Der deutsche Beitrag zu dem Projekt ist die Entwicklung, der Aufbau und der Test
des Teleskops, das Herzstück des Observatoriums. Keine leichte Aufgabe, denn in der geplanten
Flughöhe von SOFIA wird sich das Teleskop bei Außentemperaturen von etwa minus 60 Grad Celsius und
einer Geschwindigkeit von etwa 800 Stundenkilometern in einer für präzise Beobachtungen höchst
unvorteilhaften Umgebung befinden. „Das Anvisieren eines Himmelskörpers aus dem stark vibrierenden
Flugzeug heraus kommt dem Versuch gleich, von einem galoppierenden Pferd aus das Bild einer
Ein-Cent-Münze in 15 Kilometern Entfernung scharfzustellen, schmunzelt DSI-Leiter Prof. Alfred
Krabbe und versichert gleichwohl: „Mit SOFIA werden deutsche und amerikanische Astronomen viele
außergewöhnliche Einsichten in das Universum gewinnen.“
So außergewöhnlich diese Beobachtungsplattform konzipiert ist, so anspruchsvoll
ist auch ihre Koordination: Organisatorisch „landete“ das DSI an der Universität Stuttgart bereits
im Jahr 2004, zeitgleich wurde eigens eine Außenstelle der Universität in Kalifornien gegründet,
Mitarbeiter dorthin entsandt und Infrastruktur vor Ort aufgebaut. Auch der finanzielle Einsatz war
enorm: Insgesamt schlägt das Projekt bislang mit rund 700 Millionen Euro zu Buche, davon entfallen
etwa 100 Millionen Euro auf den deutschen Anteil einschließlich dem Bau des deutschen Teleskops,
die über das DLR finanziert werden. Der Eigenanteil der Universität Stuttgart beläuft sich auf 2,3
Millionen Euro.
Das finanzielle Engagement und die vielen Arbeitsstunden haben sich gelohnt. Im
November 2010 hat SOFIA erfolgreich den wissenschaftlichen Betrieb aufgenommen und übermittelte
inzwischen bereits faszinierende Infrarotbilder des Planeten Jupiter, der Galaxie Messier 82 sowie
von der Sternentstehungsregion M17SW. Auch die jetzigen Flüge nach Deutschland und zurück sollen
wissenschaftlich genutzt werden. Künftig möchte DSI-Leiter Prof. Krabbe mit Hilfe von SOFIA unter
anderem so genannte kosmische Jets untersuchen. Diese bisher nur ansatzweise sichtbaren Phänomene
bilden sich zum Beispiel, wenn ein entstehender Stern Materie an sich zieht und einen Teil davon
als gebündelten Materialstrahl wieder von sich stößt.
Um die Plattform auch der Öffentlichkeit und den Partnern zugänglich zu machen,
wurde SOFIA bereits am Sonntag, den 18. September beim Tag der Luft- und Raumfahrt in Köln
präsentiert und wird nun in den nächsten drei Tagen am Stuttgarter Flughafen verweilen. Nicht nur
Partner aus Wirtschaft, Politik und dem Bildungsbereich können in dieser Zeit an Führungen zum und
durch das Flugzeug teilnehmen. Auch die Öffentlichkeit wird Zugang zum Flugzeug haben – die Karten
dafür waren nach kürzester Zeit vergeben. Von der Besuchertribüne des Flughafens aus kann das
Flugzeug ebenfalls besichtigt werden.
Im Terminal 3 des Stuttgarter Flughafens (Galerie) können sich die Besucher und
Besucherinnen zusätzlich in den nächsten drei Wochen durch die Ausstellung „Augen im All“ zum Thema
SOFIA und Infrarotastronomie informieren. Die Ausstellung zeigt die stürmische Entwicklung der
Weltraumforschung in den vergangenen 400 Jahren auf. Von einem Replikat des ersten Fernrohres von
Galileo Galilei ausgehend spannt sich der Bogen über die Weiterentwicklung der Fernrohre und der
Erschließung immer neuer „Fenster ins All“ bis hin zu den Weltraumteleskopen „Herschel“ und Planck“
sowie dem fliegenden Infrarot- Observatorium SOFIA an Bord einer Boeing 747SP. Auf zehn beidseitig
beleuchteten Displays sowie zwei Großbildern wird das Thema mit hochaktuellem Bildmaterial und
allgemeinverständlichen Texten vermittelt. Die Displays sind teilweise interaktiv gestaltet: so
lassen sich zum Beispiel Spektralbereiche einschalten oder Infrarot-Strahlung „erfühlen“. Einige
der Experimente werden unter der Federführung des Gottlieb-Daimler-Gymnasiums Stuttgart - Bad
Cannstatt gezeigt. Auch kann sich der Zuschauer im Infraroten ablichten lassen und dieses IR –
Porträt anschließend mit nach Hause nehmen. Am Dienstag werden einige NASA Piloten Autogramme
geben.
Am Mittwoch dem 21. September wird SOFIA – mit einer Zwischenlandung in
Washington DC – wieder den Heimflug nach Palmdale Kalifornien antreten.
SOFIA, das Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie, ist ein
Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. und der National
Aeronautics and Space Administration (NASA). Es wird auf Veranlassung des DLR mit Mitteln des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen
Bundestages und mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg und der Universität Stuttgart
durchgeführt. Die Entwicklung der deutschen Instrumente ist finanziert mit Mitteln der
Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
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