meines Fachs, um dieses kreativ und treffsicher zu vermitteln oder auftretende Fragen kritisch und korrekt zu beantworten. Nichts ist peinlicher, als fachlich inkompetent vor der Klasse zu stehen. Selbst einfache Schulmathematik verstehe ich erst wirklich vom höheren Standpunkt! Damit kann ich neuen Stoff erarbeiten und Aufgaben entwickeln.

Schulnoten sind ein grober Indikator, mehr nicht. Die Schulmathematik beschränkt sich auf handwerkliche Grundlagen, Regeln und Rezepte, bietet aber kaum systematischen Aufbau oder logische Zusammenhänge. Das Mathematik-Studium bietet mir viel mehr. Deshalb brauche ich, neben dem schulischen Handwerkszeug, Kreativität, Sorgfalt, Ausdauer und Hartnäckigkeit, um erfolgreich Mathematik zu studieren.

Mathematik ist der Schlüssel zum Verständnis komplexer Sachverhalte und Voraussetzung für den Erfolg technischer Entwicklungen; das gilt auch, wenn sie beim Endprodukt im Inneren wirken und oberflächlich nicht sichtbar sind: z. B. Elektromagnetische Wellen (Maxwell 1865) und Relativität (Einstein 1915) waren zunächst nur mathematische Theorien, heute nutzen wir sie alltäglich (Wlan, GPS).

Abstraktion und Allgemeinheit machen Probleme nicht komplizierter, im Gegenteil: Richtig eingesetzt machen sie Kompliziertes einfach. Eine allgemeine Tatsache ist oft leichter zu verstehen und zu erklären als ihre zahlreichen Spezialfälle. Dieses Grundprinzip verbindet Theorie und Anwendung: Sie sind keine Gegensätze, sondern ergänzen sich. Wer beides beherrscht, arbeitet effizienter.

Ausgehend von der Schulmathematik wird das Studium immer wieder falsch eingeschätzt. Über handwerkliche Grundlagen hinaus benötige ich Exaktheit und Abstraktion. Diese Fähigkeiten erlerne ich nur mit viel Eigenarbeit, großer Motivation und Freude an der Mathematik! Nicht jeder ist bereit dazu. Einige wechseln das Fach und profitieren andernorts von ihrer mathematischen Ausbildung. 

Mathematik ist ein wertvolles Kulturerbe, aber nicht verstaubt im Museum, sondern eine lebendige Wissenschaft. Innerhalb und außerhalb der Mathematik entstehen immer neue Fragestellungen, die zu neuen Theorien und besseren Methoden führen. Computer sind ein wichtiges Werkzeug, müssen aber erst programmiert werden; das benötigt Mathematik.

Die Mathematik ist an vielen Stellen äußerst elegant. Rechnergestützte Methoden werden oft durch ansprechende Computergrafiken visualisiert. In nahezu allen Teildisziplinen helfen bildliche Illustrationen, Zusammenhänge zu veranschaulichen und kompakt zusammenzufassen. Auch Argumentationsketten in Beweisen können ästhetisch ansprechend sein.

Komplizierte Sachverhalte werden erst dann sicher druchdrungen, wenn man sich selbst konzentriert damit beschäftigt. Das Studium besteht jedoch nicht nur aus Einzelarbeit. Vieles gelingt einfacher, wenn man Aufgaben gemeinsam löst, diskutiert und Projekte im Team bearbeitet. Später im Beruf ist das Problemlösen nur in Diskussion mit Kolleg*innen aus verschiedensten Fachrichtungen möglich.