Symbolbild

Argumente, Emotionen und Nachrichtenverbreitung in den sozialen Medien

4. Mai 2018, Nr. 40

Zwei neue Projekte der Universität Stuttgart für den Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen „Cognitive Interfaces“
[Bild: fotolia.com/vega]

Der Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen (WCT) wird ab Mai 2018 um zwei Projekte, die an der Universität Stuttgart angesiedelt sind, reicher. Die Universitäten Stuttgart und Tübingen und das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) sehen diese Kooperation als eine wertvolle Vorarbeit für den Exzellenzclusterantrag „Verstehen verstehen: Sprache und Text“ an. Gefördert werden die Projekte, die gemeinsam von Tandempartnern des IWM und des Instituts für Maschinelle Sprachverarbeitung (IMS) sowie des Instituts für Visualisierung und Interaktive Systeme (VIS) der Universität Stuttgart durchgeführt werden, für drei Jahre von der Universität Stuttgart.

Der Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen bekommt Zuwachs durch zwei Projekte, die am Institut für Maschinelle Sprachverarbeitung und am Institut für Visualisierung und Interaktive Systeme der Universität Stuttgart angesiedelt sind. Im Rahmen eines Auswahlverfahrens empfahl der Wissenschaftliche Beirat des WCT zwei der eingereichten Projekte zur Assoziierung mit dem Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen. In ihrem gemeinsamen Projekt „Emotion und Argument in digitalen Informationsumwelten“ beschäftigen sich Prof. Dr. Sebastian Padó, Dr. Roman Klinger (IMS) und Prof. Dr. Kai Sassenberg (IWM) mit der Struktur von digitalen Foren und untersuchen beispielsweise, welche Faktoren die Überzeugungskraft eines Textes beeinflussen. Unter dem Titel „Visuelle Analyse von thematischen Veränderungen in Meldungen (sozialer) Medien“ setzen sich Prof. Dr. Thomas Ertl, Dr. Steffen Koch (VIS) und Prof. Dr. Sonja Utz (IWM) zusammen u. a. mit der automatischen Identifizierung von Kontexten und Verbreitungswegen von Nachrichten in sozialen Medien auseinander, um die Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit der dort angebotenen Informationen zu verbessern. Finanziert werden die beiden Projekte für die Dauer von drei Jahren von der Universität Stuttgart. Durch die Kooperation zwischen dem IMS, VIS und IWM ergänzen sich die vorhandenen unterschiedlichen Kompetenzen optimal und versprechen innovative, zukunftsweisende und anwendungsorientierte Forschung zu kognitiven Schnittstellen. Die Assoziierung stellt außerdem die Vorarbeit für den beantragten Exzellenzcluster „Verstehen verstehen: Sprache und Text“ dar, welcher von den Universitäten Stuttgart und Tübingen gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Wissensmedien eingereicht wurde.

Der 2009 gegründete Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen ist ein Forschungsverbund des Leibniz-Instituts für Wissensmedien und der Eberhard Karls Universität Tübingen. Seit Juli 2017 erforschen ca. 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen gemeinsam „Cognitive Interfaces“. Solche durch digitale Technologien entstandenen Schnittstellen beeinflussen unser Denken, unsere Entscheidungen, unser Wissen und unser Verhalten. Im Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen wird unter Beteiligung der Disziplinen Didaktik der Biologie, Erziehungswissenschaft, Informatik, Medienwissenschaft, Medizin, Psychologie, Sport- und Zahnmedizin einerseits untersucht, wie Informationen digital aufbereitet werden müssen, um wissensintensive Prozesse, wie z. B. Lernen oder Entscheiden, bestmöglich zu unterstützen (Informationsdesign). Andererseits wird erforscht, welche interaktiven Handlungsmöglichkeiten, wie z. B. Touch-Steuerung, bereitgestellt werden müssen, damit die Informationen optimal verarbeitet werden können (Interaktionsdesign). Die 14 bestehenden Projekte werden jeweils von Tandempartnern aus dem Leibniz-Institut für Wissensmedien und der Eberhard Karls Universität Tübingen gebildet.

