Mithilfe technischer Expertise, Feinarbeit und Leidenschaft ist das Computermuseum der Universität Stuttgart zu einer bedeutenden Institution der Informatikgeschichte geworden. Dafür wird es mit der Klaus-Tschira-Medaille ausgezeichnet, die die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) zusammen mit der Klaus Tschira Stiftung verleiht. Die nach dem SAP-Mitgründer benannte Medaille wird alle zwei Jahre für besondere Verdienste um die Nutzung und Weiterentwicklung informatischer Methoden in unterschiedlichen Anwendungsgebieten verliehen. In diesem Jahr geht sie zum ersten Mal nicht an eine Persönlichkeit, sondern an eine Institution.
Historische Maschinen in Aktion
Vom Nachbau der Schickardschen Rechenmaschine über die erste kommerziell hergestellte Computermaus, der Telefunken RKS 100, bis zum ältesten funktionsfähigen Computer in Deutschland, einem Magnettrommelrechner der ersten Generation sowie einem kompletten Lochkartenrechenzentrum: Die Maschinen im Computermuseum der Universität Stuttgart erzählen nicht nur ihre eigene Geschichte. Fast alle Ausstellungsstücke sind voll funktionsfähig und können den Besucher*innen so greifbar nähergebracht werden. Für diesen Beitrag zum Erhalt der Kulturgeschichte der Informatik wird das Museumsteam beim INFORMATIK FESTIVAL 2024 mit der Klaus-Tschira-Medaille geehrt.
Menschen für die Informatik begeistern
Hinter der Sammlung steht das Team aus Klemens Krause, Christian Corti, Katja Stefanie Engstler, Ralph Braun, Luca Moczko, Martin Kurtz, Michael Wegmer sowie Eva Farkas und Martin Peters. Stellvertretend nehmen Klemens Krause und Christian Corti die Ehrung am 25. September 2024 in Wiesbaden entgegen. Sie haben das Museum aufgebaut und einzigartige Exponate aufgespürt, restauriert sowie in ihrer Funktion wiederhergestellt. „Dieses engagierte Team beweist einen unglaublichen Ehrgeiz, Exponate unabhängig von ihrem Zustand betriebsfähig zu machen und diesen auch zu bewahren. Indem sie von ihren Mühen und Erfolgen berichten, begeistern sie Menschen verschiedenster Altersgruppen für die Informatik und ihre Geschichte“, sagt Christine Regitz, Präsidentin der Gesellschaft für Informatik.
Wissen für ein breites Publikum
„Ich gratuliere dem Gründer unseres Computermuseums, Klemens Krause, und seinem gesamten Team herzlich zu dieser Auszeichnung“, erklärt Dr. Simone Rehm, Prorektorin für Informationstechnologie der Universität Stuttgart. „Das Museum zeigt seit vielen Jahren eindrucksvoll, wie wir den Menschen Technikgeschichte nahebringen können und wie Wissenschaftskommunikation im digitalen Zeitalter für eine breite Öffentlichkeit gelingt“. Die Stuttgarter „Bit-Archäologen“ restaurieren historische Rechner nicht nur und führen sie ihren Besucher*innen vor. Sie geben ihr Wissen auch an ein breites Publikum weiter. Neben Führungen für Schulen, Volkshochschulen und Firmen ist das Museum seit seiner Gründung vor 27 Jahren für ein interessiertes Publikum zu den Öffnungszeiten zugänglich. Auch online ist das Team um Krause präsent: Während des Corona-Lockdowns entstand der monatliche Lifestream „Abends im Computermuseum“ mit bisher 45 „Sendungen“ aus dem Computermuseum, sowie gut geklickte YouTube-Videos zu ausgewählten Sammlungsstücken und Themen.
Über das Computermuseum
Das Computermuseum der Stuttgarter Informatik wurde 1997 auf Initiative von Klemens Krause und auf Beschluss des Fakultätsrats Informatik gegründet und seitdem sukzessive ausgebaut. Auf 140 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden mechanische und elektrische Rechenmaschinen, Einplatinencomputer, Wang- und HP-Rechner, Analogcomputer, frühe Personalcomputer, Textverarbeitungssysteme und Peripheriegeräte gezeigt. Die Entwicklung der Informatik zeigt sich auch in den Datenträgern, die verarbeitet werden können - Lochstreifen (LGP-30), Lochkarten (IBM 1130- Anlage), DEC-Tapes (PDP-Anlagen) und Disketten in allen Größen, sowie weniger bekannte Speichermedien.
Das Museum kooperiert unter anderem mit dem Netzwerk Wissenschaftskommunikation SciComm der Stadt Stuttgart, dem Deutschen Technikmuseum in Berlin und dem ACONIT Computermuseum Grenoble. Mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach und dem Institut für Literaturwissenschaft (ILW) der Universität Stuttgart wurde ein Projekt zur Wiederaufführung der „Stochastischen Texte“ von Theo Lutz verwirklicht. Das Museum befindet sich auf dem Campus Vaihingen und ist während der Öffnungszeiten zugänglich.
Über die Gesellschaft für Informatik e.V.
Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) ist die größte Fachgesellschaft für Informatik im deutschsprachigen Raum. Seit 1969 vertritt sie die Interessen der Informatiker*innen in Wissenschaft, Gesellschaft und Politik und setzt sich für eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung ein. Mit 14 Fachbereichen, über 30 aktiven Regionalgruppen und unzähligen Fachgruppen ist die GI Plattform und Sprachrohr für alle Disziplinen in der Informatik. Die GI hat sich Ethische Leitlinien gegeben, die Ihren Mitgliedern als Orientierung dienen.
Über die Klaus Tschira Stiftung
Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940–2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein.
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Jutta Witte
Dr.Wissenschaftsreferentin