"Things that happen – the pitfalls of the ordinary" nannte sich die kurzzeitige Ausstellung, die mehr als "Schulterblick" gedacht war: Der Blick über die Schulter von 27 angehenden Illustrator*innen und Designer*innen der Hochschule für Kommunikation und Gestaltung (HfK+G). Am 16. November war das Foyer der Keplerstraße 11 Austauschplatz und Ausstellungsort zugleich: Ziel war, das Thema Alltagsdiskriminierung innerhalb der Universität Stuttgart visuell sichtbar zu machen. Mit Storytelling realer Ereignisse zeigten die Studierendes eindrucksvoll, wie visuelle Kommunikation funktioniert, um wichtige soziale Themen anzusprechen und Diskussionen anzuregen. Nicht zufällig hatte man sich dafür den Internationalen Tag der Toleranz ausgesucht.
Im Anschluss werden die gesammelten Informationen und Eindrücke zu illustrativen Animationen weiterentwickelt, welche in einer geplanten Soiree am 30. Januar 2024 gezeigt werden. Die Online-Premiere folgt am Zero Discrimination Day am 1. März 2024. Schulterblick, Soiree und Online-Veröffentlichung sind drei Teile eines fortlaufenden Dialogs zum Thema Diskriminierung an der Universität Stuttgart.
Vielschichtige Perspektiven auf Diskriminierung
Besonders hervorzuheben sind die geschwärzten Textinstallationen und Bildtableaus. Die Basis der Arbeiten bilden über 40 semistrukturierte qualitative Interviews mit Angehörigen der Universität, die ihre Diskriminierungserfahrungen teilten. Diese Interviews, geführt von den Studierenden der HfK+G, offenbarten vielschichtige Perspektiven auf Diskriminierung und inspirierten den kreativen Prozess. Mehrere Besucher*innen äußerten den Wunsch, diese Ausstellungsstücke längerfristig an der Universität zu zeigen. Das interdisziplinäre Kooperationsprojekt steht seitens der HfK+G unter der Leitung von Prof. Michaela Köhler, Simon Schillings und Prof. Davor Bakara.
Das „Wir“ stärken
Ziel des Diversity-Projekts ist die Stärkung des „Wir“ der Universität Stuttgart. „Wir“ streben exzellente Forschung, Lehre und Supportstrukturen an, in einem Umfeld, in dem sich alle Universitätsangehörige willkommen fühlen. Durch die visuelle Veranschaulichung der Diskriminierung, welche sowohl die Studierenden als auch die Mitarbeitenden der Universität betrifft, sollen Betroffen ermutigt werden für ihre Rechte einzustehen und Bystander / Zeug*innen von Diskriminierung dieser entgegenzutreten.
Das Diversity-Projekt zu Diskriminierung ist ein gemeinsames Projekt von Fakultät 2 und Fakultät 10 sowie der HfK+G und wird finanziert vom Diversity Fonds der Universität Stuttgart. Ansprechpersonen zum Diversity-Projekt zu Diskriminierung sind Anne Weiss und Lisa Schöllhammer.
Die Universität Stuttgart tritt für einen respektvollen und wertschätzenden Umgang aller Universitätsangehörigen ein. Weitere Informationen und klare Statements für Respekt und Wertschätzung des Rektors, Prof. Wolfram Ressel, und der Prorektorin für Diversity und Internationales, Prof. Silke Wieprecht, sowie die Ansprechpersonen der Universität finden Sie auf der Webseite der Universität Stuttgart zu Diskriminierung.
Entstehungsprozess und Daten
Datengrundlage der Kurz-Clips zu Diskriminierung an der Universität Stuttgart sind mehr als 40 semistrukturierte qualitative Interviews mit Angehörigen der Universität Stuttgart. Interviewt wurden Studierende, wissenschaftliche und wissenschaftsunterstützende Mitarbeitende, Professorinnen und Professoren. Die Interviews wurden von den Studierenden der HfK+G am 17. Oktober 2023 auf dem Campus Stadtmitte und dem Campus Vaihingen geführt. Etwa ein Drittel der Interviews wurde terminlich vorab vereinbart, zwei Drittel erfolgte spontan durch Ansprache auf den beiden Campus. Für ein Interview angesprochen wurden nach Zufallsauswahl etwa 150 Personen. Die Interviews dauerten zwischen 10 und 40 Minuten.
Gestellt wurden offene Fragen zu Diskriminierungserfahrungen an der Universität Stuttgart. Nach Berichten der Studierenden der HfK+G wurde bei den spontanen Interviews in den ersten Minuten eine Diskriminierungserfahrung oftmals verneint. Sofern das Interview hierdurch nicht abgebrochen wurde, wurde nach kurzem Austausch über Vorname, Fachrichtung oder Aufgabengebiet etc. eine Diskriminierungserfahrung berichtet. Nach etwa 30 Prozent der Interviews wurden die Studierenden nachträglich nochmals zurückgerufen, weil den Befragten im Anschluss an das Interview eine Erinnerung an eine weitere Diskriminierungserfahrung ins Gedächtnis kam, die sie den Studierenden erzählten.