Informationen zu den Projekten:

Visuelle Analyse von thematischen Veränderungen in Meldungen (sozialer) Medien
Prof. Dr. Thomas Ertl, Dr. Steffen Koch, Institut für Visualisierung und Interaktive Systeme (VIS) der Universität Stuttgart & Prof. Dr. Sonja Utz, Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM)

Durch die Entstehung der sozialen Medien haben sich die traditionellen Kommunikationsmuster verändert. Nachrichten verbreiten sich in den sozialen Medien oft in Windeseile und werden auch von Journalisten aufgegriffen. Allerdings werden Textinhalte, Fotos und Videos dabei häufig aus dem Kontext gerissen oder beim Teilen verändert. In Zeiten von „Fake News“ und „Social Bots“ ist daher größte Vorsicht bei der Bewertung und Übernahme von digitalen Inhalten geboten. Dieses Projekt hat zum Ziel, die dynamische Entwicklung von Themen und Kontexten wiederverwendeter digitaler Fragmente zu verstehen und damit die Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit von Informationen aus sozialen Medien zu verbessern. Neben der Entwicklung interaktiv steuerbarer Analysetechniken ist die Entwicklung und Evaluierung einer kognitiven Schnittstelle mit interaktiven Steuermöglichkeiten zur optimalen Visualisierung Ziel des Projekts.

Emotion und Argument in digitalen Infomationsumwelten
Prof. Dr. Sebastian Padó, Dr. Roman Klinger, Institut für Maschinelle Sprachverarbeitung (IMS) der Universität Stuttgart & Prof. Dr. Kai Sassenberg, Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM)

In den letzten zwanzig Jahren wurden gesellschaftliche Diskussionen, die traditionell durch Printmedien, Radio und Fernsehen bestimmt wurden, in die digitale Welt verlagert. In den digitalen Medien gibt es in deutlich größerem Maße als bisher die Möglichkeit für Gruppen von Laien, sich zu organisieren und direkt miteinander auszutauschen. Neben vielen positiven Aspekten ergeben sich hier auch mögliche negative Konsequenzen wie die sogenannten "Filterblasen", in denen sich jeder Nutzer umgeben von einer vermeintlich repräsentativen, großen Menge von Unterstützern wiederfindet. Dieses Projekt beschäftigt sich mit der Struktur von digitalen Foren und insbesondere mit der Frage, wie prominent argumentative Strukturen (entsprechend „klassischen“ Expertendiskursen) und emotionale Komponenten (z. B. nach dem Vorbild von Kurzformaten wie Tweets) relativ zueinander sind. Die Schlüsselfaktoren bezüglich des Verhältnisses zwischen Emotion und Argument werden aus psychologischer und computerlinguistischer Sichtweise thematisiert.

Weitere Informationen zum Leibniz-WissenschaftsCampus

Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen

Dr. Manuela Lanwermeyer (Koordination)
Schleichstraße 6, 72076 Tübingen
m.lanwermeyer@iwm-tuebingen.de
07071/979-213
https://www.wissenschaftscampus-tuebingen.de

Leiter des Leibniz-WissenschaftsCampus:

Prof. Dr. Ulrike Cress, Direktorin des Leibniz-Instituts für Wissensmedien
Prof. Dr. Bernd Engler, Rektor der Universität Tübingen

Weitere Informationen zu den Projekten der Universität Stuttgart im WCT „Cognitive Interfaces“

Dr. Hans-Herwig Geyer, Universität Stuttgart, Pressesprecher, Keplerstr. 7, 70174 Stuttgart, T +49 711 685 82555, leitung.hkom@hcom.uni-stuttgart.de, www.uni-stuttgart.de

Das Leibniz-Institut für Wissensmedien

Das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen erforscht, wie digitale Technologien eingesetzt werden können, um Wissensprozesse zu verbessern. Die psychologische Grundlagenforschung der rund 110 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist auf Praxisfelder wie Schule und Hochschule, auf Wissensarbeit mit digitalen Medien, wissensbezogene Internetnutzung und Wissensvermittlung in Museen ausgerichtet. Von 2009 bis 2016 unterhielt das IWM gemeinsam mit der Universität Tübingen Deutschlands ersten Leibniz-WissenschaftsCampus (WCT) zum Thema „Bildung in Informationsumwelten“. Seit 2017 wird er unter dem Titel „Cognitive Interfaces“ weitergeführt.

Die Leibniz-Gemeinschaft

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 93 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen u. a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren.

Kontakt

 

Hochschul­kommunikation

Keplerstraße 7, 70174 Stuttgart

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