Drei Postdocs in Eliteprogramm der Baden-Württemberg Stiftung aufgenommen

15. Dezember 2020, Nr. 85

Themenspektrum reicht von Literaturwissenschaft bis Bauwesen

Gleich drei Nachwuchswissenschaftler*innen der Universität Stuttgart, Dr. Nina Engelhardt (Englische Literaturen und Kulturen), Dr. Serena Gambarelli (Baustoffwissenschaften, Bauchemie, Bauphysik) und Dr. Linus Stegbauer (Biomaterialien) wurden in das Eliteprogramm für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden der Baden-Württemberg Stiftung aufgenommen. Die Förderung bedeutet für die Forschenden in der Regel den Einstieg in die wissenschaftliche Selbständigkeit: Sie können mit eigenverantwortlich beantragten und verwalteten Forschungsprojekten erstmals völlig frei ihre Forschungsinteressen verfolgen – ein wichtiges Element auf dem Weg zur Professur.

Mit dem Eliteprogramm für Postdocs unterstützt die Baden-Württemberg Stiftung seit 2002 exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die einen strengen, mehrstufigen Auswahlprozess durchlaufen. In der aktuellen Antragsrunde wurden aus 55 Anträgen 14 erfolgreiche Bewerberinnen und Bewerber ausgewählt, davon drei an der Universität Stuttgart. Alle erfolgreichen Anträge werden mit insgesamt 1.773.800 Euro gefördert. 

Dr. Nina Engelhardt: Literatur und Toleranz im viktorianischen Zeitalter

 Toleranz wird im öffentlichen Diskurs meist als Respekt, Akzeptanz und Anerkennung der Kulturen dieser Welt definiert. Tatsächlich geht der Begriff jedoch auf das lateinische Wort „tolerare“ zurück, was „leiden“ beziehungsweise „aushalten“ bedeutet. Diesen Aspekt greift Dr. Nina Engelhardt am Institut für Literaturwissenschaft der Universität Stuttgart in ihrer Forschung auf und untersucht die Rolle der literarischen Fiktion in der Ausweitung des Toleranzbegriffs. Ihr Ziel ist es, literarische Auseinandersetzungen mit Toleranz und deren Strategien zur Sichtbarmachung des emotional, kognitiv und physisch lähmenden ‘Leidens’ in Toleranzprozessen zu untersuchen und die Rolle der Literatur in Diskursen zu Toleranz zu bestimmen. Der Fokus liegt hierbei auf der britischen Literatur des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit erfuhr das Toleranzkonzept eine entscheidende Entwicklung weg vom religiösen Kontext hin zu Fragen von Identität und deren unterschiedlichen Ausprägungen, einschließlich Ethnizität, Gender und einer generellen Offenheit gegenüber Wandel. Literarische Texte beeinflussen diese Entwicklung und werden im Gegenzug von ihr geformt.

Nina Engelhardt, geboren 1984, studierte Literaturwissenschaft in München, Paris und Edinburgh und promovierte 2012 in Englischer Literaturwissenschaft. Nach Forschungs- und Lehrtätigkeiten in Edinburgh und Köln ist sie seit 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Englische Literaturen und Kulturen an der Universität Stuttgart.

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Kontakt: Dr. Nina Engelhardt, Institut für Literaturwissenschaft / Englische Literaturen und Kulturen, Tel. +49 711 685-83096, E-Mail

