Im strategischen Profilbereich „Biomedical Systems and Robotics for Health” der Universität Stuttgart arbeiten Forschende der Bio-, Ingenieur- und Datenwissenschaften gemeinsam an intelligenten biomedizinischen Lösungen für die Gesundheitsversorgung. Ende November kamen über 100 von ihnen in entspannter Atmosphäre zusammen, um sich zu vernetzen und sich über neueste Entwicklungen auszutauschen.
Im Mittelpunkt: Innovative Methoden zur Verbesserung präklinischer Tests
Organisiert wurde der traditionelle Herbst-Workshop der Biomedizin in diesem Jahr von 3R-BioMedicUS, einer Initiative, die innovative Patientenmodelle für die biomedizinische Forschung entwickelt. „3R” steht dabei für „Replace, Reduce, Refine” und das Anliegen, Tierversuche zu ersetzen, zu reduzieren und zu verbessern.
Im Mittelpunkt des „Workshop on Novel Biotherapeutics and Drug Testing Platforms” standen neue Plattformen für die Entwicklung von Biotherapeutika und die Arzneimittelprüfung. Deutsche und internationale Expert*innen informierten über spannende Innovationen – vom intelligenten Mikroroboter für die Medikamentengabe über Fortschritte im Bereich des Immunzell-Engineering bis zu revolutionären Techniken zur Modellierung von Narbengewebe und mehr. Bei einer interaktiven Poster Session wurden Pizza und Getränke gereicht und ein lebhafter Ideenaustausch kam zustande.
Bühne frei für vielversprechende Nachwuchswissenschaftler*innen
Der Workshop bot auch vier aufstrebenden Talenten des 3R-BioMedicUS-Netzwerks die Gelegenheit, ihre innovative Forschung vorzustellen: Julia Thiel, Stella Asmanidou, Kai Hirzel und Ali Salehi. Alle vier beschäftigen sich mit tierversuchsfreien Patientenmodellen. Ihre Arbeit wird finanziert durch das baden-württembergische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
Krebsmedikamente tierversuchsfrei und genauer testen
Bisher werden Krebsmedikamente hauptsächlich mithilfe von 2D-Zellkulturen und präklinischen Tumormodellen in Mäusen getestet. Diese können allerdings die Komplexität und Vielfalt menschlicher Tumore nur unzureichend wiedergeben. Julia Thiel, Stella Asmanidou und Kai Hirzel arbeiten in einem gemeinsamen Projekt an neuen Testmethoden für Krebsmedikamente. Die drei Nachwuchsforschenden erproben unterschiedliche Ansätze: Julia Thiel forscht am Margarete Fischer-Bosch Institut für Klinische Pharmakologie, einem Partner der 3R-BioMedicUS Initiative. Thiel beschäftigt sich mit der Langzeitkultivierung von patienteneigenem Tumorgewebe für die Evaluierung von Immuntherapien. Stella Asmanidou, Doktorandin am Institut für Zellbiologie und Immunologie, nutzt 3D-Tumorgewebekultur-Plattformen, um neue Krebsmedikamente zu testen und optimierte Behandlungsstrategien zu entwickeln. Doktorand Kai Hirzel vom Institut für Biomaterialien und Biomolekulare Systeme repliziert menschliches Gewebe und Tumore aus Biomaterialien und Zellen. Dabei kommen ihm innovative 3D-Drucktechniken zu Hilfe.
„Grüne” Blutgefäße für die kardiovaskuläre Forschung
Auch Doktorand Ali Salehi vom Institut für Biomedizinische Technik stellte sein Projekt vor. Salehi forscht an „grünen” Blutgefäßen: Seine Nachbildungen menschlicher Blutgefäße basieren auf natürlichem Gewebe, das aus Pflanzen isoliert wird. Zum Einsatz könnten solche Modelle zukünftig zum Beispiel in der kardiovaskulären Forschung kommen.
„Unsere Nachwuchsforschenden leisten echte Pionierarbeit”, lobt Prof. Monilola Olayioye, Sprecherin der 3R-BioMedicUS Initiative. „Auch dank ihrer Forschung können wir die Entwicklung zukunftsfähiger Patientenmodelle ein großes Stück vorantreiben. Modelle, die nicht nur tierversuchsfrei sind, sondern auch die komplexe menschliche Biologie viel akkurater abbilden, als es bisher möglich war.”
Kontakt
Lena Jauernig
Redakteurin Wissenschaftskommunikation / Wissenschaftlicher Nachwuchs