„Bei Bosch dachte ich immer an Produkte, bei Universitäten an Wissenschaft. Heute habe ich zum ersten Mal verstanden, dass genau dazwischen eine spannende Welt liegt,“ resümiert ein Studierender.
Wie diese Welt aussieht, konnten am 24. und 25. Oktober rund 600 Besucher*innen der Veranstaltung „Inventing the Future – University of Stuttgart meets Bosch“ auf dem Campus Vaihingen der Universität Stuttgart erleben. Visionäre Vorträge, hochkarätig besetzte Diskussionsrunden, spannende Exponate und Informationsstände rund um die Top-Themen Simulationswissenschaften, Autonome Systeme und Intelligente Robotik, Quantentechnologie und Mobilität standen auf dem Programm.
Zwischen der Universität Stuttgart und Bosch besteht bereits seit 1923 eine traditionsreiche und starke Kooperation. Mit Blick auf die Zukunft sind sich die Partner einig: Eine enge Zusammenarbeit von Industrie und Wissenschaft ist wichtiger denn je, um mit dem technologischen Fortschritt mitzuhalten und zukunftsfähige Ideen der Universität Stuttgart und Bosch in den Wettbewerb einzubringen. „Für unsere gemeinsame strategische Perspektive war die Veranstaltung deshalb von höchster Wichtigkeit.“, so Prof. Wolfram Ressel, Rektor der Universität Stuttgart.
Dialog von Wissenschaft und Industrie
Mit der steigenden Komplexität technologischer und gesellschaftlicher Herausforderungen wachsen auch die Erwartungen an Universitäten und Unternehmen. Sie sollen diese Herausforderungen frühzeitig erkennen, Lösungen auf höchstem Niveau entwickeln und Lösungskompetenzen an die nächste Generation vermitteln. Verschiedene Vortragsrunden und Panels, die jeweils von Mitgliedern der Universität und Bosch gemeinsam besetzt waren, stellten diese Herausforderungen zwischen Spitzenforschung und Innovation in den Mittelpunkt.
Die Vorträge im Bereich “Intelligent Robotics and Autonomous Systems” waren der Zukunft in den Bereichen Robotik und Künstliche Intelligenz gewidmet. Prof. Frank Allgöwer, Direktor des Instituts für Systemtheorie und Regelungstechnik an der Universität Stuttgart, Dr. Kai Arras, Leiter der Robotikforschung bei Bosch und Dr. Michael Pfeiffer, Leiter der KI-Forschung bei Bosch, stellten die Frage nach möglichen und wünschenswerten Zukunftsszenarien und zeigten auf, welche Programme an der Universität und bei Bosch in den letzten Jahren aufgebaut wurden, um intelligente Systeme zu erforschen und in die Anwendung zu bringen.
Der Themenbereich „Data-Integrated Simulation Science“ war drei großen methodischen Ansätzen in den Natur- und Technikwissenschaften gewidmet: simulationsbasierten, datenbasierten und experimentell generierten Modellen. Während im gleichnamigen Exzellenzcluster SimTech Grundlagenforschung zur Verbindung der drei Paradigmen betrieben wird, so Steffen Staab, Professor für Analytic Computing am Institut für Parallele und Verteilte Systeme, kommen bei Bosch inzwischen auch verstärkt gekoppelte Ansätze zur Anwendung, ergänzte Dr. Jan-Martin Kaiser, Senior Manager bei Bosch.
Im Panel „From Quantum Physics to Quantum Technology“ wurde nach einem Impulsvortrag von Prof. Jörg Wrachtrup, Leiter des 3. Physikalischen Instituts, angeregt diskutiert, wie der zukünftige Weg von der Quantenforschung zur Quanteninnovation aussehen könnte. Hier zeigte sich nochmals sehr deutlich, was auch in den anderen Panels klar wurde: Ohne eine Zusammenführung von akademischen und industriellen Kapazitäten bleiben Forschung und Entwicklung in Deutschland international unter ihren Möglichkeiten.
Zum Abschluss präsentierte Dr. Mathias Pillin, Vorsitzender des Bosch-Geschäftsbereichs Cross-Domain Computing Solutions, welche Wege in Zukunft beschritten werden, um das Software unterstützte Automobil weiterzuentwickeln.
Durch die Sessions führte das Moderatorenteam Lisa Przioda, Innovationsmanagerin bei Bosch, und Dr. Wolfgang Holtkamp von der Universität Stuttgart. Die beiden motivierten die Zuhörer*innen, sich mit ihren Fragen an die Vortragenden zu richten – ein offener Austausch zwischen Studierenden und Graduierten in einer frühen Karriere- und Orientierungsphase und Expert*innen aus Forschung und Industrie, den es so nicht alle Tage gibt.
Herausforderungen gemeinsam meistern
„Inventing the Future“ bot Studierenden auch die Gelegenheit, sich mit Forscher*innen über deren Projekte auszutauschen und Fragen zu beruflichen Chancen zu stellen. Damit leisten die Kooperationspartner einen wertvollen Beitrag, um zu zeigen, wie sich die komplexe Welt von Wissenschaft und Technologie wandelt. „Gerade in diesem Bereich der Natur- und Ingenieurwissenschaften brauchen wir mehr schlaue Köpfe als je zuvor. Bitte begeistern Sie andere Menschen, motivieren Sie andere, trommeln Sie alle zusammen. Technik ist cool!“, so Prof. Thomas Kropf, Geschäftsleiter von Bosch Research. Auch Prof. Ressel betont: „Wir, die Wissenschaft und die Industrie, müssen zusammenarbeiten. Und wir müssen alle einbeziehen, Schüler*innen, Studierende, Forschende und Start-ups. Wir müssen uns trauen, über den Tellerrand zu blicken.“
Expert*innen demonstrieren Technologien der Zukunft
Außerhalb des Hörsaals konnten die Besucher*innen anhand einer Poster Session und zahlreicher Exponate erleben, wie die Theorie in der Praxis funktionieren kann. Von Roboterarmen bis hin zu Quantenminigolf präsentierten die Universität Stuttgart und Bosch spannende Technologien, die in mehreren Monaten aufwändiger Arbeit entstanden. Bereits vor dem Hörsaalzentrum im Pfaffenwaldring begrüßte das jüngst auf den Namen „Uniflitzer“ getaufte autonome Campus Shuttle der Universität Stuttgart die Besucher*innen. Innen zog ein Spot-mini-Roboterhund in der Eingangshalle staunende Blicke auf sich. Zahlreiche Interessierte tummelten sich um ein riesiges autonomes Luftschiff, das über den Gästen der Ausstellung schwebte und ließen sich die Antriebstechnik von den Entwickler*innen erklären.
Was nehmen wir für die Zukunft mit?
„Ich nehme von heute mit, dass wir noch aktiver präsent sein müssen an der Universität. Wir haben ja schon gemeinsame Vorlesungen und Kooperationen mit einzelnen Forschenden, aber da können wir noch viel mehr machen!“, so ein Bosch-Mitarbeiter. Ein Professor der Universität Stuttgart ist der Meinung: „Toll ist, dass so eine Veranstaltung mal auf gesamtuniversitärer Ebene stattgefunden hat. Die meisten Kontakte zu Bosch sind bisher persönlich. Endlich stehen die Universität und das Unternehmen mal Seite an Seite unter einem Dach und geben Studierenden die Chance sich zu beteiligen. Mehr davon!“