Hyperloops oder Microscooter gehören zu den vielversprechenden Lösungen für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft. Doch wie stehen die Nutzer*innen dazu? Um den Erfolg für den Durchbruch von neuartigen Mobilitätstrends zu ermitteln, hat das Fraunhofer IAO in Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart im Rahmen des Innovationsnetzwerks »FutureCar« die Akzeptanzstudie »Mobility Trends« verfasst und eine internationale Untersuchung durchgeführt.
Staus, CO2-Emmissionen, Feinstaubbelastung und Lärm gehören zu den Verkehrsproblemen von heute. Neuartige Mobilitätstrends wie Flugtaxis oder bemannte Drohnen zählen bereits zu weitreichend bekannten Konzepten, mit denen sich einige Hersteller auseinandersetzen. Auch die laufende Umstellung auf elektrische Antriebssysteme macht deutlich, dass sich die Automobilindustrie derzeit in der größten Transformation ihrer Geschichte befindet. Damit eine Verkehrswende hin zu einer zukunftsfähigen und allzeitverfügbaren Mobilität gelingen kann, sind nicht nur neue Mobilitätsinnovationen entscheidend, sondern auch die Bereitschaft der Nutzer*innen zum Umstieg von persönlichem Individualverkehr auf öffentlichen, multi- oder intermodalen Verkehr. Der Erfolg der Verkehrswende hängt damit maßgeblich von der Akzeptanz und Überzeugung der Gesellschaft ab. Um herauszufinden, wie Nutzer*innen in verschiedenen Ländern zu neuartigen Mobilitätstrends stehen, hat das Innovationsnetzwerk »FutureCar«, unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO gemeinsam mit dem kooperierenden Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart, eine Nutzerbefragung durchgeführt. Die Ergebnisse aus Südkorea, Deutschland und den USA sind in der Akzeptanzstudie »Mobility Trends« zusammengefasst, die zunächst nur exklusiv für die Netzwerkpartner zur Verfügung stand. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Unterschieden zwischen den drei genannten Ländern und die altersbedingten Differenzen.
Zweischichtiger Bewertungsansatz: technologischer Reifegrad und Nutzerbefragung
Zunächst bewertete die Forschenden des IAO und IAT auf Basis der technologisch-systemischen Expertise und den umfassenden Kenntnissen der Mobilitätsbranche, den technologischen Reifegrad der betrachteten Mobilitätstrends, das sogenannte »Technology Readyness Level« (TRL). Das TRL dient dazu, Technologien hinsichtlich ihres Risikos und ihrer Einsatzfähigkeit in eine neunstufige Skala einzuordnen. Dabei steht »TRL 1« für ein beschriebenes grundlegendes Funktionsprinzip und »TLR 9« für ein in der Betriebsumgebung bewährtes, endgültiges System.
Im zweiten Schritt analysierte das Forschungsteam die Ergebnisse der Nutzerbefragung von insgesamt 2220 Proband*innen aus Deutschland, Südkorea und den USA, die im November 2019 speziell für die Studie mithilfe eines Online-Fragebogens befragt wurden. Im Fokus der Befragung stand die Beurteilung von innovativen Mobilitätstrends, die in drei übergeordnete Bewegungen zusammengefasst sind. Einerseits evolutionäre Konzepte, basierend auf traditionellen Fahrzeugformen: elektrifizierte Autos, automatisiertes Fahren sowie vernetzte Mobilitätsdienste. Andererseits revolutionäre, neuartige Verkehrsträger wie E-Tretroller, autonomes Flugtaxi und Hyperloop, welche ebenfalls durch die Studienteilnehmer*innen bewertet wurden. Als drittes Konzept wurde den Studienteilnehmer*innen die disruptive Form der virtuellen Mobilität vorgestellt und ebenfalls bewertet.
Hyperloop vor E-Tretroller: Nutzerakzeptanz unabhängig von technologischem Reifegrad
Insgesamt weisen die drei Trendbereiche »Elektrifiziertes Auto«, »Automatisiert fahrendes Auto« und »Vernetzte Mobilitätsservices« im Vergleich zu den weiteren abgefragten Trends eine positivere Nutzerakzeptanz auf. So sind beispielsweise E-Autos mit einem TLR 9 bereits technologisch bewährt und werden von den Befragten bereits gut wahrgenommen oder sogar schon genutzt. In allen Ländern und Altersgruppen wird mehrheitlich eine starke zukünftige Verbreitung und gesellschaftliches Interesse für diese Technologie erwartet. Ähnlich verhält es sich mit den Nutzermeinungen über vernetzte Mobilitätssysteme. Auffällig ist jedoch, dass E-Tretroller, die bereits seit etwa zwei Jahren auf dem Markt erhältlich sind und damit dem TLR 8 angehören, von den Nutzer*innen mehrheitlich als Nischenprodukt mit geringem Mehrwert wahrgenommen werden.
In Bezug auf autonom fahrende Autos herrscht unter den Befragten noch Skepsis. Diese werden aktuell noch prototypisch getestet und sind damit dem TLR 7 zugeordnet. Vor allem die jüngeren Proband*innen zeigen sich hierzu vergleichsweise aufgeschlossen, insgesamt bestehen jedoch Zweifel und Befürchtungen in Bezug auf die Nutzung. Auch für Flugtaxis, die aktuell noch einen geringeren TLR haben, lässt sich aktuell keine hohe Nutzungsbereitschaft feststellen. Auffällig ist jedoch, dass die Befragten dem Hyperloop-Konzept mit ebenfalls geringem TRL deutlich offener gegenüberstehen als dem E-Tretroller. »Anhand der Ergebnisse konnten wir erkennen, dass gerade bei den neuartigeren Mobilitätsformen, trotz geringer technologischer Reife, die Nutzerakzeptanz sehr unterschiedlich bewertet wird. Straßen- oder schienengebundene Fahrzeuge werden, trotz bisher nur prototypisch existierender Konzepte, von den Nutzern deutlich vertrauenswürdiger eingeschätzt als urbane Flugtaxis«, so Florian Albert vom Fraunhofer IAO. Sein Kollege Maximilian Werner am IAT ergänzt »Das Vertrauen der potenziellen Nutzer in diese neuartigen Mobilitätsformen wird maßgeblich sein für einen erfolgreichen Einsatz in unseren Städten und für eine erfolgreiche Verkehrswende. Daher sollten technologische Innovationen im Mobilitätsbereich stets frühzeitig aus der Nutzerperspektive mitgedacht werden.«
Quelle: Fraunhofer IAO
Kontakt | Maximilian-Jakob Werner, Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT), Tel. +49 711 970-2307, E-Mail Maximilian-Jakob.Werner@iao.fraunhofer.de, |
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