Im Studiengang Umweltschutztechnik stand 2024 ein großes Jubiläum an – das Uschiläum: 30 Jahre Umweltschutztechnik und 25 Jahre Alumniverein Kontakt Umweltschutztechnik e.V. Rund 250 Uschis – ehemalige und aktuelle Studierenden und natürlich Lehrende – feierten mit. Zwischen Science Slam, Quiz, Podiumsdiskussion, Fotobox, Merch-Stand und Auftritt der Uschi-Band standen spannende Vorträge auf dem Programm. So sprach Eva Memmel von der TU Delft über den Einsatz künstlicher Intelligenz für Umwelt und Klima, und Gerhard Krinner vom Institut für Umweltgeowissenschaften IGE Grenoble sowie Leitautor von Berichten des Weltklimarats IPCC, nahm sich den Polarregionen als Kipppunkten im Klimasystem an. Natürlich gab es auch viel Zeit zum gegenseitigen Austausch zwischen Ehemaligen und Studierenden.
Interview
Felix Hofmann studiert im 5. Semester Umweltschutztechnik. Sonja Koch zählt zum ersten regulären Studierendenjahrgang 1994. Sie hat ihr Studium mit dem damals angebotenen Doppelabschluss Diplom-Ingenieurin und Master of Science beendet. Heute plant sie Windparks weltweit.
Frau Koch, Herr Hofmann, würden Sie noch einmal Umweltschutztechnik an der Universität Stuttgart als Studienfach wählen?
Felix Hofmann: Ja klar, ich wollte etwas mit Naturwissenschaften und Umwelt studieren, etwas Sinnvolles angesichts des Klimawandels. Am Studiengang Umweltschutztechnik hat mich besonders angesprochen, dass er so breit aufgestellt ist und mir viele Wahlmöglichkeiten lässt. Mit 20 Studierenden haben wir hier an der Uni Stuttgart zudem eine familiäre Atmosphäre und der Zusammenhalt unter den Studierenden ist einmalig. Der Frauenanteil beträgt übrigens 50 Prozent, das ist für einen Ingenieurstudiengang außergewöhnlich.
Sonja Koch: Aber sicher doch. Mein Sohn studiert jetzt auch hier Umweltschutztechnik. Als ich mich für den Studiengang entschieden habe, war mit entscheidend, dass es sich um ein Ingenieurstudium handelt. Der Abschluss als Diplom-Ingenieur war und ist gefragt, und die breite Aufstellung hatte und hat wirklich Charme. Es kam Input von allen Seiten. Wir saßen in Vorlesungen zusammen mit vielen anderen Studienrichtungen, beispielsweise neben jungen Menschen verschiedener Ingenieurwissenschaften, aus Landschaftsplanung, Chemie und Architektur. Die Frauenquote betrug bei etwa 60 Studierenden damals schon 25 Prozent. Als erster regulärer Jahrgang war es für uns Studierende damals teilweise noch etwas chaotisch. Einige sind auch abgesprungen, weil sie nicht so viel Technik erwartet hatten.
Felix Hofmann: Bei uns ist die Abbrecherquote recht gering. Es gibt viele Informationsmöglichkeiten. Toll ist es, dass sich neun von zehn Fakultäten der Universität Stuttgart in den Studiengang einbringen. Entsprechend groß sind die Wahlmöglichkeiten. Thematisch reicht das Spektrum von Wasser und Abwasser über Energie und Abfall bis hin zu Luftreinhaltung und Abluftreinigung oder etwa auch der Verfahrenstechnik und Strömungsmechanik, den Umweltwissenschaften und dem Verkehrswesen.
Sind und waren Umweltschutztechniker*innen auf dem Arbeitsmarkt gefragt?
