Klimaschutz braucht gebildete Bürger*innen. Wie Menschen während des Studiums, aber auch im Berufsleben diese Bildung erfahren können, damit beschäftigt sich das Zentrum für Lehre und Weiterbildung (zlw) der Universität Stuttgart seit nun 15 Jahren. Zur Jubiläumsfeier hielt Prof. Harald Lesch einen Vortrag mit dem Titel „Das Klima: Der Stand der Dinge“.
Die Feier eröffnete Prof. Michael-Jörg Oesterle, Prorektor für Lehre und Weiterbildung. Er betonte die Relevanz des lebenslangen Lernens für eine gebildete Gesellschaft. Markus Lion, Leiter des zlw, gab Einblicke in die Arbeit der letzten 15 Jahre. Er erklärte, welche Rolle unter anderem die fachübergreifenden Schlüsselqualifikationen sowie das Studium Generale und das Gasthörerstudium für das intergenerationale gemeinsame Lernen spielen. Musikalisch begleitet wurde der Abend von einem Streichquartett der Kammerphilharmonie der Universität Stuttgart. Im Foyer konnten sich die Gäste über Klimaschutzmaßnahmen informieren.
Das Klima: Der Stand der Dinge bereitet Sorgen
Harald Lesch begann seinen Vortrag mit den Worten: „Ich schaue immer gern vorher und nachher in die Gesichter des Publikums. Gerade lachen Sie noch.“ Er erklärt: Die Lage ist ernst. Steigende Temperaturen, immer höhere CO2-Konzentration in der Atmosphäre, deren Rückgang niemand von uns noch erleben wird, schmelzender Permafrost – die Liste der Krankheiten des „Patienten Erde“ ist lang.
In der Vergangenheit verbreiteten Ölkonzerne, die von den schädlichen Auswirkungen von CO2 wussten, Falschinformationen über die Ursache des Klimawandels. Und auch heute äußern Menschen wie am von Lesch veranschaulichten „Stammtisch“ Sätze wie: „Warm war es doch schon immer mal, hier liegt im Winter ja auch Schnee“, oder: „Dann wird es bei uns so schön warm wie in Italien und hier wachsen Palmen.“ Absichtliche Fake News zu identifizieren und die Relevanz wissenschaftlich fundierter Informationen anzuerkennen, ist demnach die Aufgabe von Bildung.
Es ist noch nicht zu spät
Lesch beendete seinen Vortrag allerdings nicht mit düsteren Aussichten, sondern mit einem Appell an das Publikum: „Deutschland gehört nicht zu den Ländern, in denen es sich die Menschen erlauben können, vor Frustration zu resignieren. Wir müssen aktiv an Lösungen arbeiten.“ Im Sektor der erneuerbaren Energien können mit wenigen Komponenten viele Kraftwerke gebaut werden – bei den fossilen Energien ist es genau umgekehrt. „Sie haben hier in Stuttgart Forschung und Innovation – warum das nicht nutzen im Hinblick auf CO2-Speicherung oder Batterien? Aber auch Renaturierung ist wichtig. Seegras und Moore sind beides natürliche CO2-Speicher, die wir pflegen müssen.“
Das Publikum fragte sich am Ende vor allem, was Einzelpersonen tun können, um etwas für den Klimaschutz zu tun. „Vergessen Sie die Leute am Stammtisch. Man wird nicht jeden überzeugen können, aber das müssen wir auch nicht“, so Lesch. „Schauen Sie morgens in den Spiegel und fragen Sie sich: Wie kann ich durch den Tag gehen, wenn ich all das weiß? Das Wichtige ist, dass wir zusammen an Lösungen arbeiten. Die Natur und das Klima gehören keiner Partei an und überall in der Gesellschaft braucht es Menschen, die es ernst meinen.“
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