Maria Wirzberger (MW): Neurodiversität setzt sich ja zusammen aus den beiden Begriffen Neuro und Diversität. Diversität bedeutet, wir sind alle unterschiedlich.Und Neuro bezieht sich eben darauf, wo die Unterschiede sind, nämlich auf neuronaler Ebene, in unserem Kopf, in der Art und Weise, wie wir Informationen verarbeiten, wie wir Informationen zuerst einmal wahrnehmen und wie wir darauf dann entsprechend reagieren.
Laura Bareiß (LB): Speziell Autistinnen und Autisten sind mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Zum Beispiel haben sie häufig Schwierigkeiten, auf sozio-emotionaler Ebene oder im kommunikativen Bereich. Auf der anderen Seite darf man aber auch nicht vergessen, dass sie wertvolle Perspektiven mitbringen.
MW: Genau darum geht es im Projekt UFO. Nämlich diese wertvollen Potenziale in die Arbeitswelt zurückzuholen und nicht als Defizite auszublenden.
LB: Zunächst einmal haben wir in virtueller Realität verschiedene kognitive Aufgaben entwickelt, die exekutive Funktionen trainieren sollen, wie zum Beispiel die inhibitorische Kontrolle. Mit Inhibition meine ich, die Fähigkeit, Handlungen zu unterdrücken oder abzubrechen, also Reize zu hemmen.
MW: Wir haben das Ganze ja in ein UFO, angelehnt an den Projektnamen, in ein UFO verlegt, sozusagen als Schutzraum. Dass ich eben in der Lage bin, diese Reize zu filtern, also dass ich die eben ausblende, die nicht relevant sind und eben die verarbeitet, die relevant sind.
LB: Wir erfassen Hirnsignale mittels funktioneller Nahinfrarotspektroskopie, um darüber Informationen zu emotionalen Zuständen zu bekommen. Und diese emotionalen Zustände sollen letztlich dann in taktile Reize umgewandelt werden. Das ist quasi eine Art Feedback über die emotionalen Zustände.
LB: Unsere Nutzerinnen und Nutzer sollen dadurch lernen, ihre eigenen emotionalen Befindlichkeiten zu deuten und dann auch entsprechend handeln zu können. Innerhalb des Projekts haben wir, vor allem vonseiten unserer Projektpartner, ein Trägersystem entwickelt. In diesem Fall handelt es sich um ein T Shirt. Und darin befinden sich taktile Pads. Und das ist quasi unsere taktile Ausgabe, die mit einem bestimmten Muster vibrieren kann.
MW: Wir wollen eine Technologie schaffen, die von allen genutzt werden kann. Und die dann im nächsten Schritt auch diese Unterschiede erlebbar macht. Im Bewerbungsgespräch zum Beispiel. Dann ist ja so eine Fähigkeit, dass man eben störende Reize ausblenden kann, ja essenziell. Wenn man sich jetzt überlegt, man hat eine Person, die hat genau damit Schwierigkeiten kann störende Reize nicht ausblenden und kann deswegen die Potenziale, die sie eigentlich hat, gar nicht abrufen in so einer Situation, dann würde die Person sehr stark von unserem Training profitieren, weil sie nämlich dann genau die Möglichkeit hat, ihre eigenen Potenziale auch nach außen zu tragen.