Felix Hofmann: Unsere Aussichten sind sehr gut, Unternehmen, Planungsbüros, auch Behörden entdecken immer mehr, wie wichtig Umweltschutz ist, und ja, er wird auch immer mehr zum Thema angesichts des Klimawandels. Super auch, dass wir durch das Alumninetzwerks des Kontakt e.V. schon während des Studiums Einblicke in mögliche Arbeitsbereiche erhalten können, etwa durch Vorträge von Ehemaligen oder durch Exkursionen.
Sonja Koch: Als ich den Abschluss machte, wusste man auf dem Arbeitsmarkt noch nicht viel von dem Studiengang Umweltschutztechnik. Dennoch waren die Bewerbungsgespräche stets recht unkompliziert und es war kein Problem, einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden. Umweltschutztechniker*innen sind weltweit gefragt und in den verschiedensten Bereichen tätig. Im Verlauf meiner Arbeit habe ich festgestellt, dass ich wirklich sehr viel von dem gebrauchen konnte, was mir das Studium in Stuttgart geboten hat – das hätte ich so eigentlich nicht erwartet. Von Strömungsmechanik und Akustik über Meteorologie, Landschaftsplanung, Straßenbau und Verkehrsplanung bis hin zu vielen weiteren Bereichen. Ich war für meine Diplomarbeit zu einem Erosionsthema in Oregon, jetzt projektiere ich Windparks weltweit.
Felix Hofmann: Wir werden tatsächlich zu Generalist*innen ausgebildet, und das Studienfach entwickelt sich stetig weiter – Programmieren, Simulationen, Elektrotechnik, Klimaresilienz, die Angebote des Studiums passen sich den aktuell wichtigen Themen an. Viele unserer Umwelttechnikstudierenden nutzen auch die Chance, ein Auslandssemester zu absolvieren. Ich werde im Januar nach Norwegen an die Universität Bergen gehen.
Wie halten Sie es denn privat mit dem Umweltschutz?
Felix Hofmann: Ich achte, soweit dies geht, schon auf ein umweltverträgliches Verhalten. Ich fahre viel mit dem Fahrrad und mit dem ÖPNV, achte bei meiner Ernährung darauf und war auch bei Fridays for Future mit dabei. Nach Bergen werde ich nicht fliegen, sondern zusammen mit einem Freund einen Teil der Strecke mit dem Auto fahren und den Rest mit dem Zug.
Sonja Koch: Ich versuche schon auch mein Bestes, sonst hätte ich ja das Studium gar nicht gewählt. Aber dann gibt es eben Sachzwänge. So muss ich für meine Projektarbeit schon ab und an fliegen.
30 Jahre Studium der Umweltschutztechnik
… und immer wieder gefragte Expertinnen und Experten
Was lief? Im Sommersemester 1994 starteten 40 Quereinsteiger*innen aus dem Bauingenieurwesen und dem Maschinenbau mit dem Studiengang Umweltschutztechnik. Der interdisziplinäre Studiengang wurde von Lehrenden aus 10 Fakultäten getragen und war auf 60 Studentinnen und Studenten pro Studienjahr begrenzt. Fünf Jahre später wurde der Alumni Verein Kontakt e.V. gegründet.
Worum geht’s? Der Studiengang beschäftigt sich mit technischen Lösungen rund um den Schutz der Umwelt und der umweltfreundlichen Gestaltung aller technischen Bereiche des modernen Lebens – von ressourcenschonender Produktion über Klimaschutz, Luftreinhaltung, Wasserversorgung oder Abwasserbehandlung, Mobilität, alternative Mobilitätskonzepte, Energieversorgung / erneuerbare Energien und resiliente Städte bis zu grüner Verfahrenstechnik.
Berufsaussichten? Gesucht sind Umweltschutztechniker*innen insbesondere von Ingenieurbüros und Sonderanlagenbauern, zudem von Behörden und Ämtern, Messinstitutionen und der Industrie.
Medienkontakt
Lydia Lehmann
Stellvertretende Leiterin Hochschulkommunikation