Dr. Nina Engelhardt

Dr. Serena Gambarelli: 3D hygro-thermo-mechanisches Meso-Modell für Holz

Im Mittelpunkt der Forschung von Dr. Serena Gambarelli steht die rechnergestützte Mechanik von Baustoffen und Bauteilen, für die sie numerische Werkzeuge zur Analyse von Schädigungsprozessen entwickelt. Einer dieser Baustoffe ist Holz, ein komplexes organisches Material, das nicht nur in vielen Ingenieurbauwerken, sondern auch in Kulturgütern wie Skulpturen oder Gemälden zum Einsatz kommt. Wird Holz ungeeigneten Umweltbedingungen wie Feuchtigkeits- und Temperaturschwankungen oder mechanischen Einwirkungen ausgesetzt, kann dies zu einer Schädigung und Beeinträchtigung der Dauerhaftigkeit führen. In ihrem Projekt möchte Serena Gambarelli das komplexe hygro-thermo-mechanische Verhalten von Holz besser verstehen und modellieren, um Strukturen, historische Gebäude und Artefakte erhalten zu können. Sie knüpft dabei an ein 3D hygro-thermo-mechanisches Modell für Beton an und entwickelt dieses im Rahmen der Kontinuumsmechanik und unter Verwendung der Finite-Elemente-Methode für Holz weiter. Bezugsgrößen sind dabei die Jahresringe, die Richtungsabhängigkeit der Eigenschaften im Holz (Anisotropie) sowie die Festigkeit des Holzes in Längsrichtung, ebenso wird der Wassertransport durch die Holzfasern und Poren berücksichtigt.

Serena Gambarelli, geboren 1984, studierte Bauingenieurwesen in Rom und promovierte dort 2016 über die Modellierung der Wechselwirkungen von Faserverbundstoffen und Beton. Als Postdoc war sie 2016 bis 2019 am Institut für Werkstoffe im Bauwesen der Universität Stuttgart tätig und wechselte 2019 an die Materialprüfanstalt Universität Stuttgart.

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Kontakt: Dr. Serena Gambarelli, Materialprüfungsanstalt Universität Stuttgart, Tel. +49 711 685-62753, E-Mail

Dr. Serena Gambarelli

Dr. Linus Stegbauer: Untersuchung eines bioinspirierten Struktur- Verbundmaterials und dessen Besiedlung mit Mikroalgen für zukünftige nachhaltige Baustoffe

Das Forschungsvorhaben von Dr. Linus Stegbauer am Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik und Plasmatechnologie (IGVP) der Universität Stuttgart beschäftigt sich mit der Entwicklung von biointelligenten Fassadenelementen für den Bausektor. Diese Elemente sind mit einem speziellen Biofilm versehen, der lebende Mikroalgen enthält.

Diese einzelligen Pflanzen können Feuchtigkeit speichern und damit einen kühlenden Effekt hervorrufen sowie Schadstoffe aus der Luft aufnehmen, abbauen und verwerten. In Gebäudefassaden eingesetzt, können sie somit einen wertvollen Beitrag zu einem besseren Stadtklima leisten – und damit indirekt auch zum Gebäudeklima. Für den Bausektor und Gebäudebetreiber bietet diese Technologie zudem auch ein großes Potenzial für Kostenersparnisse – etwa durch langfristig sinkende Kosten für das Heizen oder für Klimaanlagen dank des verbesserten Mikroklimas.

An dem Projekt sind neben dem federführenden Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik und Plasmatechnologie (IGVP) der Universität Stuttgart auch Jun. Prof. Hanaa Dahy, die Leiterin der -Abteilung BioMat (Biobasierte Materialien und Stoffkreisläufe in der Architektur) am Institut für Tragkonstruktionen und konstruktives Entwerfen ITKE der Universität Stuttgart sowie Dr. Ulrike Schmid-Staiger vom ebenfalls in Stuttgart ansässigen Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) beteiligt. Am IGVP wird ein passender Biofilm entwickelt, der den Algen als „Zuhause“ und „Nährboden“ dient. Für das Wachstum muss der Film transparent sein, damit die Algen das benötigte Licht bekommen und er muss eine ausreichende Wasseraufnahmefähigkeit besitzen. Gleichzeitig setzt der Film dem Wachstum auch Grenzen, sodass sich die Pflanzen nicht unkontrolliert ausbreiten.

Linus Stegbauer, geboren 1986, studierte Chemie in München und Oxford und promovierte 2016 an der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Max-Planck-Institut für Festkörperforschung, Stuttgart, auf dem Gebiet zweidimensionaler kovalenter Strukturen als Grundlage für Anwendungen im Bereich der Erneuerbaren Energien und der Umwelt. Nach einem dreijährigen Forschungsaufenthalt in Evanston, USA kam er 2019 als Forschungsleiter an das Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik und Plasmatechnologie IGVP der Universität Stuttgart.

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Kontakt: Dr. Linus Stegbauer, Universität Stuttgart, Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik und Plasmatechnologie (IGVP), Tel. +49 711 685-65595, E-Mail

Dr. Linus Stegbauer

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