Prof. Cattaneo erarbeitet gemeinsam mit Gretchen Chojnacki-Herbers den EMI-Navigator in einem Seminarraum.

Englischsprachige Lehre: Individuelle Coachings und Support für Dozierende

19. April 2023

Englisches Unterrichtsmaterial, Vorlesungen vorbereiten und individuelles Feedback: Dozierende der Universität Stuttgart erhalten Unterstützung in der englischsprachigen Lehre.
[Bild: Lehrwerkstatt Sprachenzentrum]

Das Team der Lehrwerkstatt des Sprachenzentrums hat mit dem „EMI-Navigator“ ein Angebot für Dozierende der Universität Stuttgart entwickelt, um sie in der englischsprachigen Lehre zu beraten und zu unterstützen. Gemeinsam mit Professor Giorgio Cattaneo fand im Wintersemester 2022/23 das erste Pilotprojekt statt.

„English as a Medium of Instruction“ (EMI), also „Englisch als Unterrichtsmedium“ wird in der Lehre an der Universität Stuttgart immer wichtiger. Derzeit werden 16 internationale Masterstudiengänge in englischer Sprache angeboten und es sollen weitere folgen. Auch einige Bachelorstudiengänge wollen englischsprachige Vorlesungen und Projekte in ihre bestehenden Formate einbinden. Eine universitätsweite Umfrage des Sprachenzentrums im Mai 2022 hat ergeben, dass die Mehrheit der befragten Studierenden und Dozierenden eine positive Einstellung zu englischsprachigen Angeboten hat. Sie stimmten weitgehend darin überein, dass eine Ausweitung des englischsprachigen Angebots sowohl die Berufsaussichten der Studierenden verbessern würde als auch mehr internationale Studierende und Beschäftigte anziehen würde. Dies untermauert das strategische Ziel der Universität, eine weltweit anerkannte Forschungsuniversität zu sein.

Deshalb hat Gretchen Chojnacki-Herbers, Dozentin und Sprachbereichskoordinatorin am Sprachenzentrum, gemeinsam mit ihrem Team und mit Professor Giorgio Cattaneo, Leiter des Instituts für Biomedizinische Technik (BMT) den sogenannten EMI-Navigator entwickelt. „Unser Ziel ist es, alle Dozierende, die auf Englisch unterrichten möchten, individuell zu unterstützen. Unser Motto lautet: Sie bringen das Fachwissen mit und wir helfen Ihnen, es an ein englischsprachiges Publikum anzupassen“, sagt Chojnacki-Herbers. Das EMI-Team unterstützt Dozierende zum Beispiel dabei, deren englisches Unterrichtsmaterial zu überprüfen, Vorlesungen oder Seminare zu beobachten und individuelles Feedback zu geben.

Bereits im April 2020 hat Chojnacki-Herbers erste Grundlagen für das EMI-Programm entwickelt. Sie und ihr Team haben in einem ersten Schritt auf der Lernplattform ILIAS Materialien und Workshops angeboten, wie zum Beispiel das Vortragen von Lehrinhalten auf Englisch, der Umgang mit schwierigen Fragen, Feedback in der Sprechstunde, das Erklären von Gleichungen oder das Verstehen schwieriger interkultureller Szenarien.

Im EMI-Programm gibt es sechs Stufen zu verschiedenen Themen wie zum Beispiel deutlich sprechen, effektiv vortragen und präsentieren.
Die unterschiedlichen Stufen des EMI-Navigators.

Seminar als Pilotprojekt: Wie der EMI-Navigator entstand

Von diesen Grundlagen inspiriert, bot Professor Giorgio Cattaneo sein Seminar „Biomedical Implant Engineering“ im Wintersemester 2022/23 als Pilotprojekt für die Zusammenarbeit mit dem EMI-Team als englischsprachigen Kurs an. Gemeinsam haben sie das EMI-Angebot in der Praxis weiterentwickelt und daraus das Format EMI-Navigator entwickelt. Chojnacki-Herbers erklärt: „Wir wollen unsere Unterstützung dort hinbringen, wo sie am hilfreichsten ist, nämlich in den Hörsaal.“ Sie arbeiteten gemeinsam an der Aufbereitung von Vorlesungsunterlagen und dem Ausbau des Wortschatzes sowie der mündlichen Kompetenzen. „Eine der effektivsten Anpassungen war die Entwicklung von Vokabellisten, die Professor Cattaneo seinen Studierenden zur Verfügung stellte. Der Schwerpunkt lag auf der Fähigkeit der Studierenden, Kurskonzepte auf Englisch zu verstehen und zu erklären, ohne sie in ihre Muttersprache zu übersetzen. Dieser ganzheitliche Ansatz hat sowohl das Verständnis der Studierenden als auch die Kommunikationsfähigkeiten der Dozierenden im Blick.“

EMI-Navigator-Webseite

Das EMI-Team beobachtete im Laufe des Semesters zwei Vorlesungen, um diese zu analysieren und später ein detailliertes Feedback zu geben. Ein Vorteil des Formats besteht darin, dass die EMI-Koordinatorinnen und Koordinatoren echte Interaktionen im Hörsaal oder Seminarraum beobachten und die Dozierenden durch ihr Feedback bei der Verbesserung ihrer Kommunikation unterstützen können. Das Besondere am EMI-Navigator-Format ist das ständige persönliche Feedback und die Anpassung an die individuellen Bedürfnisse der Dozierenden. Professor Cattaneo begrüßt diesen Ansatz: „Das alles könnte nicht einfach so in einem normalen Workshop vermittelt werden.“

Zum Abschluss des Seminars hat das EMI-Team gemeinsam die Prüfungsfragen analysiert, um sicherzustellen, dass die Studierenden die Formulierungen verstehen und sie ihr Wissen über den Lehrstoff unter Beweis stellen können.

Evaluierung: Befragung der Studierenden

Gegen Ende des Semesters führte das EMI-Team der Lehrwerkstatt eine Befragung der Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer durch. Die Studierenden waren sich mit überwiegender Mehrheit einig, dass der Kurs sowohl ihre Sprachkenntnisse als auch ihre künftigen akademischen und beruflichen Aussichten gestärkt hat. In der anonymen Umfrage bestätigte ein*e Student*in, weitere Kurse auf Englisch belegen zu wollen und schrieb: „Ich denke, es ist wichtiger denn je, die eigenen Englischkenntnisse auszubauen, besonders in einem so interdisziplinären und damit global vernetzten Fachbereich.“

Auch Professor Cattaneo ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Durch die Wissensbasis, die im EMI-Navigator-Format geschaffen wurde, sei er jetzt in der Lage, seine Lehrveranstaltungen in englischer Sprache selbstständig weiterzuentwickeln und dabei auf seiner Zusammenarbeit mit dem EMI-Team weiter aufzubauen. Er hofft, dass auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Instituten und Fakultäten die Unterstützung der Lehrwerkstatt in Anspruch nehmen. „Ich habe von dem EMI-Angebot der Lehrwerkstatt sehr profitiert und freue mich auf die zukünftige Zusammenarbeit. Es ist sehr erfreulich, dass wir diese Art von Unterstützung an der Universität haben.“

Wenn Sie am EMI-Navigator teilnehmen möchten, wenden Sie sich gerne per E-Mail an das Team der Lehrwerkstatt.

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